Nun haben wir also tatsächlich den Atlantik überquert und sind in St. Laurent du Maroni in Franz. Guyana angekommen. Eigentlich wollten wir hier ja erst in ein paar Wochen sein, aber manchmal kommt es eben anders als man denkt. Auf jeden Fall sind wir stolz auf unsere Leistung und vor allem sind wir stolz auf unseren dicken Felix und unseren Autopiloten „Gustl“. Der dicke Felix ist unbeeindruckt von allem einfach immer voran gesegelt, nicht in Rekordgeschwindigkeit aber in einer angenehmen Reisegeschwindigkeit, die das Leben an Bord nicht ungemütlich gestaltet hat. Spätestens jetzt sind wir uns absolut sicher, dass dieses Schiff mit jeglichen Wetterbedingungen klar kommt und dass es auch einfach und unkritisch zu handeln ist. Aber nun von Anfang an:
Am 16.05.14 sind wir mit dem Dingi nochmal nach Mindelo in die Marina gefahren um auszuklarieren (was problemlos funktioniert hat) und außerdem haben wir noch frisches Obst und Gemüse und auch Brot gekauft. Danach haben wir das Dingi ordentlich fest gebunden und dann sind wir Anker aufgegangen und an die Wasser- und Dieseltankstelle der Marina gefahren. Zum Glück haben wir dort nur kurz festgemacht, denn das Meer war so aufgewühlt und der Wind so kräftig, dass es uns stark in die Festmacher eingeruckt hat. Wir haben dann ca. 500 l Wasser getankt (für ca. 10 euro) und dann konnte es gegen 17:00 UTC endlich los gehen. In der Bucht von Mindelo haben wir dann gleich das Großsegel gesetzt und dann konnte es raus aufs offene Meer gehen. Zu Beginn sind wir sehr gut von der Insel weggekommen, dann haben wir leider die Abdeckung von Santo Antao gespürt, sodass wir 1,5 h motoren mussten, da die Segel sonst zu stark geschlagen hätten. Danach kamen Wind und Welle wieder aus N-NO und wir
sind gut voran gekommen. Allerdings kam die Welle leider nicht nur aus N-NO, sondern auch aus Richtungen, die wir uns gar nicht erklären konnten, sodass die Wellen manchmal stark gegen den Steuerbordrumpf geschlagen haben, dabei kamen leider auch oftmals fliegende Fische mit, die wir dann manchmal erst Stunden später verendet irgendwo auf dem Vorschiff oder an der Seite gefunden haben. Zu Beginn war ich nicht ganz topfit, aber da es nicht viel zu tun gab, durfte ich erstmal viel schlafen und mich an die Schiffsbewegungen gewöhnen und Sven hat mal wieder das Schiff alleine im Griff gehabt. Dazu muss man aber auch sagen, dass es nicht allzu viel zu tun gab, das Großsegel war mit einem Bullenstander gegen eine Patenthalse gesichert und das Vorsegel war mit dem Spinnakerbaum ausgebaumt und stand wie eine eins. Am 17.05. waren die Bedingungen dann unverändert und wir sind weiterhin gut voran gekommen. Am Abend haben wir immer unsere Position über Kurzwelle übermittelt, dazu senden wir eine email mit unserer Position an das Winlink-System, das uns dann umgehend eine Bestätigungs-email zurück schickt und so unsere Position auf der Karte angezeigt werden kann. Leider haben wir dann aber erfahren, dass das dieses Mal wohl nicht so ganz funktioniert hat, deswegen haben wir dann unsere Position auch noch an die Homepage geschickt. Unser abendliches Funken hat jedes Mal auch 1-2 Stunden in Anspruch genommen, aber dafür hatten wir dann auch wieder einen Wetterbericht für die nächsten 3 Tage. In der Zeit des Funkens müssen wir von Hand steuern, da sich Autopilot und Funkverkehr gleichzeitig stören. Man mag jetzt denken, dass es ja nicht so schlimm ist mal 1-2 Stunden zu steuern, denn schließlich steuert der Freizeitsegler, wenn er denn mal Zeit hat zum Segeln ausschließlich und mit Freude selber. Aber wenn man eine längere Zeit unterwegs ist, dann will man wirklich nicht eine Sekunde am Steuer stehen müssen. Dies kann man erst nachvollziehen, wenn man selbst man eine längere Strecke mit kleiner Crew gesegelt ist. Ein Charterurlaub mit 6 Personen und einer Nachtfahrt in 2 Wochen gilt da natürlich nicht als Vergleich, denn da freut man sich eher noch, wenn man mal in der Nacht für 2 Stunden steuern „darf“. Ein jeder Fahrtensegler wird sich also darum bemühen einen möglichst tüchtigen Autopiloten an Bord zu haben, und so sind Diskussionen über Autopiloten unter Fahrtenseglern ein Lieblingsthema. Auch am 18.05. wehte der Wind weiterhin mit 5-6 Bft, tagsüber meist etwas schwächer als in der Nacht und zu Sonnenaufgang und Sonnenuntergang immer etwas stärker. Am 19.05. wurde der Wind wie erwartet etwas schwächer, aber auch das Meer wurde ruhiger, so sind wir immer noch gut und vor allem ruhig voran gekommen. Mir ging es mittlerweile wieder recht gut, und so konnte auch Sven in der Nacht mehrere Stunden am Stück durchschlafen, während ich Hörspiele hörte und für den Fall, dass ich einschlafen sollte einen Wecker gestellt habe. Spätestens alle halbe Stunde schaute sich einer von uns gründlich um, doch viel zu sehen gab es in den zwei Wochen nicht, nur am Tag nach der Abfahrt haben wir 2 Frachtschiffe gesehen und dann erst wieder am Tag der Ankunft, aber auch nur im AIS und nicht mit dem Auge. Am 20.05. hatten wir ein Viertel der Strecke hinter uns, das Wasser hatte mittlerweile schon 30°C und so feierten wir meinen Geburtstag bei schwachem Wind, wobei unser Felix ganz ruhig gesegelt ist. Ich bekam sogar einen Strauß zum Geburtstag! Allerdings bestand dieser nicht aus Blumen sondern aus Lollies! Außerdem gab es einen neuen Bikini und Svens Arduino hatte ein Geburtstagsständchen für mich gespielt. Am Abend hat Sven dann noch eine schöne Gemüsepfanne für uns gekocht und so war es ein ruhiger aber schöner Geburtstag. Vielen Dank an alle, die mir gratuliert haben, leider kann ich mich momentan nicht persönlich bedanken, da die Internetsituation sehr schlecht ist. Ich hoffe, dass ich das aber bald nachholen kann!
Am 21.05. hatten wir bereits ein Drittel der Strecke hinter uns und der Wind kam wieder voll zurück. Gegen 22:00 UTC (da ist es schon dunkel) stand das Großsegel plötzlich back, d.h. ohne Bullenstander hätten wir jetzt eine Patenthalse gemacht, so ist nicht viel passiert. Wir sind sofort selbst ans Steuer und haben das Schiff wieder vor den Wind gebracht, dabei haben wir gemerkt, dass die Windrichtung nicht mehr so stetig ist und auch die Stärke stark schwankt. Wir sind davon ausgegangen, dass wir nun in einen Squall hinein gefahren sind (sehen tut man ja nichts). Sven steuerte erstmal von Hand während ich den Himmel beobachtete und immer wieder tiefschwarze Wolkenfelder zuerst von vorne nach hinten und dann von hinten nach vorne an uns vorbei ziehen sah. Das Meer wurde auch unruhiger, da die Wellen durch den unsteten Wind nicht mehr nur aus einer Richtung kamen. Gegen 23:30 UTC schien es sich wieder zu stabilisieren und Sven schaltete den Autopiloten wieder ein, doch kurz darauf lief Felix schon wieder aus der Spur und das Segel stand wieder back. Kurzes Nachschauen hat gezeigt: Der Autopilot bewegt das Ruder nur noch in eine Richtung und nicht mehr in die andere, so konnte er natürlich nicht den gewünschten Kurs halten. Leider ging es mir durch die ruppigen Bewegungen wieder schlechter und ich musste mich hinlegen, Sven steuerte das Schiff also erstmal von Hand. In den frühen Morgenstunden wurde es immer ruhiger, sodass das Schiff auch ohne zu steuern kurzzeitig nicht aus dem Ruder lief und so hatte Sven Zeit sich auf die Fehlersuche zu begeben. Ich konnte ihm dabei leider nicht helfen, Sven hatte mir dann auch sofort ein neues Scopolaminpfalster aufgeklebt, was meinen Zustand bestimmt etwas verbessert hat. Sven hatte schnell herausgefunden, dass das Problem beim Autopiloten an einem klemmenden Steuerrelais lag, welches nicht mehr zuverlässig durchschaltete, deswegen nur noch die einseitige Ruderbewegung. Mit Stirnlampe bewaffnet und immer
abwechselnd am Steuer, um den Kurs zu korrigieren und über dem zerlegten Autopiloten kniend war Sven also mitten in der Nacht dabei das Relais wieder gängig zu bekommen und morgens gegen 05:00 UTC war es dann soweit, der Autopliot bewegte die Ruder wieder zuverlässig in beide Richtungen. Gott sei Dank! Aber würde er das auch für die nächsten 10 Tage machen? Während Sven am Steuer stand erschrickt er plötzlich und man hörte einen Knall, da ist doch tatsächlich ein fliegender Fisch (ca. 20 cm lang) an seiner Schulter vorbei geflogen und direkt an die Scheibe über dem Steuerrad mit einem Rumms geknallt und danach auf den Boden der Plicht, wo ich ihn dann mit einem Kescher eingefangen und ihn dann wieder ins Meer verfrachtet habe. Nur ca. 30 cm weiter nach rechts und ich hätte ihn auf dem Sofa einsammeln können. Das doofe an den fliegenden Fischen ist, dass sie überall ihre Schuppen verlieren, auch jetzt finden wir manchmal noch eine Schuppe irgendwo. Mir gings dann auch wieder
besser und so konnte Sven endlich mal ein paar Stunden schlafen. Doch wir waren dann natürlich nicht mehr ganz so entspannt und waren immer darauf gefasst, dass der Autopilot womöglich wieder ausfallen könnte. Wir haben das Großsegel wieder ins 1. Reff gesetzt, sodass wir zwar etwas langsamer wurden (ca. 0,5 kt) aber dafür sind wir die Wellen, die nicht genau von hinten gekommen sind, nicht schräg herunter gesurft, so hatte der Autopilot dann weniger Arbeit, denn lieber wollten wir etwas später ankommen aber dafür mit funktionierendem Autopiloten.
Am Abend des 22.05. wurde der Wind dann wieder etwas stärker, sodass wir ins Groß das 2.Reff gebunden haben, auch die Welle wurde höher und schneller. In der Nacht hatten wir permanent 20-30 kt Wind, was Felix im 2.Reff natürlich locker weggesteckt hat und auch der Autopilot funktionierte immer noch tadellos. Ein Hoch auf meinen Schiffsmechaniker, der mal wieder den Fehler entdeckt hat und auch beheben konnte!! Am 23.05. hatten wir nur noch weniger als 1000 sm vor uns. Die Nacht auf den 24.05. haben wir zügig hinter uns gebracht aber auch etwas unruhig, da wir wieder mal Wellen aus unterschiedlichen Richtungen hatten, woher auch immer diese kamen, denn der Wind wehte seit Tagen konstant aus der gleichen Richtung. Noch vor Sonnenaufgang kam zum kräftigen Wind auch der erste Regen hinzu. Die Sonne schaffte es erst gegen 13:00 UTC die Wolken zu durchbrechen, doch dann wurde es sehr schnell sehr warm. Mittlerweile hatten wir die Hälfte der Strecke hinter uns und waren nun wieder entspannter was die Funktionstüchtigkeit unseres Autopiloten anging. Die Wassertemperatur betrug mittlerweile schon 32,5 Grad. Auch tagsüber gab es nun manchmal kleine Regenschauer. Auch die Nacht auf den 25.05. war etwas unruhiger aber wir kamen weiterhin gut voran und mussten nichts an der Segelstellung ändern. Wie die meiste Zeit sind wir unter Schmetterlingsbeseglung mit ausgebaumter Genua unterwegs gewesen. Vor Sonnenaufgang dann wieder ein Regenschauer, vor, während und nach dem Schauer wurde der Wind immer etwas schwächer, drehte bis zu 20 Grad. Am Nachmittag backte Sven Brötchen mit einer Brotbackmischung, zu der man nur noch Wasser hinzufügen musste. Da Sven ja mit Teig eher nicht so kann, versuchte ich ihm Tipps zu geben, vor allem, dass er nicht zu viel Wasser nehmen darf, sonst klebt im der Teig überall. Keine 5 min später war er schon am Jammern, denn der Teig klebte ihm an jedem Finger (Foto folgt). Also kam noch eine gewaltige Menge Mehl dazu und gemeinsam bekamen wir dann einen guten Hefeteig hin und die fertigen Brötchen schmeckten uns mit gesalzener Butter sehr gut.
Wir lagen weiterhin sehr ruhig vor Welle und Wind und kamen recht gut voran. Bisher waren wir sehr zufrieden mit den Wetterbedingungen, der Wetterbericht stimmte sehr gut mit der Wirklichkeit überein. Am Nachmittag war das Wetter durchwachsen, zunächst ließ der Wind nach, sodass wir sehr langsam wurden, doch innerhalb von 5 min kam der Wind dann plötzlich wieder zurück (15-20 kt) und brachte auch Regen mit. Ständig wechselten sich Wind und Regen ab, was auch teilweise Winddrehungen bis zu 40 Grad zur Folge hatte. Dank unseres innen montierten Zusatzinstruments, das wir bequem vom Sofa aus liegend ablesen können, können wir immer sehen woher der Wind kommt, wie stark er weht und wie schnell wir sind, ohne raus gehen zu müssen. So können wir sehr schnell auf plötzliche Wetterveränderungen reagieren und die Segel ggf. anpassen. Wir möchten nicht mehr auf den Luxus dieses Zusatzinstrumentes verzichten wollten, auch wenn man im ersten Moment seinen Nutzen nicht erkennt. Die Nacht auf den 26.05. war sehr angenehm, da der Wind nun wieder sehr konstant mit 13-20 kt wehte und die Welle moderat genau von hinten kam. In dieser Nacht gab es keinen Regen und so konnten wir erstmals einen traumhaften Sternenhimmel sehen. Wir hatten nun zwei Drittel der Strecke hinter uns und wir begannen schon zu rechnen, wann wir wohl ankommen würden. Der Tag verging schnell. Die Nacht brachte dann wie fast immer etwas mehr Wind (20-30 kt), leider war auch das Meer wieder etwas unruhiger und so wackelte es wieder mehr.
Am 27.05. hatten wir schon drei Viertel der Strecke hinter uns und fuhren eher etwas untertakelt, um unsere Ankunft auf Freitag nach Sonnenaufgang zu verzögern. Am 28.05. hatte das Wasser dann schon beachtliche 34,5 Grad, tagsüber hatten wir im Schiff bis zu 31 Grad, aber wir konnten die oberen Schiebefenster etwas öffnen, so hatten wir immer schön frische Luft im Schiff. Am 29.05. gab’s dann nochmal etwas Nieselregen, am Abend hatten wir weniger nur noch 100 sm vor uns. Wir sahen seit Mindelo das erste Frachtschiff als AIS-Signal. In den frühen Morgenstunden des 30.05. merkten wir, dass uns die Strömung, die in der Nähe der südamerikanischen Küste von Süden nach Norden zieht immer stärker wurde und uns überraschend stark nach Norden versetzte. Dass diese Strömung existiert, wussten wir, aber die Strömungskarten geben hier eine Strömung von 0,5-1,5 Knoten an. Umso weiter wir segelten, umso mehr mussten wir nun unseren Kurs korrigieren, bis wir schließlich hart am Wind gegen die Welle gesegelt sind und 3 Knoten Strömung gegen uns hatten. Der Wind wurde auch nicht weniger und leider auch nicht die Welle. Unser Felix ist zügig am Wind gesegelt, aber bei 3 Knoten Gegenströmung haben wir es kaum noch in die gewünschte Richtung geschafft. Das Wetter wurde dann auch immer ungemütlicher und gegen 06:00 UTC stieg der Wind von 15-20 kt auf permanente 30 kt und gleichzeitig hatte es auch noch wie aus Kübeln geregnet (hier ist zur Zeit Regenzeit). Zum Glück hatten wir die Segel stark gerefft. Wir waren dabei die ganze Zeit draußen, da wir immer wieder die Segel trimmen mussten. Das ging dann 3 Stunden lang so, bis endlich die Sonne aufging. Wir waren vom Regen bereits total durchweicht und Felix ist die ganze Zeit hart am Wind gegen die Welle geknallt.
Trotzdem ist er super gesegelt und hat die hohen Wellen und den starken Wind perfekt weggesteckt. Gegen 10:30 UTC, nachdem wir manchmal mit nicht mal einem einzigen Knoten über Grund in Richtung unseres Ziels Kourou gekommen sind (durchs Wasser sind wir allerdings mit 5-6 Knoten gesegelt!) und keine Wetteränderung in Sicht war, haben wir entschieden Kourou nicht anzulaufen und weiter zum Grenzfluss Maroni (zwischen franz. Guyana und Suriname) zu fahren, das waren dann noch ca. 90 sm. Nach Kourou wären es noch knappe 40 sm gewesen, wir hätten also noch nahezu 40 Stunden unter widrigen Bedingungen gebraucht und das wollten wir nicht auf uns nehmen und auch nicht das Schiff so hart belasten. Nachdem wir unseren Kurs dann auf nordwestliche Richtung geändert haben, war das Segeln ein Unterschied wie Tag und Nacht. Davor zügiges, aber auch lautes Segeln und hartes Einschlagen in die Welle, danach ruhiges und auch zügiges Segeln ohne ein Schlagen oder große Bewegungen an Bord, das
kam mir zu Gute, denn natürlich wurde mir wieder schlecht bei dem harten Kurs Richtung Kourou. Da am 30.05. der Himmel nicht aufklarte, haben wir zum ersten Mal auf dieser Strecke unsere Batterien mit der Maschine laden müssen, da wir befürchteten, dass die Sonne an diesem Tag gar nicht mehr rauskommt. Am Nachmittag wurde es dann doch noch freundlicher, der Wind war zwar recht schwach, die Welle aber auch und wir segelten gemütlich Richtung neuem Ziel. Wir kümmerten uns dann um die Zeiten von Hoch- und Niedrigwasser im Maroni River (dafür haben wir ein Computerprogramm), denn wegen der starken Strömung mit auslaufendem Wasser aus dem Fluss würden wir es nur schwer in den Fluss hinein schaffen. Doch alle Rechnerei nutzte nichts, wir würden wohl mitten in der Nacht vor der Flussmündung ankommen, und außerdem stimmte die Tide nicht für eine Einfahrt. Desweiteren konnten wir uns nicht darauf verlassen, dass die Flusseinfahrt betonnt und vor allem auch beleuchtet ist! Deswegen entschieden wir uns dazu in der Nacht so nah wie möglich an den Anfang des Fahrwassers der Flussmündung zu fahren und dort auf wenigen Metern Wassertiefe zu ankern, das Tageslicht abzuwarten und auch die richtige Tide, um dann mit einlaufendem Wasser nach Saint Laurent du Maroni zu kommen. Ursprünglich wollten wir hier nach Kourou ja sowieso hin. Um 00:45 UTC war es soweit, wir ließen den Anker auf 9 m Wassertiefe fallen. Bis dahin war der Wind recht schwach (ca. 10 kt) und die Welle war zwar vorhanden, aber wir sind davon ausgegangen, dass es für ein paar Stunden schon gehen würde. Doch kaum hatten wir unsere Ankerposition gefunden, legte der Wind zu und wir hatten wieder bis zu 20 kt Wind. Dank der vorhanden Strömung hat es uns leider ungünstig zur Welle gestellt, die mit dem Wind natürlich auch zunahm und so ging es auf und ab und das Vorschiff knallte stark in die ankommende Welle ein. Der Anker hielt dennoch sehr gut (der Untergrund war schlammig) und da wir sehr müde und erschöpft waren, sind wir auch tatsächlich eingeschlafen. Spätestens um 03:30 UTC waren wir beide plötzlich hellwach, denn wieder mal innerhalb kürzester Zeit war der Wind auf über 30 kt angestiegen, die Welle wurde noch höher und wir setzten noch stärker in die Welle ein. Es begann sehr stark zu regnen und da das alles noch nicht genug war fing es auch noch an zu blitzen. Im Schnitt alle 30-60 Sekunden war der Himmel taghell beleuchtet. Es war kein gutes Gefühl mitten auf dem Meer der einzige Blitzableiter und dem Wetter hemmungslos ausgeliefert zu sein. Alle unsere Sinne waren gespannt doch tun konnten wir dennoch nichts. Doch auch diese Nacht ging irgendwann vorbei und es wurde endlich heller. Sobald es hell genug war um wenigstens sehen zu können, was direkt vor uns liegt, sind wir Anker auf gegangen, was bei einem Vorschiff, das ca. 1-2 m hoch und runter hüpfte ein Abenteuer war. Doch alles haben wir im Team wieder super hin bekommen und dann ging es in Richtung Wind und Welle Richtung Flussmündung. Zuerst sind wir motort, aber dann konnten wir noch einige Meilen bequem den Fluss hinauf segeln. Das Fahrwasser in den Maroni River ist zwar betonnt, doch wir hatten die richtige Entscheidung getroffen auf Tageslicht zu warten, denn bei Nacht wäre die Betonnung nicht zu identifizieren gewesen, außerdem sind die Tonnen im Fluss nicht beleuchtet (die Ansteuertonnen vor der Flussmündung sind allerdings beleuchtet). Kaum waren wir im Fluss wurden wir dann für die Strapazen der letzten 2 Tage entschädigt. Um uns rum begann der tropische Regenwald, das Wasser wurde immer bräuner und die Wälder immer grüner und dichter. Dann kam nochmal ein kräftiger Regenschauer, den wir für eine ausgiebige Dusche nutzen konnten. Das tat gut, endlich wieder richtig sauber zu sein! Da es im Fluss sehr ruhig war, konnte ich die Zeit nutzen um wieder etwas Ordnung ins Schiff zu bekommen, und da vor allem ich sehr ausgehungert war, habe ich mich gleich schon an die Herstellung eines Hefeteigs für Pizza gemacht. Die letzten Meilen vor Saint Laurent du Maroni waren dann nochmal etwas spannend, da wir mittlerweile Niedrigwasser war und unser Tiefenmesser manchmal nur noch 1,3 m angezeigt hat. Bald konnte man auch schon die ersten Häuser sehen und auch einige Segelmasten wurden sichtbar. Direkt vor St. Laurent du Maroni liegt eine ?Insel?, zumindest sieht sie von weitem so aus, doch beim Näherkommen wurde klar, das ist keine Insel, sondern ein bewachsenes Schiffswrack, das vor Vegetation in satten Grüntönen nur so strotzt. Hinter diesem Wrack lagen bereits eine franz. Yacht, eine dänische und eine aus Kanada. Dort haben wir unseren Anker auf 2-5 m (je nach Tide) fallen gelassen und waren überglücklich endlich angekommen zu sein! Es war ruhig, die Sonne schien und wir waren wieder mit dem Wetter versöhnt! Ausgehungert haben wir die Pizza genossen, haben unsere Uhren, die bisher auf UTC standen auf UTC-3 (Ortszeit) gestellt, haben die Segel ordentlich verräumt und sind dann sehr früh ins Bett gegangen. Nach 12 Stunden Tiefschlaf zeigte sich der Ankerplatz am nächsten Morgen immer noch freundlich und auch der Regen ließ nicht lange auf sich warten. Da die Temperaturen hier nun wirklich sehr hoch sind und auch vom Wasser keine Kühlung mehr zu erwarten ist (es hat hier 35 Grad) haben wir nun über die Plicht eine Plane gespannt, die uns viel Schatten bringt uns außerdem können wir damit etwas Regenwasser sammeln.
Den Sonntag verbrachten wir mit Erholen auf dem Schiff, außerdem wollten wir sehen, wie sich Felix bei der starken Strömung hier im Fluss ausrichtet. Ein deftiger Linseneintopf gab uns dann weiter Kraft. In der Nacht haben wir wieder tief und fest geschlafen. Am Montag früh machten wir uns dann mit dem Dingi auf zu einem Steg, der hier direkt am Ufer angebracht ist, dort fahren auch die Pirogen ab, mit denen man sich zum anderen Ufer (Suriname) fahren lassen kann. Da wir ja eigentlich in Kourou einklarieren wo
llten, wussten wir nicht wo wir hier hinmussten, also führte uns unser erster Weg zur örtlichen Polizeistation, dort war man sehr freundlich und schickte uns weiter am Fluss entlang, dort würden wir die „bac international“ finden, wo wir einklarieren könnten. Nach ca. 30 min gemütlichem Fußmarsch haben wir das Gebäude dann gefunden, der Mann konnte nur wenig englisch, aber mit meinem wenigem französisch konnten wir ihm erklären woher wir kamen und was wir wollten. Als er das verstanden hatte wollte er nur unsere Ausweise sehen und hat ohne irgendetwas aufzuschreiben einen Stempel mit Datum in unsere Pässe gemacht, wenn wir weiter fahren bekommen wir dann wieder einen Stempel. So einfach geht das hier! Gekostet hat uns dieser Stempel nichts. Der Rückweg führte dann durchs Industriegebiet, wo wir einen recht großen Supermarkt (Super U) gefunden haben, dort bekommt man so gut wie alles, aber die Preise sind hier verhältnismäßig teuer, und leider ist die Obst-und Gemüseauswahl nicht sehr groß und günstig schon gar nicht. Zurück Richtung Innenstadt sahen wir einige Restaurants und Minimärkte, die aber kaum etwas Frisches vorrätig haben, sondern hauptsächlich Konserven, Getränke und Tiefkühlware. Ein Internetcafe haben wir auch schon gefunden, ganz billig ist es nicht, für eine halbe Stunde bezahlt man 1,50 euro. Leider sind die Tastaturen natürlich französisch, sodass man schon für die Anmeldung in seinen E-Mail Accounts etwas länger braucht, da man alle benötigten Zeichen erstmal finden muss. Aber immerhin gibt es ein Internetcafe, man kann wohl auch seinen eigenen Laptop mitbringen und sich dann ins Internet einloggen, das würde natürlich vieles vereinfachen. Der Ort ist übersichtlich, hier leben ca. 40000 Menschen. Auf dem Weg zurück zum Schiff haben wir Halt bei unseren dänischen Nachbarn gemacht, die uns viele nützliche Informationen gegeben haben. Mittwochs und Samstag gibt es hier wohl einen großen Markt, dort bekommt man dann auch frisches Obst und Gemüse. Da freuen wir uns sehr darauf, denn die letzten Tage haben wir uns hauptsächlich aus Konserven ernährt. Außerdem gibt es in nicht allzu großer Entfernung anscheinend einen öffentlichen Wasserhahn, wo man umsonst Kanister auffüllen kann, die Wasserqualität sei dabei sehr gut. Einen Waschsalon haben wir auch noch gefunden, für 8 kg bezahlt man 5 euro, das werden wir in den nächsten Tagen sicher mal ausnutzen. Jetzt brauchen wir ja nicht mehr viel zum Anziehen und dafür reicht dann in Zukunft hoffentlich das Regenwasser aus, das wir sammeln können.
Das einzige Manko hier ist das Ankern. Der Anker hält in dem schlammigen Untergrund sehr gut, aber durch die ständige Strömung, die ja alle 6 Stunden die Richtung ändert, richten wir uns nicht wie gewohnt im Wind aus, sondern eben nach der Strömung, die das Schiff stärker ausrichtet als der vorherrschende Wind. Kommt dann allerdings eine starke Windböe, dann will sich das Schiff natürlich wieder im Wind ausrichten. Wird der Wind wieder schwächer, gewinnt die Strömung wieder Oberhand und wir drehen wieder zurück. Das wäre an sich alles kein Problem, wenn dabei unser Anker immer vor dem Schiff bliebe, doch dieser liegt dann irgendwo unter/hinter/neben unserem Schiff und so kann die Ankerkette bei einer Schiffsdrehung an einem der beiden Rümpfe reiben. Wir haben nun schon einige Konstruktionen mit zusätzlichen Leinen versucht, aber ideal ist das trotzdem noch nicht.
Hier werden wir nun erstmal eine Zeitlang bleiben, einen Monat wohl mindestens. Danach wollen wir weiter nach Suriname, dort wollen wir dann zur Hauptstadt Paramaribo. Von dort werden wir wohl direkt nach Trinidad oder Tobago segeln und dann weiter in die Karibik. Dafür müssen wir aber die Hurrican Saison abwarten, die ja gerade erst beginnt, also haben wir noch mindestens bis November Zeit hier in den Flüssen das Leben zu genießen!
Hammerhart 🙂 Glueckwunsch und Gruesse in die Ferne – Fuse –
isch bin beeindruckt, dass svens grösste probleme die mit dem teig sind. 😉
kompliment an euch ehemaligen landratten. ich bin jetzt erst einmal ne stunde neidisch und dann geh ich mit euch angeben.
Two weeks for the crossing of the atlantic, great!!! Congratulations und viel spass in Karaibik!