Und schon wieder ist Bordalltag eingekehrt. Das geht immer wahnsinnig schnell. Wir kommen an einem neuen Ort an, verbringen die ersten paar Tage damit, uns zurechtzufinden und fühlen uns dann nach einer Woche fast schon so, also ob wir bereits eine halbe Ewigkeit hier verbracht hätten. Die schnelle Eingewöhnungsphase liegt natürlich vor allem daran, dass wir ja unser vertrautes Zuhause immer dabei haben, was wir auch unheimlich genießen. Außerdem machen uns es die Leute hier auch wirklich nicht sehr schwer Alle sind freundlich und hilfsbereit. Auch fühlen wir uns an unserem Ankerplatz immer noch sehr wohl und vor allem auch sicher. Langweilig wird es uns auch nicht, unser beschaulicher Tagesablauf gliedert sich zur Zeit wie folgt: Früh Aufstehen (die Temperatur im Schafzimmer steigt direkt nach Sonnenaufgang exponentiell an), Käffchen, mit dem Dingi an Land, Spaziergang entweder zum Markt (mittwochs und samstags) oder zum SuperU (großer Supermarkt) Einkauf inkl. frisch gebac
kenem Baguette (einmal die Woche zusätzlich danach oder davor noch ins Internetcafe), zurück zum Schiff, mehrfach Duschen (weil bis auf die Knochen nass geschwitzt), Frühstück (mittlerweile ist es bereits nach 12 Uhr), Siesta (Lesen im Schatten, meist im Schiff, weil draußen viel zu heiß; zum Glück haben wir 2 Kindle und eine nahezu unerschöpfliche digitale Bibliothek), nachmittags ggf. Kleinigkeiten am Schiff erledigen (wie z.B. den Deckel von einem unserer Wassertanks in den Fluss (Sichtweite 20 cm, alles was hier reinfällt ist weg) werfen, kurz fluchen und dann aus Bordmitteln einen neuen basteln) bzw. Blog-Pflege, zusammen ein Buch Lesen, meistens eins von anderen Seglern (momentan lesen wir das Buch von James Wharram – Zwei Girls, zwei Katamarane, sehr zu empfehlen!) oder wir lernen gemeinsam etwas französisch. Meistens noch Nachmittags-Snack (unglaublich wieviel Appetit wir hier trotz oder wegen? der Hitze entwickeln), wenn es richtig viel regnet (meist alle 2 Tage) Re
genwasser sammeln (und anschließend filtern und zuerst in unsere separaten Kanister für Trinkwasser abfüllen, dann unsere Tanks auffüllen), Abendstimmung beim Sundowner genießen (die äußerst beeindruckenden Wolkenformationen ändern sich hier alle paar Minuten, zusammen mit der untergehenden Sonne über dem tropischen Regenwald hat das mindestens Postkaten-Niveau), Abendessen, Digestiv auf unserem ?Balkon?, Abarbeiten der Liste mit Dingen, die wir schon immer mal genauer wissen wollten und die sich jeden Tag auf wundersame Weise erneut füllt (wir haben zum Glück Offline Wikipedia), ggf. kommt noch ein Film im Bord-Kino (Laptop) und dann recht früh, meist vor 10 Uhr ins Bett (Temperatur lässt Einschlafen dann noch zu, allerdings um kurz nach Mitternacht erneute Dusche zur Abkühlung). Apropos Einschlafen, wir ankern hier nahe eines kleinen Parks, der von den jungen Männern hier sehr gerne für folgendes Ritual genutzt wird: spät abends mit dem (Klein)Wagen vorfahren, Heckklappe ö
ffnen, 10 Meter vom Auto weglaufen, mit der Fernbedienung die Stereoanlage (Subwoofer!) voll aufdrehen und warten bis die Batterie leer ist. Das dauert in etwa eine Stunde (freilich pro Auto), leider werden die Musiktitel nicht immer durch-, sondern nur angespielt, man will ja nicht Musik (möglichst laut) hören, sondern nur zeigen, wie laut man selbiges kann. Das kann dann durchaus bis Sonnenaufgang andauern. Herrlich! Uns wird es also noch nicht langweilig, im Gegenteil, wir fühlen uns immer noch sehr wohl und hoffen, dass vielleicht doch noch eine Yacht auf ihrem Weg von Brasilien Richtung Karibik hier vorbeikommt! So wie die lustigen 2 Franzosen in ihrer etwas renovierungsbedürftigen Schüssel, die gestern Nacht hier im Ankerfeld ohne Maschine vor Anker gegangen sind (der Fluss hat mindestens 2 Knoten Strömung und Wind gab?s fast keinen, die Wassertiefe hat bei Ebbe keine 2 Meter, an manchen Stellen bedeutend weniger). Heute Morgen sind sie dann (ohne Maschine, weil kaputt
?) Anker auf gegangen und in Zeitlupe diagonal zu ihrer gewünschten Fahrtrichtung (wegen fast keinem Wind und dem Versatz durch die Strömung) losgesegelt und haben sich Richtung Trinidad aufgemacht (haben wir noch durch Zurufen in Erfahrung gebracht). Respekt und bon voyage!