Am Montag und Dienstag waren wir mit dem Mietwagen unterwegs. Am Montag sind wir 200 km über die Insel gefahren. Zunächst ging es zum Aussichtspunkt, der gegenüber von unserem Ankerplatz liegt. Von dort hat man einen tollen Blick über St. Anne, den Ankerplatz und über die ganze Bucht bis zur Marina Le Marin. Es sind immer noch sehr viele Yachten hier, die Marina ist voll, die Bojen alle belegt und an den Ankerplatzfeldern liegen auch noch sehr viele Yachten. Die, die jetzt noch hier sind, werden es wahrscheinlich auch während der Hurricansaison bleiben. Vom Aussichtspunkt fuhren wir nicht zurück auf die großen zweitspurigen Straßen, sondern gemütlich auf den kleinen Nebenstraßen Richtung Fort de France. Kaum dort wieder auf der Autobahn angekommen, standen wir ein zweites Mal an diesem Tag im Stau. Das erste Mal war direkt in Le Marin. Wie die meisten Kinder mag Lea es Auto zu fahren, am liebsten, wenn es schön kurvig und holprig ist, Stau dagegen gefällt ihr nicht so gut. Von Fort de France sind wir auf der „N3“ auf der „Route de la Trace“ weiter Richtung Le Morne-Rouge gefahren. Die Straße ist wirklich eine der schönsten auf Martinique. Durch den vielen Regen der letzten Wochen ist die Insel noch grüner. Wir machten einen kurzen Zwischenstopp an der Kirche „Sacré Coeur de Balata“, diese Kirche ist ein Nachbau der Sacré Coeur in Paris.
Auf der Weiterfahrt findet man immer wieder Möglichkeiten anzuhalten und zu wandern. Wir machten an einem Parkplatz Halt und gemeinsam mit Lea liefen wir ein bisschen in den Urwald. Dort trafen wir einen Einheimischen, der sehr gut englisch sprach. Auf die Frage warum er denn so gut englisch spricht, erfuhren wir, dass sein Vater Franzose sei und seine Mutter aus St. Lucia kommt. Als Baby kam er von St. Lucia nach Martinique und ist außerordentlich froh darüber, denn er weiß aus erster Hand wie arm St. Lucia im Vergleich zu Martinique ist. Außerdem war er sehr gut über alle Fördergelder informiert, die man auf Martinique von der französischen Regierung erhält. Weiterhin war er sehr froh darüber, einen französischen Pass und keinen Pass aus St. Lucia zu besitzen, da er damit nicht die Freiheiten hätte, die er mit einem französischen Pass hat. Interessant, den Fokus der Einheimischen aus erster Hand mitzubekommen.
Nachdem wir Lea wieder in ihrem Autositz festgeschnallt hatten, ging es weiter zu einem Flusslauf, an dessen klarem und kühlem Wasser wir uns kurz erfrischen konnten. Von dort aus starteten auch Wanderwege in den bergigen Dschungel, doch für uns drei waren diese zu steil und matschig und so fuhren wir ein paar Kilometer weiter bis zum Parkplatz des sog. Jesuitenpfades. Lea hatte mal wieder Hunger und Sven hat sich solange mal den Weg angeschaut, doch auch dieser war dank des vielen Regens sehr matschig und daher auch für uns nicht machbar. Also direkt weiter zum höchstgelegensten Dorf der Insel, Le Morne Rouge (450 m über dem Meeresspiegel). Dort oben machten wir eine kleine Pause und es war schon spürbar kälter, für uns war die Temperatur für T-Shirt und kurze Hose sehr angenehm, aber die Einheimischen tragen in dieser Höhe lange Hosen und langärmelige Oberteile! Dann ging es weiter nach oben zum höchsten Berg der Insel (Mont Pelée, 1397 m über dem Meersspiegel). Auf dem Weg dorthin wurde die Sicht immer schlechter, die Luft war mehr als gesättigt mit Wasser, wir sind quasi schon durch die Wolken gafahren und so konnten wir zwar nicht aufs Meer schauen, aber toll war es trotzdem auf über 800 Meter über dem Meeresspiegel. Lea durfte auf dem Berg weiter im Auto schlafen, denn sie wäre in kürzester Zeit klitschnass gewesen, auch wir hatten sofort nasse Haut und Haare. Wanderwege gibt es natürlich auch hier, aber dafür braucht man schon ein bisschen mehr Ausrüstung als einfach nur gute Schuhe.
Von hier fuhren wir nach L’Ajoupa-Bouillon in Richtung der Nordostküste. In Macouba hat kurz vor unserer Ankunft gerade ein Rennradrennen stattgefunden. Überhaupt fahren hier sehr viele Rennräder, auch auf der Autobahn trifft man sie in der größten Hitze und bei stockendem Verkehr an. Frankreich hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Wir fuhren auf einer schönen Straße weiter an die Nordküste von Martinique. Da es dann schon ziemlich spät war, haben wir uns wieder auf den Rückweg entlang der Ostküste gemacht, um dann wieder auf die Autobahn am Flughafen vorbei nach St. Anne zu fahren und wieder mal sind wir im Stau gestanden. Es ist wirklich beeindruckend welche Blechlawinen sich hier täglich über die Insel schieben. Leider hat man es hier verpasst, die Autozulassungen zu limitieren und so hat jeder Haushalt mehrere Fahrzeuge und in jedem Auto sitzt meist nur eine Person. Was für ein Kontrast zu den englischsprachen Inseln, wo sich nicht jeder ein Auto leisten kann aber dafür das Busnetz sehr gut funktioniert und Busfahren auch sehr günstig ist. Die Busse von Martinique werden nur von denen benutzt, die sich kein Auto leisten können und das sind nicht sehr viele.
Nach einem kurzen Abstecher im Supermarkt sind wir nach einem ereignisreichen Tag genau mit Einbruch der Dunkelheit wieder zu Hause angekommen. Lea war die ganze Zeit super brav und hat alles Neue aufgesogen wie ein Schwamm, demensprechend müde war sie dann auch. Und wir auch!
Am nächsten Morgen brachen wir früh auf, denn wir hatten einen Termin mit dem deutschen Konsul, um einerseits Leas Pass abzuholen und andrerseits für Sven einen neuen Reisepass zu beantragen. Da wir ja noch in die USA wollen und der Ausweis bei der Einreise noch 6 Monate gültig sein muss und wir an keinem anderen Ort mehr so lange bleiben werden wie hier, konnten wir ihn schon ein Jahr bevor der Pass abgelaufen wäre beantragen. Nun heißt es wieder warten und hoffen, dass alle sgut geht. Der restliche Tag war dann dem Abarbeiten unserer Einkaufsliste gewidmet. Um in unserem Gästezimmer mehr Platz zu schaffen, so dass es in Zukunft Leas Zimmer ist, haben wir ein paar Sachen aus dem Baumarkt gebraucht, um einen Fachboden in den großen Schrank einzubauen. Im Decathlon kauften wir noch eine Strandmuschel, damit wir mehr Zeit mit Lea am Strand verbringen können, ohne Angst vor einem Sonnenbrand zu haben. Wenn man nicht immer ein Auto zur Verfügung hat, dann sammeln sich ein paar Sachen an, die man dann auf einmal erledigen muss und so war der Tag relativ schnell vorbei und wir haben dennoch nicht alles bekommen, was wir wollten. Und natürlich standen wir auf der Hin- und Rückfahrt wieder im Stau. Zum Glück haben die Mietwägen eine Klimaanlage, sonst wäre das nicht auszuhalten.