Wir sind auf Porto Santo angekommen! Und es ist wunderschön hier! Aber von Anfang an: Am Tag vor unserer Abfahrt waren wir noch in der tollen Brandung am Strand von Oeiras baden! Das tat nochmal richtig gut, sich vor der längeren Fahrt ohne viel Bewegung richtig austoben zu können! Am Samstag 05.10. sind wir dann zum Tankstellenanleger gefahren, um nochmal ein bisschen Diesel zu bunkern, falls es zu wenig Wind haben sollte. Davor mussten wir aber noch unseren 10tägigen Aufenthalt in der Marina bezahlen. Zum ersten Mal war die Marina wirklich absolut unnachgiebig. Was uns in unserem Fall ziemlich viel Geld gekostet hat. Wir haben den doppelten Preis bezahlt wie ein Monoschiff der gleichen Länge, damit haben wir pro qm mehr als 1 € bezahlt, alle anderen Schiffe bezahlen zwischen 0,50-0,70 €. Es war keinerlei Entgegenkommen vorhanden, unsere geringe Breite wurde ignoriert und wir hatten den geforderten Preis zu bezahlen. Ab dem 01.10. hat die low season begonnen, dann waren wenigstens die letzten Tage etwas „billiger“, alles in allem haben wir pro Nacht so viel bezahlt wie noch nie, so viel wie ein ca. 50 Fuß langes Schiff zu bezahlen hat (wir haben ja „nur“ 34 Fuß). Naja, wir waren ja froh bei dem schlechten Wetter in der Marina zu sein, nun war das eben ein teures Vergnügen… Gegen 14:00 Uhr MESZ sind wir dann los gefahren, die „Spica“ ist kurz vor uns gestartet. Wir haben sofort die Segel gesetzt, viel Wind hatte es nicht, aber wir sind mit am Wind Kurs so gut voran gekommen, dass wir die Motoren ausmachen konnten. Im Laufe des Tages kam der Wind dann immer achterlicher, sodass wir am späten Abend raumschots segeln konnten, auch wehte der Wind etwas stärker, sodass wir das erste Reff ins Großsegel gemacht haben. Die „Spica“ haben wir dann in der Nacht aus den Augen verloren, weil sie etwas schneller war. Ohne Reff wären wir auch etwas schneller gewesen, aber wir haben gemerkt, dass Felix bei einer Böe dann ziemlich in den Wind fahren will und der Autopilot ziemlich arbeiten muss, um ihn wieder auf Kurs zu bringen. Das ist alles gar kein Problem, aber mit dem Reff sind wir einfach besser gerade ausgefahren und dadurch lag Felix einfach ruhiger. Das Meer war eigentlich gar nicht so unruhig, aber die Wellen kamen nicht nur aus einer Richtung, sondern mal von der Seite und mal von hinten, so war es schon ein ziemliches Gewackel. Die Nacht hat früh begonnen, gegen 21:00 MESZ ist es stockdunkel und das bleibt dann auch bis morgens nach 08:00 MESZ so. Ich war unterwegs eigentlich die ganze Zeit etwas seekrank, im Nachhinein fand ich es nicht so schlimm, aber der Gang zur Toilette war doch immer ein Kampf und danach war ich froh wieder schnell nach draußen zu kommen. Wir haben unterwegs keine feste Wacheinteilung gehabt, sondern der der müde war hat geschlafen. Das ging eigentlich ganz gut, aber auf Grund dessen, dass es mir nicht immer ganz so gut ging, hat Sven mich dann doch etwas länger schlafen lassen als sich selbst. Gegessen und getrunken haben wir unterwegs auch, allerdings recht einseitig. Ich wäre nicht in der Lage gewesen etwas „Richtiges“ zu kochen, da ich mich nicht solange in der Küche aufhalten konnte und Sven war es auch nicht danach in der Küche zu stehen und etwas zu kochen. Auch hatten wir keinen Appetit auf eine richtige Mahlzeit. So gab es recht oft Suppe (Instantsuppe mit Mi-Nudeln), da sie schnell zubereitet war und etwas Kraft gegeben hat. Außerdem haben wir unterwegs Fertigpizza gemacht. Auf Brot hatten wir komischerweise nicht so viel Lust. Ab und zu gab es dann noch eine Banane oder einen Apfel. Die erste Nacht verlief unkompliziert, wir haben die ganze Zeit 2-3 andere Segelschiffe in sicherer Entfernung gesehen. Ein paar Frachtschiffe waren auch unterwegs, diese wurden aber rechtzeitig durch ihr AIS-Signal angekündigt und so mussten wir glücklicherweise nie den Kurs ändern. Der Sonntag brachte weiterhin konstanten Wind, es waren so ca. 4-5 Windstärken und so belief sich unser erstes Etmal auf 145,5 sm, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 6,1 Knoten entspricht. Allerdings muss man dazu sagen, dass wir davon 28,5 sm durch die mitlaufende Strömung „geschenkt“ bekommen haben. Aus eigener Kraft haben wir also eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,9 Knoten erreicht, mit gerefftem Groß und teilweise auch gerefftem Vorsegel. Damit waren wir recht zufrieden. So verging der Sonntag, ohne dass wir an der Segelstellung von Samstagabend etwas verändert haben. Natürlich haben wir am Vorsegel etwas „rumgezupft“, es mal dichter geholt oder wieder raus gelassen, wobei es hauptsächlich darum ging, dass das Vorsegel möglichst nicht schlägt, da es ja durch das Großsegel auf diesem Kurs quasi im Windschatten ist. Wir konnten unseren geplanten Kurs sehr gut einhalten und haben den Kurs nur insgesamt zweimal geändert und sind für 1-2 Stunden mit Schmetterling-Besegelung gefahren. Das Groß blieb dabei aber immer auf der Backbord-Seite. Unser zweites Etmal am Montag belief sich auf 134 sm, d.h. 5,6 Knoten im Schnitt. Am Montag haben wir dann ein bisschen gerechnet und es war klar, dass wir entweder an Geschwindigkeit zulegen müssen, und zwar so, dass wir weit über 6 Knoten laufen, um noch am Dienstagabend bei Tageslicht anzukommen, oder dass wir die Fahrt etwas drosseln müssen, um am Mittwochmorgen bei Tageseinbruch anzukommen. Wir haben uns dann fürs Reffen entschieden und haben das Vorsegel komplett weggerollt und sind dann immer noch gut voran gekommen. Am Mittwoch gegen 03:00 MESZ konnte man bereits Porto Santo erkennen. Als erstes wurde nicht das Leuchtfeuer am östlichen Ende von Porto Santo (eigentlich ist das die Ilheu de Cima, diese ist aber einfach nur ein Berg sehr nahe an Porto Santo) sichtbar, sondern die Landbeleuchtung und die Abstrahlung der Insel in den Himmel. Die Insel kam immer näher und auch das Leuchtfeuer wurde sichtbar. Es war ein toller Anblick, nach fast 500 sm wieder Land zu sehen. Leider hat der Sonnenaufgang dann ziemlich auf sich warten gelassen, sodass wir mit der Einfahrt in der Bucht etwas warten mussten. So sind wir ein bisschen weiter gefahren, als wir hätten müssen, haben ganz langsam das Großsegel geborgen und sind mit so wenig Gas wie möglich Richtung Hafen gefahren. Auf Licht haben wir deswegen gewartet, weil wir Angst davor hatten, ein Fischernetz oder eine Mooring zu erwischen. Im Nachhinein liegen hier weder Netze noch Moorings, d.h. wir hätten auch mitten in der Nacht in die Bucht einfahren können. Wir sind dann zunächst in das Hafenbecken gefahren. Die Marina war absolut voll und so haben wir bei anderen Yachten im Hafenbecken direkt vor den Stegen der Marina geankert. Es kam dann ein Motorboot aus der Marina, und uns wurde gesagt, dass wir hier nicht bleiben können, weil die Fähre von Funchal den Platz zum Wenden bräuchte. Eigentlich wollte der Mann dann wieder kommen, aber er kam nicht und der Platz war auch nicht gerade gut, sodass wir dann doch wieder raus aus dem Hafenbecken gefahren sind und direkt daneben vor dem Strand bei ein paar anderen Yachten geankert haben. Hier ist es ca. 7 m tief und es ist so klar, dass man den Anker auf dem feinen hellen Sandboden sehen kann. Der Mittwoch verging dann relativ schnell mit etwas Aufräumen und sauber machen (das Schiff und uns 🙂 ), etwas schlafen und essen. Die „Spica“ ist auch gut angekommen und so haben wir am Abend gemeinsam darauf angestoßen. Alles in allem war die Überfahrt sehr gelungen. Wir hatten idealen Wind, wir konnten die gesamte Strecke segeln und hätten wir die Ankunft in der Dunkelheit ignoriert, hätten wir auch ein paar Stunden früher ankommen können. Felix hat absolut alles richtig gemacht und ist sehr gut gesegelt. Wir sind mit dem Schlaf- und Wachrhythmus relativ gut klar gekommen. Doch leider ging es mir nicht richtig gut, ich hoffe das wird noch besser bei nächsten längeren Törns, sodass ich dann auch in der Lage bin mehr zu machen als nur wach zu sein oder zu schlafen, z.B. an Lesen war nicht zu denken. Sven konnte während der Überfahrt lesen, aber wie gesagt war uns beiden nach nicht viel zumute. Wir fühlten uns durch die ständigen Bewegungen recht träge und haben nur das Nötigste erledigt. Geangelt haben wir unterwegs nicht, weil wir den Fisch unterwegs gar nicht hätten essen wollen und auch keinen Nerv dazu hatten, den Fisch anzulanden und auszunehmen.
Wir haben uns aber wieder gut erholt, haben aber auch in den letzten Tagen sehr viel geschlafen. Im Meer zu baden ist ein Traum, da das Wasser nun endlich nicht mehr so kalt ist! Es sind 23-25°C und wie gesagt ist es so unglaublich klar. Am Grund ist weit und breit nur traumhafter Sand zu sehen und Quallen scheint es keine zu geben! Was für ein Unterschied zum portugiesischen Festland! Auch die Erscheinung der Insel ist völlig anders als das was wir bisher gesehen haben. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und sehr karg bewachsen. Hier wächst nur was nicht viel benötigt. So hat uns der Anblick der Insel bei der Einfahrt ein Gefühl vermittelt, dass wir wirklich ganz woanders sind. Einen kleinen Spaziergang haben wir in den Ort gemacht, es ist hier alles recht überschaubar, heute Abend werden wir dann mit Christiana und Norbert von der „Spica“ essen gehen. Wann wir die Insel verlassen, wissen wir noch nicht. Wir müssen uns natürlich wieder nach dem Wetter richten und entscheiden, ob wir die Hauptinsel Madeira mit dem eigenen Schiff anlaufen wollen oder mit der Fähre die 40 sm zurücklegen, da z.B. Funchal für Yachten kaum Ankermöglichkeiten bietet und die Marina auch teurer ist als hier. Aber noch genießen wir das Nichtstun und die Zeit uns zu erholen und den herrlichen Sandstrand und außerdem wollen wir die Insel noch weiter erkunden und evt. auch noch einen der Berge „besteigen“, aber einen genauen Plan gibt es momentan noch nicht, wir sind ja schließlich im Urlaub!
Eigentlich wollten wir von unterwegs öfter die Homepage per Funk aktualisieren, aber leider hat sich das als nicht ganz so einfach heraus gestellt. Sven hatte in der Nacht Wache und ich habe geschlafen als ich plötzlich durch andere Bewegungen und Geräusche aufwache und sehe, dass wir keine Fahrt mehr machen und Sven am Steuer steht. Da es stockfinster war und das Schiff plötzlich den Kurs geändert hat, dachten wir dass der Wind sich gedreht haben muss. Sofort haben wir den Autopiloten ausgeschaltet, haben das Vorsegel geborgen und haben von Hand gesteuert und hatten dann auch schnell wieder einen stabilen Kurs. Dann war auch klar, dass der Wind sich keineswegs verändert hat, sondern dass das Senden der Nachricht an unsere Homepage per Kurzwelle unseren elektrischen Kompass total durcheinander gebracht hatte, so hat dieser gedacht Südwesten ist plötzlich im Norden und hat den Kurs geändert. In Zukunft müssen wir also, um den Blog von unterwegs zu aktualisieren oder ein Gribfile über Kurzwelle abzurufen von Hand steuern. Und da unsere Antenne und die „Erde“ am Schiff noch nicht optimal sind, dauert das eine ziemlich lange Zeit in der wir von Hand steuern müssten und deswegen gab es vorerst per Kurzwelle keine weiteren Aktualisierungen. Sven ist aber schon dabei das zu verbessern, sodass die Zeit des Selbststeuerns kürzer wird und wir in Zukunft auch wieder von unterwegs bloggen können.