2013-07-10 (Audierne, Frankreich nach Viveiro, Spanien; Biskayaüberquerung erster Tag)

Kurz vor der Abfahrt über die Biskaya

Kurz vor der Abfahrt über die Biskaya

Heute morgen um 8 Uhr war es soweit, die Biskaya Überquerung konnte losgehen! Wir legen ab, fahren aus dem Hafen, weichen ein paar Meilen unter Maschine den überall verteilten Fischernetzen aus. Dann setzen wir das Großsegel und gehen auf raumen Kurs. 292 sm werden wir diesen Kurs nun beibehalten. Der Wind war aus NO mit 4-5 Bft. vorhergesagt. Allerdings hatten wir anfangs eher 3 Bft, daher schlägt der Baum gerne mal ein wenig hin und her, da zu wenig Windruck im Segel war.  Daher war unser Spinnaker dran. Also Großsegel runter und Spinnaker gesetzt. Das war das erste Mal, dass wir ihn benutzt haben, dementsprechend mussten wir erstmal in Ruhe sehen, wo alles hingehört. Der Autopilot hat unser Schiff auf Vorwindkurs gehalten und wir sind beide auf dem Vorschiff rumgeturnt und haben das Ding ohne große Komplikationen hochgezogen. Sehr hilfreich hierbei war, dass wir den Spinnaker in einem Bergeschlauch haben, so dass wir zuerst das Segel angeschlagen haben und hoch gezogen haben, dann konnten wir die Schoten anbringen und haben dann erst den Bergeschlauch nach oben gezogen. Dann stand er und hat Blue Felix ordentlich vorangezogen. Ca. 1 kn mehr Geschwindigkeit haben wir dadurch hinbekommen, außerdem lief das Schiff ruhiger, da nun kein Großbaum mehr schlagen konnte. Der Autopilot kommt unter Spinnaker auch bestens zurecht, das ist ja das wichtigste, Ruder gehen wollen und könnten wir ja auch nicht nonstop, das wäre viel zu anstrengend. Die Biskaya ist ja für ihre Kreuzseen berüchtigt. Obwohl wir eine sehr stabile Wetterlage mit konstantem Wind erwischt haben, schüttelt es uns doch ordentlich durch. Große langwellige Wellen kommen von hinten, daher kam ja schließlich auch der Wind. Aber aus der Bucht, quer dazu, kommen immer wieder kurze steilere Wellen und überlagern sich mit diesen. Diese entstehen durch die sehr schnelle Tiefenänderung in der Biskaya. Da geht es ratzfatz von 200 m auf 4000 m!! Blue Felix nimmt die Kreuzsee allerdings problemlos. Das Heck hebt sich sanft und lässt die großen Wellen unter sich durch. Oben auf der Welle beschleunigt das Schiff dann und surft die Welle runter. Die Querwellen sind unangenehmer. Diese brechen sich teilweise an der Bordwand oder unter dem Schiff zwischen den Rümpfen und schaukeln uns ordentlich auf. Felix würde sich leichter tun, wenn wir nicht so gnadenlos überladen wären. Daher lasse ich irgendwann auch die Hälfte unserer randvollen Wassertanks ab (Gewichtsersparnis immerhin 250 kg), das verbessert die Lage dann auch ein wenig. Am Spätnachmittag kommen uns unzählige Delphine besuchen, sie bleiben für mehrere Stunden. Sie machen sich einen Spaß erst hinter dem Schiff zu schwimmen, um dann blitzschnell zwischen unseren Rümpfen durch zu tauchen. Was für ein Schauspiel, wir beobachten sie stundenlang. Da Neumond ist, wird es nach Sonnenuntergang schnell dunkel. So dunkel, dass man wirklich nichts mehr sieht. Wir hätten keine Chance einem potentiellen Hindernis auszuweichen, wie z.B. einem Fischernetz. Sollte jemand ohne Beleuchtung umher fahren, könnten wir wahrscheinlich erst viel zu spät sehen. Komisches Gefühl, so blind durch die Nacht zu segeln, aber auch wunderschön, vor allem, wenn man nach oben schaut und den schwankenden Mast mit dem Topplicht sieht, wie er sich gegen den atemberaubenden Sternehimmel abzeichnet. Sternschnuppen kommen die ganze Zeit runter. Wow! Gustl, unser Autopilot steuert die ganze Zeit, der Kurs muss kaum korrigiert werden, so bleibt dem Rudergänger eigentlich nur, gelegentlich nach vorne in die Nacht zu starren und nach anderen Schiffen Ausschau zu halten. Allerdings sind wir die einzigen hier draußen, wir begegnen vorerst niemandem. Ich übernehme die Nachtschicht, da Sabine durch die Kreuzsee seekrank geworden ist. Am frühen Morgen frischte der Wind leicht auf und mit einem Knall reißt der Achterholer am Schothorn. Wir bergen den Spinnaker. Das ging dank des Bergeschlauches problemlos. Das Problem war, dass wir die Schot am Knoten durch das Schothorn auch direkt am Spibaum eingehakt hatte, wo sie sich durchgescheuert hatte. Ein Schäkel, den ich beim nächsten Mal einhake, sollte das Problem beseitigen, wird uns also nicht nochmals passieren. Wir bringen die Schot wieder an und setzen den Spinnaker erneut. Mittlerweile hat der Wind etwas gedreht und so müssen wir den Spibaum schiften. Da der Wind aber doch etwas zugelegt hatte und die Wellen uns immer ziemlich verdreht hatten, haben wir den Spinnaker nun doch ganz geborgen und setzen nun nur noch das Vorsegel. Genau in diesem Moment sehen wir ein AIS Signal in unserer Karte, ein weiterer Segler ist unterwegs, er überholt uns aber zügig, schließlich haben wir durch den Segelwechsel keine Geschwindigkeit mehr gehabt. Zu sehen war niemand an Bord, unser Winken war also unerwiedert. Es sind mittlerweile nicht wie vorhergesagt 3-4 Bft. sondern 5, in Böen 6 Bft. Felix läuft gute 5 bis 6 kn und außerdem haben wir die ganze Zeit im Mittel 1 kn Strömung mit uns. Für die Biskaya gibt es keine Strömungskarten, da sich die Strömung je nach Wetterlage ausbildet. Wir haben also Glück.

Unter Spinnaker (sieht aus wie Obelix Hose)

Unter Spinnaker (sieht aus wie Obelix Hose)

Unter Spinnaker (sieht aus wie Obelix Hose)

Unter Spinnaker (sieht aus wie Obelix Hose)

Das ist der Spinnaker im Bergeschlauch. Der Trichter wird dann nach oben gezogen und kann zum Bergen wieder über das Segel nach unten gezogen werden.

Das ist der Spinnaker im Bergeschlauch. Der Trichter wird dann nach oben gezogen und kann zum Bergen wieder über das Segel nach unten gezogen werden.

Delphine!!!!!

Delphine!!!!!

Sonnenuntergang auf der Biskaya

Sonnenuntergang auf der Biskaya

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.