Eine gute Antennen-Erdung (als „Gegengewicht“ zu einer sog. Langdraht-Antenne) ist auf Kunststoffschiffen gar nicht so einfach hinzubekommen. Man braucht diese aber, damit die Antenne gut funktioniert, d.h., den größten Teil der vom Sender abgegebenen Hochfrequenz-Leistung auch über die Antenne in den Äther abzustrahlen kann und diese nicht durch Reflexion teilweise wieder zurück in den Sender befördert wird. Wenn das aber geschieht, hat man sogenannte Mantelwellen (heißen so, weil diese auf der Ummantelung des Koax-Speisekabels des Senders zur Antenne zurücklaufen). Und die kann man gar nicht gebrauchen. Die sind nämlich beim Senden für sehr unschöne Effekte verantwortlich, wie da wären: erhebliche Abstrahlungsleistungseinbußen, lustige Töne im Radio, leuchtende Lämpchen auf dem Schaltpanel (gespeist durch die von den im Schiff verlegten Leitungen, die nun als Antenne für die Mantelwellen fungieren), Abstürze von Computerperipherie (USB-Hub, seriell zu USB Wandler) und am schlimmsten, der Kompass vom Autopiloten spielt verrückt, d.h. der Autopilot wäre unterwegs beim Betrieb der Kurzwellen-Anlage nicht zu benutzen. Da all das bei uns auch auftritt, muss also dringend die Erdung unserer Antenne verbessert werden. Bisher ist die Erde bei uns an die Schiffsmasseleitung angeschlossen, d.h. am Minuspol der Batterie, der wiederum mit den beiden Motoren, den Saildrives, den Opferanoden, dem Geräteträger, der Reling und was sonst noch alles so geerdet ist, verbunden ist. Nun haben wir, um die Schiffsmasse mit der Erde für die Antenne zu entkoppeln eine kapazitive Erde gebaut. Diese besteht aus 600 µm dicker Alufolie, die in den Rumpf geklebt wurde und die nun kapazitiv (d.h., die eine Platte des so entstandenen Plattenkondensators ist die Alufolie, das Dielektrikum ist das GFK des Rumpfs und die andere Platte des Kondensators ist das Meer) mit dem Meer als Erde koppeln soll. Das klappt prinzipiell ganz gut, wenn die verfügbare Fläche des Plattenkondensators groß genug ist. Leider steht bei uns aber nur ein knapper Quadratmeter an brauchbarer Fläche zur Verfügung (der Bereich hinter dem Ruder auf der Steuerbordseite) und das reicht alleine offensichtlich nicht ganz aus (andere Schiffe berichten von guten Ergebnissen mit mindestens 2 qm Fläche). Das Problem ist, die Erdung muss so nahe wie möglich am Antennentuner (das ist ein Gerät, das durch das automatische Zuschalten von Kapazitäten und Induktivitäten die Antennenlänge künstlich verändert, sodass die so entstandene effektive Antennenlänge mit der Wellenlänge der gerade zu sendenden oder zu empfangenden Frequenz zusammenpasst) sein und der muss wiederum so nahe wie möglich an der Antenne sein, also bei uns im Steuerbordrumpf ganz hinten, direkt unter der Decks-Durchführung der Antennenzuleitung zum isolierten Achterstag, das ja unsere Antenne ist. Daher haben wir zusätzlich die bereits vorhandenen Erdungsschwämme angeschlossen. Das sind kleine poröse Kupferpads, die außen am Rumpf angebracht werden und durch direkten Kontakt mit dem Wasser die Erdung herstellen. Leider nimmt die anfangs gute Erd-Wirkung schnell durch Bewuchs ab, so dass diese alleine nicht ausgereicht haben. Nach einem weiteren Sende-Test, haben wir dann doch wieder die Schiffsmasse dazugeschaltet und sind nun auch wieder nicht besser dran als zu Anfang. Als nächstes haben nun noch Mantelwellensperren an der Speiseleitung der Antenne installiert, das sind Ferritkerne, die als Barrieren für Hochfrequenz dienen. Damit wird die Situation etwas besser und beim Senden auf wenigstens manchen Frequenzbändern, lässt sich unser Autopilot nun nicht mehr aus der Ruhe bringen. Das ist jedoch immer noch nicht zufriedenstellend und muss weiter verbessert werden. Wir arbeiten dran…
Antennen-Erdung und Mantelwellen
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