Wir sind zwar nicht die schnellsten, aber wir können Pizza!

2013-05-28 (Calais nach Boulogne sur Mer)

Heute morgen sind wir früh aufgestanden um rechtzeitig zur Brückenöffnung zu kommen, mit uns noch zwei weitere Fischer. Die Brücke ging pünktlich auf und wir haben direkt danach an einer Boje festgemacht um den richtigen Zeitpunkt für die mitlaufende Strömung abzuwarten.

Morgens um 6 in Calais vor der Brücke.

Morgens um 6 in Calais vor der Brücke.

Da hatten wir dann genug Zeit das Schiff startklar zu machen, mittlerweile wissen wir ja, was immer runter fallen will und das stellen wir jetzt besser schon vorher weg. Außerdem noch Fender und Festmacher verräumen und die Segel vorbereiten, damit wir draußen nicht mehr auf dem Vorschiff rumturnen müssen. Wir sind dann gegen halb 8 los gefahren, nicht ohne vorher per Funk zu fragen, ob wir den Hafen verlassen dürfen. Ja, wir dürfen und zwar „as quiggly as posibell“ (jetzt müsst ihr euch vorstellen, wie das ein Franzose sagt!). Wir hatten wieder Glück und es war keinerlei Verkehr. Draußen mussten wir leider feststellen, dass der Wind so gut wie gar nicht existiert, also wieder nichts mit Segeln. Allerdings hatte das auch sein Gutes: Die See war recht ruhig und wir konnten fast schon gemütlich bis nach Boulogne fahren. Kurz vor dem Ziel frischte der Wind etwas auf (auf nur 10 Knoten) und wir haben das Groß und das Vorsegel gesetzt. Kaum standen die Segel ließ der Wind wieder nach und mit 5 Knoten Wind sind wir so gut wie gar nicht voran gekommen. Also, alles wieder einpacken und Motor an.

Da hat man mal die Segel draußen und schon hört der Wind auf!

Da hat man mal die Segel draußen und schon hört der Wind auf!

Der Hafen hier ist bei allen Gezeiten zu erreichen und wenn man mal weiß wo die Einfahrt ist, dann ist er auch sehr einfach anzulaufen. Hier ist sehr wenig los und wir schauen gleich mal nach dem Wetter, denn als nächstes wollen wir nach Dieppe, das ist über 50 sm entfernt, die erste größere Strecke für uns in diesem Jahr. Am Nachmittag haben wir uns noch die Stadt angeschaut und mussten ziemlich weit nach oben laufen um dann in einen Burghof zu kommen. Komplett mit einer Mauer eingezäunt und mit Basilika und allem drum und dran. Bis wir dann daheim waren, wars auch wieder spät und dank der Wetterprognose haben wir beschlossen, Boulogne erst am Donnerstag zu verlassen.

Auf dem Weg nach Boulogne sur Mer mit der Fähre im Hintergrund (Calais-Dover).

Auf dem Weg nach Boulogne sur Mer mit der Fähre im Hintergrund (Calais-Dover).

Reger Fährverkehr zwischen Calais und Dover.

Reger Fährverkehr zwischen Calais und Dover.

 

Unterwegs nach Boulogne.

Unterwegs nach Boulogne.

Die Hafeneinfahrt in Calais

Die Hafeneinfahrt in Calais

Der Strand von Calais

Der Strand von Calais

2013-05-29 (Boulogne sur Mer)

Tidenscheiß in Boulogne sur Mer. Bis zu 9 m Tidenhub! Das kleine, gelbe, schräge bin ich!

Tidenscheiß in Boulogne sur Mer. Bis zu 9 m Tidenhub! Das kleine, gelbe, schräge bin ich!

Nutzen den Tag um ein paar Dinge zu erledigen, ich schaue uns an wo wir in den nächsten Tagen hinfahren werden, da hier in der Gegend nicht jeder Hafen ohne weiteres zu jeder Zeit anzulaufen ist. Das liegt daran, dass die Einfahrten trockenfallend sind. Teilweise bis zu 6 m! Das bedeutet, wenn man 2 m Wasser unterm Schiff haben möchte, dass die Einfahrt nur bei einem angegebenen Wasserstand von 8 m anzulaufen ist. Das bedeutet im Allgemeinen, dass man nur ein kleines Zeitfenster um das Hochwasser herum hat. Je nach Tiefgang des Schiffes zwischen  plus/minus 1-2 Stunden vor und nach Hochwasser. Wenn man aber auch noch die Strömung beachten will (und bei starken Strömungen auch sollte), dann kommt man darauf, dass man nicht alles haben kann! Die perfekte Strömung und zur richtigen Zeit im gewünschten Hafen ankommen ist fast unmöglich. Deswegen wollen wir als nächstes weiter nach Dieppe, dort ist der Hafen an 24 Stunden zu erreichen. Der Wind für Donnerstag sieht gut aus, wir sollten immer halben bis raumen Wind haben, was Felix besser gefällt als hart am Wind zu fahren und uns hoffentlich auch. Da wir da länger als 5 Stunden unterwegs sein werden, bekommen wir garantiert auch die Strömung gegen uns, allerdings wollen wir so los fahren, dass wir diese Zeit der Gegenströmung möglichst klein halten, deswegen geht’s morgen gegen halb 8 los.

Sven hat solange die Backstagen neu eingedichtet. Sowie die Heckdurchführung für das Antennenkabel des Vorbesitzers. Sikaflexin makes my heart swing (Gruß an Woyzeck).

Löcher im Schiff...

Alte Dichtungsmasse entfernt, Löcher im Schiff…

keine Löcher mehr

… neu eingedichtet mit Epoxyd-Spachtel: keine Löcher mehr!

Ach ja, heute Abend gabs bei uns Pizza!! Das war die beste Pizza ever! Zuerst wieder in der Pfanne und dann noch kurz in unser kleines Backofenfach, ein Traum!

Teig in die Pfanne, dann Sachen drauf...

Teig in die Pfanne, dann Sachen drauf…

Ab in den Ofen damit!

Rein in den Ofen und fertig!

Sooooo lecker!!

Sooooo lecker!!

Pactor Modem für Hilde

Wenn man einen Empfänger auf eine Frequenz einstellt, auf der digitale Informationen (z.B. ein Wetterfax) gesendet werden, hört sich das über den Lautsprecher des Empfängers in etwa so an, wie wenn man mit dem normalen Telefon eine Faxnummer anruft. Das angerufene Faxgerät nimmt ab und sendet seine charakteristischen Töne, die Informationen beinhalten, um eine synchronisierte Verbindung zu ermöglichen. Nun müssen solche Informationen von einem Computer verstanden werden, um z.B. das Wetterfax auf dem Bildschirm darstellen zu können. Dazu kann man im einfachsten Fall den Audio-Ausgang des Empfängers mit dem Audio-Eingang der Soundkarte des Computers verbinden (dabei allerdings auf galvanische Entkopplung, bzw. Pegelanpassung achten, sonst kann die Soundkarte zerstört werden) und den Computer die Dechiffrierung der Signale erledigen lassen. Dazu gibt es geeignete Software, z.B. JVComm32. Im Prinzip ist also zum Empfang eines schriftlichen Wetterberichts oder eines Wetterfaxes ohne Internetzugang, sondern über Funk, und das bedeutet überall, lediglich ein SSB fähiger Weltempfänger und ein Computer mit Soundkarte nötig. Falls das jemand näher interessiert, findet er z.B. hier einen guten Übersichtsartikel.

Nun ist eine Soundkarte als Dechiffriergerät in ihrer Empfindlichleit sehr limitiert, besser ist  ein TNC (terminal node controller), im wesentlichen ein separater kleiner Computer, der aus einem sehr schwachen Empfangs-Signal (korrekt ausgedrückt müsste es heißen, aus einem Signal mit sehr schlechtem signal-noise-ratio), das man über Lautsprecher nur als Rauschen wahrnehmen würde, ein einwandfreies Nutzsignal generiert. Dazu wird der TNC direkt an das Funkgerät über einen speziellen Ausgang angeschlossen und liefert dem Computer über RS232 oder USB dann direkt das Nutzsignal, das nur noch am Bildschirm dargestellt werden muss.

Das ganze kann der TNC auch in der anderen Richtung, also nicht nur beim Empfangen, sondern auch beim Senden. Damit kann dann z.B. eine email in Tonsignale chiffriert werden, die das Funkgerät dann sendet. Und zwar zu einem HF-gateway, also einer Stelle, die das Funksignal empfangen kann und von dort aus ins Internet weiterleitet. Somit kann von überall (überall ist hier wörtlich gemeint!) aus eine email empfangen und auch gesendet werden. Natürlich ist diese Übertragungsart sehr langsam, zum Versand einer email mit z.B. einer DINA4-Seite Text benötigt man mehrere Minuten. Attachements, wie z.B. große Bilder, können so natürlich nicht übertragen werden, dafür ist das System allerdings auch gar nicht gedacht. Ein TNC, der sowas kann, heißt Pactor-Modem.

Hier noch ein Bild von Hilde, unserem Funkgerät, mit Pactor-Controller (in diesem Fall ein etwas älterer, dafür auch deutlich günstigerer PTC-IIe) und dem Laptop, das gerade ein Wetterfax darstellt, das vom Deutschen Wetterdienst über den Sender Hamburg-Pinneberg ausgestrahlt wurde. Bis das komplette Fax Zeile für Zeile aufgebaut ist, dauert es in etwa 10 Minuten.

Hilde ist da!

In der Zwischenzeit haben wir einen neuen Ausrüstungsgegenstand bekommen: Hilde. Bei Hilde handelt es sich um ein Amateurfunkgerät, benannt nach dem „Schwätzbrett“ Hilde, der Frau von Heinz Becker alias Gerd Dudenhöffer. Bei uns daheim sieht es nun so aus:

Es handelt sich hierbei um ein Yaesu FT-857D (erweitert mit 2,3 kHz SSB Filter sowie einem 500 Hz CW-Filter; ein „Quarzofen“, also ein temperaturstabilisierter Referenzoszillator, kommt dann später auch noch rein) in Kombination mit einem vollautomatischen Antennentuner Yaesu FC-40. Das Gerät kann so ziemlich alles, in Verbindung mit einem Pactor-Modem dann auch noch eMails über Funk senden und empfangen bzw. Wetterberichte als Fernschreiben oder Wetterfaxe als Bilder über Funk empfangen. Das ist auf einem Segelschiff abseits des Internets so ziemlich das Praktischste, was man sich vorstellen kann. Das erste Wetterfax lief im Übrigen nach einem Tag probieren und nur mit einem 6 m langen Kabel als „Antenne“ in 1a Qualität über den heimischen Laptopbildschirm. Wen es interessiert, findet z.B. hier und hier einen halbwegs verständlichen Einstig.

Ansonsten sind wir immer noch am Schiffskauf dran, momentan divergieren die Preisvorstellungen von Verkäufer und Käufer noch zu stark…

PS: Heute gelesen und für sehr informativ befunden: Arbeit adé: So klappt der Ausstieg auf Zeit auf FOCUS Online.

So dies und das

Da wir unserem Plan die Welt zu entdecken immer näher kommen, stehen natürlich auch so „schöne“ und notwendige Dinge an wie Impfen und Fremdsprachenkenntnisse auffrischen. Impfen ist leider ziemlich teuer, aber wenn man bedenkt, dass man dadurch  von unliebsamen Krankheiten verschont bleibt, vergisst man die Rechnung ganz schnell wieder… So sind wir bald geschützt vor Tollwut, Gelbfieber,Hepatitis und weiteren Krankheiten, die wir als Europäer nie kennen lernen würden

Da ich bereits in der Schule französisch gelernt habe (Sven ist der geborene Lateiner!), bin ich dabei meine Kenntnisse wieder etwas aufzufrischen. Wenn man nicht wie für die Schule stur Vokabeln lernen MUSS, dann macht es fast sogar Spaß. Wie bei fast allem heißt es hier dann „nur“ noch: dranbleiben und durchhalten. Desweiteren haben wir auch noch zwei ganz besonders wichtige Sprachkurse, die wir uns bestimmt beide anhören werden:

Richtig Fluchen auf italienisch und auf spanisch.

Wir haben schon mal reingehört und lernen dabei wie wir dem Kellner sagen können, dass wir weder mit dem „Matsch“ auf dem Teller noch mit der Rechnung einverstanden sind, auch wenn wir natürlich hoffen, dass nie anwenden zu müssen..

Und weil das noch nicht genug ist, hat Sven (der bereits vor einiger Zeit tapfer die Prüfung zum Funkamateur bestanden hat) es geschafft heute den ersten Wetterbericht mit unserer neuen Funkanlage im Wohnzimmer zu empfangen!

Das alles bringt uns alles wieder ein Stückchen weiter!