Wo ist Felix ?

Von unterwegs werden wir versuchen regelmäßig über Kurzwelle unsere Position in das Winlink-System hochzuladen. Falls das klappt (hängt bei Kurzwelle ja immer ein wenig von den Übertragungsbedingungen ab), kann unsere aktuelle Position (und ggf. eine kurze Bemerkung) unter „Schiff“ und dann „Position & Route“ abgefragt werden.

Oder direkt unter diesem Link: http://shiptrak.org/?callsign=DL3NMO

Antennen-Erdung und Mantelwellen

Eine gute Antennen-Erdung (als „Gegengewicht“ zu einer sog. Langdraht-Antenne) ist auf Kunststoffschiffen gar nicht so einfach hinzubekommen. Man braucht diese aber, damit die Antenne gut funktioniert, d.h., den größten Teil der vom Sender abgegebenen Hochfrequenz-Leistung auch über die Antenne in den Äther abzustrahlen kann und diese nicht durch Reflexion teilweise wieder zurück in den Sender befördert wird. Wenn das aber geschieht, hat man sogenannte Mantelwellen (heißen so, weil diese auf der Ummantelung des Koax-Speisekabels des Senders zur Antenne zurücklaufen). Und die kann man gar nicht gebrauchen. Die sind nämlich beim Senden für sehr unschöne Effekte verantwortlich, wie da wären: erhebliche Abstrahlungsleistungseinbußen, lustige Töne im Radio, leuchtende Lämpchen auf dem Schaltpanel (gespeist durch die von den im Schiff verlegten Leitungen, die nun als Antenne für die Mantelwellen fungieren), Abstürze von Computerperipherie (USB-Hub, seriell zu USB Wandler) und am schlimmsten, der Kompass vom Autopiloten spielt verrückt, d.h. der Autopilot wäre unterwegs beim Betrieb der Kurzwellen-Anlage nicht zu benutzen. Da all das bei uns auch auftritt, muss also dringend die Erdung unserer Antenne verbessert werden. Bisher ist die Erde bei uns an die Schiffsmasseleitung angeschlossen, d.h. am Minuspol der Batterie, der wiederum mit den beiden Motoren, den Saildrives, den Opferanoden, dem Geräteträger, der Reling und was sonst noch alles so geerdet ist, verbunden ist. Nun haben wir, um die Schiffsmasse mit der Erde für die Antenne zu entkoppeln eine kapazitive Erde gebaut. Diese besteht aus 600 µm dicker Alufolie, die in den Rumpf geklebt wurde und die nun kapazitiv (d.h., die eine Platte des so entstandenen Plattenkondensators ist die Alufolie, das Dielektrikum ist das GFK des Rumpfs und die andere Platte des Kondensators ist das Meer) mit dem Meer als Erde koppeln soll. Das klappt prinzipiell ganz gut, wenn die verfügbare Fläche des Plattenkondensators groß genug ist. Leider steht bei uns aber nur ein knapper Quadratmeter an brauchbarer Fläche zur Verfügung (der Bereich hinter dem Ruder auf der Steuerbordseite) und das reicht alleine offensichtlich nicht ganz aus (andere Schiffe berichten von guten Ergebnissen mit mindestens 2 qm Fläche). Das Problem ist, die Erdung muss so nahe wie möglich am Antennentuner (das ist ein Gerät, das durch das automatische Zuschalten von Kapazitäten und Induktivitäten die Antennenlänge künstlich verändert, sodass die so entstandene effektive Antennenlänge mit der Wellenlänge der gerade zu sendenden oder zu empfangenden Frequenz zusammenpasst) sein und der muss wiederum so nahe wie möglich an der Antenne sein, also bei uns im Steuerbordrumpf ganz hinten, direkt unter der Decks-Durchführung der Antennenzuleitung zum isolierten Achterstag, das ja unsere Antenne ist. Daher haben wir zusätzlich die bereits vorhandenen Erdungsschwämme angeschlossen. Das sind kleine poröse Kupferpads, die außen am Rumpf angebracht werden und durch direkten Kontakt mit dem Wasser die Erdung herstellen. Leider nimmt die anfangs gute Erd-Wirkung schnell durch Bewuchs ab, so dass diese alleine nicht ausgereicht haben. Nach einem weiteren Sende-Test, haben wir dann doch wieder die Schiffsmasse dazugeschaltet und sind nun auch wieder nicht besser dran als zu Anfang. Als nächstes haben nun noch Mantelwellensperren an der Speiseleitung der Antenne installiert, das sind Ferritkerne, die als Barrieren für Hochfrequenz dienen. Damit wird die Situation etwas besser und beim Senden auf wenigstens manchen Frequenzbändern, lässt sich unser Autopilot nun nicht mehr aus der Ruhe bringen. Das ist jedoch immer noch nicht zufriedenstellend und muss weiter verbessert werden. Wir arbeiten dran…

Neuverkabelung von Navigation und Funk

Neuverkabelung von Navigation und Funk

So sieht das doch gleich besser aus!

So sieht das doch gleich besser aus!

So siehts unter unserem Schaltpanel aus.

So siehts unter unserem Schaltpanel aus.

Das sieht nach Arbeit aus!

Das sieht nach Arbeit aus!

Im Maschinenraum, vorbereitet für die kapazitive Erde.

Im Maschinenraum, vorbereitet für die kapazitive Erde.

Dieses dicke Alufolie-Klebeband haben wir im Baumarkt gefunden, bei den Dämmstoffen. Das wird jetzt auf die vorbereitete Fläche geklebt.

Dieses dicke Alufolie-Klebeband haben wir im Baumarkt gefunden, bei den Dämmstoffen. Das wird jetzt auf die vorbereitete Fläche geklebt.

Das Einkleben ist eine mühevolle Arbeit, da man schlecht hinkommt.

Das Einkleben ist eine mühevolle Arbeit, da man schlecht hinkommt.

Alufolie verlegt.

Alufolie verlegt.

Die Alufolie ist nun auch mit dem Antennentuner verbunden.

Die Alufolie ist nun auch mit dem Antennentuner verbunden.

Zuteilungsurkunde und letzte Vorbereitungen

Heute war es dann soweit, im Briefkasten lag Post von der Bundesnetzagentur mit Inhalt Zuteilungsurkunde. Dabei handelt es sich um ein Dokument, das einem ein Rufzeichen für den Seefunk zuordnet und weiterhin eine MMSI (maritime mobile service identity). Beide stehen jetzt auf der Seite Schiff. Damit kann man uns nun über Seefunk direkt (also über DSC = digital selective calling) anfunken. Die Zuteilungsurkunde ist dabei an ein bestimmtes Funkgerät, Schiff sowie Person gebunden. Die BNetzA lässt sich diese übrigens mit stolzen 130 Euro bezahlen. Das zugehörige Funkgerät ist auch schon bestellt und sollte die Tage eintreffen. Dann muss nur noch ein eigenes GPS angeschlossen werden und das AIS Signal auf den Laptop, der bei uns ja als (Haupt-) Kartenplotter fungiert, gebracht werden.

Wir haben die letzten Wochen nun die Wohnung weiter leer geräumt und noch letzte Ausrüstungsgegenstände bestellt. Langsam nähert sich unser Abreisedatum unweigerlich, der März ist unser letzter Arbeitsmonat und Anfang April geht es dann aufs Schiff. Ich werde wohl zuerst alleine mit dem Zug nach Lemmer fahren und nochmals das Unterwasserschiff streichen während Sabine die Wohnung vollends fertig macht. Dann ist geplant, dass Sabine mit ihrem Vater und allem Gepäck ein paar Tage später mit dem VW-Bus nachkommen. Dann müssen noch die 2 neuen 245 W Solarpanels montiert werden. Sabines Vater hat freundlicherweise einen tiptop stabilen Rahmen konstruiert, mit dem die riesigen Module (sind ca. doppelt so groß wie die jetzigen) sicher auf dem Geräteträger befestigt werden können.

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Außerdem muss auf dem Geräteträger noch der Windgenerator montiert und dann natürlich noch alles angeschlossen werden. Wir werden dazu sicherlich ein paar Tage benötigen und wenn dann alles soweit ok sein sollte, kommen Sabines Mutter und Schwester mit dem Zug nach und wir fahren alle zusammen weiter auf der Staandemast Route Richtung Amsterdam wo wir dann, falls alles klappt, noch meine Mutter an Bord nehmen und alle zusammen ein paar schöne Tage verbringen, bevor es dann alleine weiter Richtung Nordsee und Englischer Kanal geht. Für uns bleibt es also spannend!

Kommunikation, Kabel, Chaos

Langsam rückt unser Absprung an bord immer näher und längst Abgehaktes wird neu überdacht. Zum Beispiel Kommunikation und Navigation, die bei uns eng zusammenhängen und im Wesentlichen über ein Laptop gesteuert werden. Gerade mache ich last minute noch einen SRC (short range certificate) Schein, also ein Seefunkzeugnis, da unser altes Funkgerät an bord keine Frequenzzuteilung mehr bekommt und man zum Erwerb bzw. Betrieb eines neuen so etwas braucht. Die fehlende Frequenzzuteilung alleine wäre eigentlich nicht so tragisch, allerdings könnte uns die Versicherung da im Schadensfall einen Strick draus drehen. Wenn man allerdings ein neues (See-)Funkgerät kauft, ist das mittlerweile zusätzlich zum normalen Sprechfunk alles auch schön digital mit DSC (digital selective calling) Controller und AIS (automatic identification system) und benötigt dementsprechend auch ein Rufzeichen und eine sog. MMSI (maritime mobile service identity) Nummer, die es natürlich auch nur auf Vorlage eines gültigen SRC-Scheines gibt. Dafür bekommt man dann aber auch ein Funkgerät mit einigen Knöpfen mehr und dementsprechend mehr Funktionen, die allerdings alle auch mit Daten bedient werden wollen. Z.B. muss so ein Funkgerät die aktuelle GPS Position wissen, um dann etwa eine Positionsmeldung oder im schlimmsten Fall einen Seenotfall digital senden zu können. In die andere Richtung kann das Gerät die Positionen, Kurse, Geschwindigkeiten und weitere Informationen anderer Schiffe über AIS, insofern die Schiffe dieses Signal auch senden, ausgeben. Dieses Signal muss dann wiederum in den Kartenplotter (also unser Laptop), damit die Information auch in die elektronische Seekarte eingetragen werden. Ich habe mir dazu dann mal einen Plan gemalt und mir graust es jetzt schon vor der Verkabelung auf dem Schiff:

Computer, GPS, VHF, KW Wiring Blue Felix

Klein-Hilde: der Chinaböller

Gestern bekommen, direkt aus China (nach 3 Wochen Versanddauer) für sage und schreibe 34 €, mit Nachverzollung bei den netten Jungs im Zollamt Konstanz (immer wieder ein Erlebnis!) dann insgesamt eben 40 €: der „Chinaböller“, ein Baofeng UV-3R inclusive USB Programmierkabel. Das Original, das Yaesu VX-3E kostet knappe 200 €. Der „Chinaböller“ funkt im 2 m und 70 cm Band, kann damit also Seefunk, Freenet, PMR und LPD und versteht sich auf das 6.25 kHz Raster. Was will man mehr? Natürlich eine eingebaute Taschenlampe und ein UKW Radio! Ein „kleines“ Problem ist, dass durch die extrem kleine und leichte Bauform das wenige verbaute Aluminium im Gehäuse keine ausreichende Erde darstellt, was sich dadurch bemerkbar macht, dass man für einen guten Empfang das Gerät in der Hand halten muss und nicht nur irgendwo hin stellen kann. Ein weiteres „kleines“ Problem ist im 2 m Band die unzureichende Unterdrückung der ersten Harmonischen. Hier wurde sogar gemessen, dass diese um 6 dB stärker als die Nutzfrequenz sein kann. Ups! Trotzdem eine feine Sache für die paar Euronen wie ich meine, insbesondere, da eine Programmiersoftware gratis zur Verfügung steht und die Qualität für eine knappe Kommunikation vom Schiff zur Strandbar ausreichen dürfte…

Falls Hilde und Klein-Hilde ihren Dienst versagen sollten, haben wir noch unser Backup, ein weltweit funktionierendes Iridium Satellitentelefon, ein (nicht mehr ganz aktuelles, jedoch prima funktionierendes) Motorola 9505 incl. Data-Kit zum Empfang von Mails mit dem aktuellen Wetter.

Was für ein Kommunikationsknochen!

Pactor Modem für Hilde

Wenn man einen Empfänger auf eine Frequenz einstellt, auf der digitale Informationen (z.B. ein Wetterfax) gesendet werden, hört sich das über den Lautsprecher des Empfängers in etwa so an, wie wenn man mit dem normalen Telefon eine Faxnummer anruft. Das angerufene Faxgerät nimmt ab und sendet seine charakteristischen Töne, die Informationen beinhalten, um eine synchronisierte Verbindung zu ermöglichen. Nun müssen solche Informationen von einem Computer verstanden werden, um z.B. das Wetterfax auf dem Bildschirm darstellen zu können. Dazu kann man im einfachsten Fall den Audio-Ausgang des Empfängers mit dem Audio-Eingang der Soundkarte des Computers verbinden (dabei allerdings auf galvanische Entkopplung, bzw. Pegelanpassung achten, sonst kann die Soundkarte zerstört werden) und den Computer die Dechiffrierung der Signale erledigen lassen. Dazu gibt es geeignete Software, z.B. JVComm32. Im Prinzip ist also zum Empfang eines schriftlichen Wetterberichts oder eines Wetterfaxes ohne Internetzugang, sondern über Funk, und das bedeutet überall, lediglich ein SSB fähiger Weltempfänger und ein Computer mit Soundkarte nötig. Falls das jemand näher interessiert, findet er z.B. hier einen guten Übersichtsartikel.

Nun ist eine Soundkarte als Dechiffriergerät in ihrer Empfindlichleit sehr limitiert, besser ist  ein TNC (terminal node controller), im wesentlichen ein separater kleiner Computer, der aus einem sehr schwachen Empfangs-Signal (korrekt ausgedrückt müsste es heißen, aus einem Signal mit sehr schlechtem signal-noise-ratio), das man über Lautsprecher nur als Rauschen wahrnehmen würde, ein einwandfreies Nutzsignal generiert. Dazu wird der TNC direkt an das Funkgerät über einen speziellen Ausgang angeschlossen und liefert dem Computer über RS232 oder USB dann direkt das Nutzsignal, das nur noch am Bildschirm dargestellt werden muss.

Das ganze kann der TNC auch in der anderen Richtung, also nicht nur beim Empfangen, sondern auch beim Senden. Damit kann dann z.B. eine email in Tonsignale chiffriert werden, die das Funkgerät dann sendet. Und zwar zu einem HF-gateway, also einer Stelle, die das Funksignal empfangen kann und von dort aus ins Internet weiterleitet. Somit kann von überall (überall ist hier wörtlich gemeint!) aus eine email empfangen und auch gesendet werden. Natürlich ist diese Übertragungsart sehr langsam, zum Versand einer email mit z.B. einer DINA4-Seite Text benötigt man mehrere Minuten. Attachements, wie z.B. große Bilder, können so natürlich nicht übertragen werden, dafür ist das System allerdings auch gar nicht gedacht. Ein TNC, der sowas kann, heißt Pactor-Modem.

Hier noch ein Bild von Hilde, unserem Funkgerät, mit Pactor-Controller (in diesem Fall ein etwas älterer, dafür auch deutlich günstigerer PTC-IIe) und dem Laptop, das gerade ein Wetterfax darstellt, das vom Deutschen Wetterdienst über den Sender Hamburg-Pinneberg ausgestrahlt wurde. Bis das komplette Fax Zeile für Zeile aufgebaut ist, dauert es in etwa 10 Minuten.

So dies und das

Da wir unserem Plan die Welt zu entdecken immer näher kommen, stehen natürlich auch so „schöne“ und notwendige Dinge an wie Impfen und Fremdsprachenkenntnisse auffrischen. Impfen ist leider ziemlich teuer, aber wenn man bedenkt, dass man dadurch  von unliebsamen Krankheiten verschont bleibt, vergisst man die Rechnung ganz schnell wieder… So sind wir bald geschützt vor Tollwut, Gelbfieber,Hepatitis und weiteren Krankheiten, die wir als Europäer nie kennen lernen würden

Da ich bereits in der Schule französisch gelernt habe (Sven ist der geborene Lateiner!), bin ich dabei meine Kenntnisse wieder etwas aufzufrischen. Wenn man nicht wie für die Schule stur Vokabeln lernen MUSS, dann macht es fast sogar Spaß. Wie bei fast allem heißt es hier dann „nur“ noch: dranbleiben und durchhalten. Desweiteren haben wir auch noch zwei ganz besonders wichtige Sprachkurse, die wir uns bestimmt beide anhören werden:

Richtig Fluchen auf italienisch und auf spanisch.

Wir haben schon mal reingehört und lernen dabei wie wir dem Kellner sagen können, dass wir weder mit dem „Matsch“ auf dem Teller noch mit der Rechnung einverstanden sind, auch wenn wir natürlich hoffen, dass nie anwenden zu müssen..

Und weil das noch nicht genug ist, hat Sven (der bereits vor einiger Zeit tapfer die Prüfung zum Funkamateur bestanden hat) es geschafft heute den ersten Wetterbericht mit unserer neuen Funkanlage im Wohnzimmer zu empfangen!

Das alles bringt uns alles wieder ein Stückchen weiter!

Weltumsegelung light

Bobby Schenk hat heute auf seiner Webseite einen neuen Artikel eingestellt, der Mut macht, wenn man in der finalen Phase des Projektes Weltumsegelung steckt und aufkommende Selbstzweifel einen das bevorstehende Vorhaben regelmäßig überdenken lassen.

Nach Lesen von Schenks Artikel scheint das Vorhaben, insofern man auf der Barfußroute mit dem Passatwind von Ost nach West in Äquatornähe segelt, für jedermann bewältigbar zu sein, der über eine verlässliche Crew, technisches Verständnis, ein wenig Segelerfahrung, das richtige Schiff mit passender Ausrüstung, die richtige Einstellung und bescheidene finanzielle Mittel verfügt.

Uns fehlt es momentan noch am richtigen Schiff, wir sind aber bereits in ersten Verhandlungen und zuversichtlich, dass wir im Laufe des Jahres das richtige finden werden.