//WL2K Position Report

Time: 2015/07/15 15:51:22
Latitude: 12-27.36N
Longitude: 061-29.06W
Comment: gut angekommen in der tyrell bay, carriacou nach schönem downwind törn nur unter genua

//WL2K Wieder in den Tobago Cays

Hier sind wir wieder, in Schildkrötenhausen! Das Schnorchelparadies ist noch dasselbe wie bei unserem letzten Besuch, Schildkröten, wohin man schaut und überall Rochen in kristallklarem Wasser.
Allerdings war unsere Überfahrt hierher letzten Samstag nicht ganz ohne. Wir sind bei bedecktem Himmel morgens um 9 Uhr in Bequia Anker auf gegangen und wie immer mit dem zweiten Reff im Gross Richtung Tobago Cays gesegelt. Anfangs hatten wir moderate 4 Windstärken, bis wir die Abdeckung Bequias hinter uns gelassen hatten und auf dem offenen Kanal waren. Da hat der Wind dann erwartungsgemäß noch eine Windstärke zugelegt und wir sind sehr gut voran gekommen. Unser „Dicker“ hat das ja so am liebsten, 5 bft unter gerefften Segeln. Irgendwann ist dann aber der Himmel immer bedeckter geworden und Mustique verschwand auf unserer Backbordseite langsam komplett im bleiernen Grau. Die starke Regenfront, die rasch auf uns zukam versprach neben ausreichend Wasser von oben auch ordentlich Wind mit sich zu bringen. Also schnell noch die Genua weiter gerefft und schon ging es los: dichter Regen, der die Sicht auf unter 30 Meter verringerte und Wind bis 30 kn. Der ganze Spuk dauerte in etwa eine dreiviertel Stunde, dann klarte es wieder auf. Wir haben doch tatsächlich in der Karibik unsere Ölzeugjacken angehabt und unsere Hände und Füße waren vom Regen ordentlich schrumpelig geworden. Nachdem wir dann in Lee von Canouan angekommen waren, wurde der Wind aufgrund der Inselabdeckung schwächer und wir sind langsam Richtung Tobago Cays gesegelt. Etwa 2 sm vor der Einfahrt zu den Cays ging dann der Spuk von Neuem los, nur noch heftiger. Wir sahen die neue Regenfront wieder rasch auf uns zukommen und haben die Genua diesmal komplett weggerollt und auch das Großsegel geborgen. Kaum war das Groß unten ging es auch schon wieder richtig zur Sache. Wind bis 30 kn und Regen, der einen gerade noch das Vorschiff erkennen ließ. An eine Einfahrt in die Cays mit ihren zahlreichen Riffen war nun nicht mehr zu denken. Unter Maschine haben wir uns dann so gut es ging gegen Wind und Welle auf unserer Position gehalten und abgewartet. Dabei sahen wir auf unserer Seekarte, dass es uns langsam aber stetig nach Westen abtreibt, d.h. vorbei an der Einfahrt in die Cays und vor die Rifffelsen. Die Orientierung zu behalten war gar nicht so einfach, das GPS zeigt zwar die Position auf der Seekarte jederzeit an, einen Kurs allerdings zuverlässig nur, wenn das Schiff ein wenig Geschwindigkeit über Grund macht, aber das wollten wir ja gerade vermeiden. Also haben wir uns auf den Schiffskompass verlassen und von Hand gesteuert. Richtig froh waren wir über unsere Scheibenwischer, die uns wenigstens eine klein wenig Sicht ermöglichten. Wieder nach etwa einer Dreiviertelstunde klarte es dann zum Glück auf (und zum Glück waren wir noch relativ früh dran und die Sonne ging noch nicht so bald unter, obwohl es durch den dichten Regen sehr düster war) und wir sind unter Maschine auf schnellstem Wege zu unserem Ankerplatz von letztem Mal gefahren. Mit uns lagen noch ca. 20 weitere Yachten in den Cays. Zu sehen war darauf allerdings niemand, alle hatten sich vor dem Wetter ins Schiffsinnere verkrochen. Der Ankerplatz war unruhig, die Wellen schob es über das Riff und Wind hatte es auch noch ordentlich. Trotzdem waren wir froh, nun sicher vor Anker zu liegen und kochten erst einmal Wasser für Tee und eine Wärmeflasche. Hätten wir auch nicht gedacht, dass wir die in der Karibik mal auspacken werden. Nun schnorcheln wir erst einmal ein paar Tage mit den Schildkröten und segeln dann weiter nach Palm Island, der Union vorgelagerten Insel.

Wer den Pfennig nicht ehrt …

Bequia gefällt uns wie bei unserem ersten Besuch sehr gut. Die Menschen sind freundlich und man wird hier auch nicht angebettelt. Wer hier Geld verdienen möchte, bietet uns immer eine Leistung an. Wie zum Beispiel der Mann im Kanu, der unser Unterwasserschiff gesehen hat und erkannt hat, dass es ziemlich zugewachsen ist und daher uns einen Putzdienst anbieten wollte. Da mussten wir ihn allerdings enttäuschen. Da unser Krantermin in 4 Wochen naht, gibt es da nicht mehr viel zu retten. Außerdem brauchen wir ja selbst ein bisschen Ausgleichssport und da kommen ab und zu ein paar Stunden am Schiff rumschrubben gerade recht.

Eine typische Begegnung mit Einheimischen hatte ich dann auf dem Weg zum Bankautomat. Neben einer schattigen Bank lag eine 1 Cent Münze auf dem Boden, die ich natürlich aufgehoben habe und eingesteckt habe. Beim Weglaufen höre ich das Mädchen auf der Bank zu ihrer Freundin lachend sagen: Schau mal, die hat meine 1 Cent Münze aufgehoben! Auf meinem Rückweg erzählte mir ihre Mutter, dass ich das nicht aufheben müsse, denn die Münzen seien nichts mehr wert. Diese Fehleinschätzung liegt daran, dass die Karibikstaaten, die als Währung den Ostkaribischen Dollar haben, beschlossen haben, die 1 und 2 Cent Münzen aus dem Verkehr zu ziehen, da sie viel zu oft weggeworfen werden, kaum einen Wert haben und die Produktionskosten einfach zu hoch sind. Seit dem 01.07.2015 wird also nun in allen Geschäften der Endbetrag gerundet, so wie es in Holland auch der Fall ist. Das heißt aber natürlich nicht, dass diese Münzen nichts mehr wert sind, im Gegenteil, erst in 10 Jahren geht man davon aus, dass alle 1 und 2 Cent Münzen aus dem Verkehr gezogen sind. Der Dame habe ich dann auch das gesagt, allerdings war sie felsenfest davon überzeugt, dass das Geld nichts mehr wert sei. Dem Mädchen habe ich gesagt, dass wir schon sehr viel Geld auf den Grenadinen gefunden habe, das konnte sie nur bestätigen und meinte, dass auf St. Vincent überall Geld liegen würde! Als ich ihr dann gesagt habe, dass sie nur 1 Woche alles Geld was sie sieht aufheben müsse und sich dann davon etwas zu trinken oder essen kaufen könne, war sie irgendwie erst mal geschockt. Man konnte zuschauen wie in ihrem Kopf eine neue Verknüpfung hergestellt worden ist. Denn bisher wurde Kleingeld nicht mit etwas Kaufbarem assoziiert. Diese Einstellung konnten wir schon sehr oft beobachten. Teilweise wurden wir um Geld angebettelt und hoben vor der Nase der Bettler Geld von der Straße auf und wiesen sie auch darauf hin, worauf wir meist nur ein Kopfschütteln erhielten. Der Spruch: Kleinvieh macht auch Mist ist hier eben unbekannt.

Wieder in Bequia

Nun sind wir also wieder in Bequia und ankern in der Bucht von Port Elizabeth. Wie beim letzten Mal haben wir einen schönen Ankerplatz auf 5m tiefem kristallklarem Wasser. Der einzige Nachteil ist hier der Ankergrund, es liegen einige kleinere und größere Felsen herum und der sandige Untergrund selbst ist recht hart, sodass der Anker sich nicht richtig eingraben kann. Im Vergleich zu unserem ersten Besuch im Februar sind doch bedeutend weniger Yachten vor Anker. Charteryachten gibt es nun eigentlich auch keine mehr und so sind die meisten Moorings unbesetzt.

Die Fahrt von der Rodney Bay nach Soufriere im Süden von St. Lucia war eine der besten, die wir in der ganzen Karibik erlebt haben. Mit halbem bis raumem Wind und Welle von hinten sind wir wie auf Schienen fast die ganze Strecke gesegelt. Kein Vergleich zu unserer Fahrt damals in die andere Richtung, wo wir uns unter Maschine nach Norden gekämpft haben. Einen Fisch haben wir aber leider auch diesmal nicht gefangen. Lange versuchen kann man das sowieso nicht, Saragossagras bleibt alle paar Minuten am Köder hängen. Die Ankunft in Soufriere war wie immer anstrengend, daran ist aber nicht die Bucht oder das Wetter schuld, sondern die Boatboys und die Menschen, die in Soufriere leben. Schon 3 sm vorher sind wir abgefangen worden. Allerdings lief da schon unsere Maschine und der Kerl in seinem Holzboot kam nicht sehr nah zu uns gefahren und so lief unsere Unterhaltung schreiend folgendermaßen ab:

Boatboy: Do you need a mooring????

Sven: No!!! We need Water!

B: Ah!! You need a mooring!!!!!

S: No!!!!!!!!!!!!!!!!!!! W A T E R !!!!!!

B: mooring????

S: W   A  T   E   R ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !

B: AH!!!! You go to the waterfalls!!!!!

S: NO!!! We need to fill up water!

B: AH! OK!

Daraufhin ist er dann abgezogen. Kurz darauf kam dann der nächste. Es dauert allerdings immer ewig den Jungs zu erklären, dass man sich hier schon auskennt und dass man keine Hilfe braucht und auch nicht möchte. Wir sind dann zum Steg der Fischer gefahren, um unsere Wassertanks nochmals aufzufüllen. Wir wussten ja bereits vom letzten Mal, dass hier nicht nach Litern abgerechnet wird, sondern immer 60 EC $ fällig sind, egal wie viel Wasser man tankt. Kurz vor dem Anlegen stehen dann plötzlich wieder 5 Jungs am Steg und alle wollen helfen und mit uns reden und uns irgendetwas verkaufen. Auch wenn man das alles nicht will, man schafft es nicht, dass sie einem nicht helfen. Während wir Wasser tanken wird uns so ungefähr alles angeboten, was man auf St. Lucia kaufen kann. Auch Drogen sollen wir mal wieder kaufen, diesmal aber „guter Stoff aus Jamaika“. Wir lehnen dankend ab und hoffen, dass die Tanks bald voll sind. Als wir fertig sind, entscheiden wir uns diesmal für eine andere Mooring als beim letzten Mal. Da lagen wir direkt vor dem Ort an einer Mooring von „Dr. Feelgood“. Dieses Mal wollten wir eine Mooring im Norden der Bucht direkt vor den Felsen, diese werden von der Insel verwaltet. An der Mooring „dürfen“ wir natürlich auch nicht alleine anlegen, die Boatboys lassen einen einfach nicht in Ruhe. Leider blicken die Jungs selten, dass man gegen den Wind an die Mooring anlegen sollte, ihnen das aber zu erklären würde zu lange dauern, also wird das Anlegemanöver eben nicht so toll, aber egal, Hauptsache fest und die Jungs ziehen endlich ab. Natürlich nicht ohne vorher ihr „Gehalt“ erhalten zu haben, für einen Job, den wir gar nicht vergeben haben…

Wir sind dann an Land gefahren, um auszuklarieren, da wir ja am nächsten Morgen sehr früh nach Bequia aufbrechen wollten. Beim Zoll hatten wir wieder den gleichen netten Zöllner wie beim letzten Mal, doch der Immigration Officer hatte seine Tür bereits verschlossen und wir erfuhren später vom örtlichen Polizisten, dass der Beamte schon nach Hause ging und heute auch nicht mehr kommt und das obwohl ein großes Schild vor der Tür die Öffnungszeiten angibt und er eigentlich hätte da sein müssen. Also zurück zum Zoll. Nach einem kurzen Telefonat meinte der Beamte, dass es ok sei, wir könnten gehen. Auf die Frage, ob wir denn nun keinen Ausgangsstempel in unsere Pässe bekommen und deswegen Ärger im nächsten Land bekommen war seine Antwort: Kein Problem, das passiert doch die ganze Zeit!

Wir sind dann noch kurz in den Supermarkt gegangen, nicht ohne auf dem kurzen Weg dorthin einige penetrante Bettler und Taxifahrer abzuschütteln. Soufriere ist immer anstrengend, man kann keine 50 m laufen ohne bedrängt zu werden. Im Prinzip finden wir das ja gar nicht schlimm, jeder darf uns seine Waren oder seine Dienstleistungen anbieten, aber spätestens nach dem zweiten „Nein danke“ sollte man dann auch wieder in Ruhe gelassen werden. In Soufriere braucht man dann eben auch mal noch ein drittes und ein viertes „Nein danke“. Die Mooring mussten wir im Nachbarbüro vom Zoll bezahlen und sind dabei ziemlich erschrocken. 54 EC$ kostet eine Nacht an der Mooring, umsonst dazu gab es den Hinweis, dass wenn wir zum Essen an Land gehen würden, wir doch bitte alles gut abschließen sollen an Bord.

Unser Platz stellte sich dann als einer der schlechtesten in der Karibik heraus, da wir ziemlich weit hinten in der Bucht lagen, haben wir den Schwell gut abbekommen. Schlimmer war aber das ständige Gedrehe und die dabei an den Rumpf hauende Mooringboje, die sich nicht auf irgendeine Art fixieren lies. Außerdem fegten aus dem Nichts Fallböen über uns drüber, die uns dann sehr nah an die Felsen trieben. Nie wieder werden wir an eine diese Moorings gehen. In der ohnehin kurzen Nacht haben wir kaum geschlafen. Eigentlich immer, wenn wir in der Karibik für eine Mooring bezahlen mussten und auch nicht oder nur schlecht ankern konnten, stellte sich der Platz als schlecht heraus. Am nächsten Morgen haben wir gegen 5 Uhr am Morgen die Bucht von Soufriere verlassen. Wie immer setzten wir das Groß ins 2.Reff. Zu Beginn sind wir zwei Stunden gemütlich motort, weil der Wind mit 8 Knoten einfach zu wenig war, um sinnvoll voran zu kommen. Doch dann haben wir schon die dicken Wolken gesehen, die bald über uns ziehen würden und es war klar, das mit dem wenigen Wind wird sich bald ändern. Außerdem passierten wir die Pitons, die den Wind auch immer gut abhalten. Dann konnten wir endlich segeln und diesmal mit einem Halbwindkurs! Das macht das Segeln schon gleich viel gemütlicher als das ständige Amwindsegeln. Unser Dicker ist super gelaufen. Als die erste Regenfront über uns drüber zog und beständige 7 Windstärken brachte, sind wir umso besser gesegelt. Stark gerefft mag­­­ unser Dicker am liebsten alles zwischen 5 und 7 Windstärken. Bei halbem Wind und einer nicht allzu hohen Welle, aber dennoch aufgewühlter See lagen wir so ruhig, dass man im Schiffsinneren gar nicht viel mitbekommen hat. Die Wolken zogen immer mal wieder ab, dann wurde auch der Wind etwas weniger, solange bis die nächsten Wolken kamen. Recht schnell waren wir schon auf der Höhe von St. Vincent, wo die Welle am Nordkap nochmal ganz schön zulegte. Doch auch hier war es einfach nur schönes Segeln. Kurz vor dem Südende von St. Vincent mussten wir dann noch eine Stunde motoren, da der Wind durch St. Vincent abgehalten wurde. Doch den Kanal nach Bequia konnten wir wieder segeln. Zu Beginn hatten wir das Gefühl, dass wir überhaupt nicht voran kommen, obwohl wir gut gesegelt sind. Ein Blick ins GPS zeigte uns dann auch, dass wir nur 3-3,5 Knoten über Grund fahren! Die immer vorherrschende Westströmung wurde also um das Südkap von St. Vincent Richtung Norden gezogen und bremste uns ganz schön ab. Das Gegenteil erlebten wir dann kurz vor Bequia, dort wird die Strömung entlang der Küste gezogen und zog uns schneller an Land. Ein tolles Erlebnis hatten wir noch, als wir einen professionellen Fotografen im Dingi sahen, der Bilder von uns machte. Da waren wir schon sehr gespannt wie die wohl aussehen würden, denn wir haben noch kein einziges Bild unter Segeln von uns. Die Einfahrt und das Ankern war dann noch etwas windig, aber das kristallklare Wasser lässt ein die lange Fahrt schnell vergessen und nachdem wir ein bisschen aufgeräumt und das Schiff entsalzt haben, gibt es für uns auch noch ein Bad, um Salz und Sonnencreme loszuwerden. Nach dem Essen fallen wir müde ins Bett und genießen die absolute Ruhe hier.

Am nächsten Morgen kam der Fotograf mit seinem Dingi vorbei, übergab uns eine Mappe mit einem schon ausgedruckten Bild von uns und einem USB-Stick mit all den Bildern, die er von uns gemacht hat, natürlich in schlechter Qualität und mit Wasserzeichen versehen. Eine Preisliste gab’s obendrein auch noch, die hat uns allerdings ein wenig geschockt. Für ein digitales Foto in hoher Auflösung möchte er 50 US $ haben, für 4 Bilder 120 US $. Für alle Bilder 170 US $. Für einen Ausdruck (etwas kleiner als A4) müsste man auch 50 US$ auf den Tisch legen. Na wenigstens haben wir nun die ganzen tollen Vorschaubilder…

Mooringplatz in Soufriere, direkt vor den Felsen.

Mooringplatz in Soufriere, direkt vor den Felsen.

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Wir verlassen Soufriere, Wolken hängen in den Pitons.

Wir verlassen Soufriere, Wolken hängen in den Pitons.

Bei 7 Bft geht es zügig nach St. Vincent

Bei 7 Bft geht es zügig nach St. Vincent

Es ist in der Regenwolke so kalt, dass wir sogar unsere Jacken anziehen!

Es ist unterwegs so kalt, dass wir sogar unsere Jacken anziehen!

Auch St. Vincent ist wolkenverhangen

Auch St. Vincent ist wolkenverhangen