Auch schon wieder eine Woche her, seit wir den letzten Blog-Eintrag geschrieben haben. Die Zeit vergeht hier viel schneller, als in franz. Guayana. Hier ist alles etwas hektischer, bunter, aber dadurch auch interessanter. Der kulturelle Mix macht`s wohl aus. Ansonsten vergehen die Tage hier mit sehr früh ins Bett gehen, weil es morgens sehr früh schon sehr heiß wird. Wir sind meist schon um 21 Uhr (ja Ihr habt richtig gelesen) im Bett und schlafen dann auch recht schnell ein. Morgens fängt die Sonne um spätestens 8 an richtig runter zu machen, da muss man die Koje dann trotz Ventilator (der übrigens die ganze Nacht tapfer durchpropellert) ziemlich schnell verlassen. Die früheren Morgenstunden gehen dann noch, man kann im und am Schiff kleinere Arbeiten erledigen und gemütlich (mit Ventilator) drinnen sitzen. Am frühen Nachmittag klettern die Temperaturen dann im Schiffsinneren schnell auf 39 Grad und das ist dann kein Spaß mehr. In der Sonne hält man es keine 5 Minuten aus. Jede noch so kleine Bewegung treibt einem den Schweiß ins Gesicht und bei etwas größeren Anstrengungen auch in die Augen und das brennt dann ziemlich, so dass schwerere Wartungsarbeiten am Schiff hier eigentlich unmöglich sind. Daher verbringen wir die späten Nachmittagsstunden, dann wenn die Sonne hier am stärksten ist und die Temperaturen im Schiff zur Last werden, an Land. So ein Schiff an einer Boje stellt sich ja immer gerne in den Wind und wenn es hier dann welchen hat, kühlt der dann das Schiffsinnere nicht sehr effektiv. Nicht immer, wir sind hier ja im Tidengewässer mit sehr starker Strömung, da gewinnt mal der Wind, mal die Strömung und so kann es auch passieren, dass das Schiff mit dem Heck im Wind steht. An der Waterkant in Domburg, also keine 15 Meter vom Schiff entfernt weht am Nachmittag immer ein kühlender Wind und man kann sehr schön dort im Schatten großer Bäume sitzen, Backgammon spielen und ein sehr kaltes Parbo Bier trinken. Das macht das Klima dann doch gleich etwas erträglicher.
Allerdings kann auch die Hitze den Bastelwahn nicht ganz aufhalten. Das ist für mich übrigens eines der tollsten Sachen hier auf dem Schiff, ich habe endlich wieder Zeit einfach nur Dinge zu bauen. Das habe ich schon immer, seit meiner Kindheit gemocht und daran hat sich offensichtlich nichts geändert. Zuerst musste also die letzten Tage die Armbrust signifikant verbessert werden, die hatte mit dem Bogen, den ich aus einem alten Spachtel gebaut hatte, einfach nicht genügend Wumms. Nun ist es ein Compound-Modell geworden mit kugel-gelagerten Rollen und Gummizug. Geht ab nun wie Schmidts Katze, kein Vergleich mit vorher. Mal sehen, wie weit man das noch treiben kann, wird bestimmt nicht die letzte Version bleiben. Wenn wir dann in der Karibik auf Sandy Island (so heißen all die kleinen Inselchen, auf denen nur eine einzige obligatorische Postkarten-Palme drauf steht) angekommen sind, werde ich sicher versuchen, damit eine Kokosnuß von einer Palme zu schießen. Ich freu mich schon riesig drauf!
Als nächstes Projekt muss noch unser UV-Insektenvernichter (das sind die Dinger, bei denen die Insekten ins Licht fliegen sollen und dann über ein Hochspannungsgitter gebrutzelt werden), der seinen Geist schon lange aufgegeben hat, neu aufgebaut werden. Da ist nämlich eine UV-Leuchtstoffröhre drin und Leuchtstoffröhren und Wechselrichter vertragen sich offensichtlich auf Dauer nicht gut. Dazu habe ich eine Schaltung gebastelt, die batteriebetrieben über eine selbst gewickelte Spule, in der Basis- und Kollektorstrom eines Transistors im Gegentakt laufen, gepulste Gleichspannung erzeugt. Diese wird dann in einer weiteren selbst gewickelten Spule (der Draht dafür stammt übrigens von unserem kaputten Staubsaugermotor) hochgespannt und bildet die Eingangsspannung für den noch zu bauenden Hochspannungsteil (entweder muss ich dazu eine weitere Spule wickeln oder ich baue aus Dioden und Kondensatoren einen Spannungvervielfacher, je nachdem, was ich hier besser finden kann). Damit sollten dann ein paar Moskitos, von denen es hier doch einige gibt, das zeitliche segnen. Das Interessante an der Schaltung ist jedoch, dass man damit in einfachster Weise mit nur einer Batterie Verbraucher betreiben kann, die erst ab viel höheren Spannungen arbeiten würden. Weiterhin kann man damit eigentlich leere Batterien (also Batterien, deren Spannung für normale Anwendungen nicht mehr ausreicht) als Energiequelle z. B. zum Licht erzeugen verwenden und die Batterien somit wirklich vollständig entleeren. Darum ist diese Schaltung auch als „Joule Thief“ bekannt. Tolle Sache, macht einen Riesen Spaß und gelernt habe ich auch wieder was.
Ein grosser kommt am Bojenfeld vorbei. Macht unglaublicherweise keinerlei Welle.
Joule Thief. Die 12 Volt LED für die Schiffsbeleuchtung kann mit nur einer einzigen 1.2 Volt Batterie betrieben werden.
Wenn die dann in ein Paar Tagen reif sind, gibts lecker Mango Chutney.
Armbrust mit Compound Umbau.
Sonnenaufgang.