Nun sind wir also wieder in Bequia und ankern in der Bucht von Port Elizabeth. Wie beim letzten Mal haben wir einen schönen Ankerplatz auf 5m tiefem kristallklarem Wasser. Der einzige Nachteil ist hier der Ankergrund, es liegen einige kleinere und größere Felsen herum und der sandige Untergrund selbst ist recht hart, sodass der Anker sich nicht richtig eingraben kann. Im Vergleich zu unserem ersten Besuch im Februar sind doch bedeutend weniger Yachten vor Anker. Charteryachten gibt es nun eigentlich auch keine mehr und so sind die meisten Moorings unbesetzt.
Die Fahrt von der Rodney Bay nach Soufriere im Süden von St. Lucia war eine der besten, die wir in der ganzen Karibik erlebt haben. Mit halbem bis raumem Wind und Welle von hinten sind wir wie auf Schienen fast die ganze Strecke gesegelt. Kein Vergleich zu unserer Fahrt damals in die andere Richtung, wo wir uns unter Maschine nach Norden gekämpft haben. Einen Fisch haben wir aber leider auch diesmal nicht gefangen. Lange versuchen kann man das sowieso nicht, Saragossagras bleibt alle paar Minuten am Köder hängen. Die Ankunft in Soufriere war wie immer anstrengend, daran ist aber nicht die Bucht oder das Wetter schuld, sondern die Boatboys und die Menschen, die in Soufriere leben. Schon 3 sm vorher sind wir abgefangen worden. Allerdings lief da schon unsere Maschine und der Kerl in seinem Holzboot kam nicht sehr nah zu uns gefahren und so lief unsere Unterhaltung schreiend folgendermaßen ab:
Boatboy: Do you need a mooring????
Sven: No!!! We need Water!
B: Ah!! You need a mooring!!!!!
S: No!!!!!!!!!!!!!!!!!!! W A T E R !!!!!!
B: mooring????
S: W A T E R ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !
B: AH!!!! You go to the waterfalls!!!!!
S: NO!!! We need to fill up water!
B: AH! OK!
Daraufhin ist er dann abgezogen. Kurz darauf kam dann der nächste. Es dauert allerdings immer ewig den Jungs zu erklären, dass man sich hier schon auskennt und dass man keine Hilfe braucht und auch nicht möchte. Wir sind dann zum Steg der Fischer gefahren, um unsere Wassertanks nochmals aufzufüllen. Wir wussten ja bereits vom letzten Mal, dass hier nicht nach Litern abgerechnet wird, sondern immer 60 EC $ fällig sind, egal wie viel Wasser man tankt. Kurz vor dem Anlegen stehen dann plötzlich wieder 5 Jungs am Steg und alle wollen helfen und mit uns reden und uns irgendetwas verkaufen. Auch wenn man das alles nicht will, man schafft es nicht, dass sie einem nicht helfen. Während wir Wasser tanken wird uns so ungefähr alles angeboten, was man auf St. Lucia kaufen kann. Auch Drogen sollen wir mal wieder kaufen, diesmal aber „guter Stoff aus Jamaika“. Wir lehnen dankend ab und hoffen, dass die Tanks bald voll sind. Als wir fertig sind, entscheiden wir uns diesmal für eine andere Mooring als beim letzten Mal. Da lagen wir direkt vor dem Ort an einer Mooring von „Dr. Feelgood“. Dieses Mal wollten wir eine Mooring im Norden der Bucht direkt vor den Felsen, diese werden von der Insel verwaltet. An der Mooring „dürfen“ wir natürlich auch nicht alleine anlegen, die Boatboys lassen einen einfach nicht in Ruhe. Leider blicken die Jungs selten, dass man gegen den Wind an die Mooring anlegen sollte, ihnen das aber zu erklären würde zu lange dauern, also wird das Anlegemanöver eben nicht so toll, aber egal, Hauptsache fest und die Jungs ziehen endlich ab. Natürlich nicht ohne vorher ihr „Gehalt“ erhalten zu haben, für einen Job, den wir gar nicht vergeben haben…
Wir sind dann an Land gefahren, um auszuklarieren, da wir ja am nächsten Morgen sehr früh nach Bequia aufbrechen wollten. Beim Zoll hatten wir wieder den gleichen netten Zöllner wie beim letzten Mal, doch der Immigration Officer hatte seine Tür bereits verschlossen und wir erfuhren später vom örtlichen Polizisten, dass der Beamte schon nach Hause ging und heute auch nicht mehr kommt und das obwohl ein großes Schild vor der Tür die Öffnungszeiten angibt und er eigentlich hätte da sein müssen. Also zurück zum Zoll. Nach einem kurzen Telefonat meinte der Beamte, dass es ok sei, wir könnten gehen. Auf die Frage, ob wir denn nun keinen Ausgangsstempel in unsere Pässe bekommen und deswegen Ärger im nächsten Land bekommen war seine Antwort: Kein Problem, das passiert doch die ganze Zeit!
Wir sind dann noch kurz in den Supermarkt gegangen, nicht ohne auf dem kurzen Weg dorthin einige penetrante Bettler und Taxifahrer abzuschütteln. Soufriere ist immer anstrengend, man kann keine 50 m laufen ohne bedrängt zu werden. Im Prinzip finden wir das ja gar nicht schlimm, jeder darf uns seine Waren oder seine Dienstleistungen anbieten, aber spätestens nach dem zweiten „Nein danke“ sollte man dann auch wieder in Ruhe gelassen werden. In Soufriere braucht man dann eben auch mal noch ein drittes und ein viertes „Nein danke“. Die Mooring mussten wir im Nachbarbüro vom Zoll bezahlen und sind dabei ziemlich erschrocken. 54 EC$ kostet eine Nacht an der Mooring, umsonst dazu gab es den Hinweis, dass wenn wir zum Essen an Land gehen würden, wir doch bitte alles gut abschließen sollen an Bord.
Unser Platz stellte sich dann als einer der schlechtesten in der Karibik heraus, da wir ziemlich weit hinten in der Bucht lagen, haben wir den Schwell gut abbekommen. Schlimmer war aber das ständige Gedrehe und die dabei an den Rumpf hauende Mooringboje, die sich nicht auf irgendeine Art fixieren lies. Außerdem fegten aus dem Nichts Fallböen über uns drüber, die uns dann sehr nah an die Felsen trieben. Nie wieder werden wir an eine diese Moorings gehen. In der ohnehin kurzen Nacht haben wir kaum geschlafen. Eigentlich immer, wenn wir in der Karibik für eine Mooring bezahlen mussten und auch nicht oder nur schlecht ankern konnten, stellte sich der Platz als schlecht heraus. Am nächsten Morgen haben wir gegen 5 Uhr am Morgen die Bucht von Soufriere verlassen. Wie immer setzten wir das Groß ins 2.Reff. Zu Beginn sind wir zwei Stunden gemütlich motort, weil der Wind mit 8 Knoten einfach zu wenig war, um sinnvoll voran zu kommen. Doch dann haben wir schon die dicken Wolken gesehen, die bald über uns ziehen würden und es war klar, das mit dem wenigen Wind wird sich bald ändern. Außerdem passierten wir die Pitons, die den Wind auch immer gut abhalten. Dann konnten wir endlich segeln und diesmal mit einem Halbwindkurs! Das macht das Segeln schon gleich viel gemütlicher als das ständige Amwindsegeln. Unser Dicker ist super gelaufen. Als die erste Regenfront über uns drüber zog und beständige 7 Windstärken brachte, sind wir umso besser gesegelt. Stark gerefft mag unser Dicker am liebsten alles zwischen 5 und 7 Windstärken. Bei halbem Wind und einer nicht allzu hohen Welle, aber dennoch aufgewühlter See lagen wir so ruhig, dass man im Schiffsinneren gar nicht viel mitbekommen hat. Die Wolken zogen immer mal wieder ab, dann wurde auch der Wind etwas weniger, solange bis die nächsten Wolken kamen. Recht schnell waren wir schon auf der Höhe von St. Vincent, wo die Welle am Nordkap nochmal ganz schön zulegte. Doch auch hier war es einfach nur schönes Segeln. Kurz vor dem Südende von St. Vincent mussten wir dann noch eine Stunde motoren, da der Wind durch St. Vincent abgehalten wurde. Doch den Kanal nach Bequia konnten wir wieder segeln. Zu Beginn hatten wir das Gefühl, dass wir überhaupt nicht voran kommen, obwohl wir gut gesegelt sind. Ein Blick ins GPS zeigte uns dann auch, dass wir nur 3-3,5 Knoten über Grund fahren! Die immer vorherrschende Westströmung wurde also um das Südkap von St. Vincent Richtung Norden gezogen und bremste uns ganz schön ab. Das Gegenteil erlebten wir dann kurz vor Bequia, dort wird die Strömung entlang der Küste gezogen und zog uns schneller an Land. Ein tolles Erlebnis hatten wir noch, als wir einen professionellen Fotografen im Dingi sahen, der Bilder von uns machte. Da waren wir schon sehr gespannt wie die wohl aussehen würden, denn wir haben noch kein einziges Bild unter Segeln von uns. Die Einfahrt und das Ankern war dann noch etwas windig, aber das kristallklare Wasser lässt ein die lange Fahrt schnell vergessen und nachdem wir ein bisschen aufgeräumt und das Schiff entsalzt haben, gibt es für uns auch noch ein Bad, um Salz und Sonnencreme loszuwerden. Nach dem Essen fallen wir müde ins Bett und genießen die absolute Ruhe hier.
Am nächsten Morgen kam der Fotograf mit seinem Dingi vorbei, übergab uns eine Mappe mit einem schon ausgedruckten Bild von uns und einem USB-Stick mit all den Bildern, die er von uns gemacht hat, natürlich in schlechter Qualität und mit Wasserzeichen versehen. Eine Preisliste gab’s obendrein auch noch, die hat uns allerdings ein wenig geschockt. Für ein digitales Foto in hoher Auflösung möchte er 50 US $ haben, für 4 Bilder 120 US $. Für alle Bilder 170 US $. Für einen Ausdruck (etwas kleiner als A4) müsste man auch 50 US$ auf den Tisch legen. Na wenigstens haben wir nun die ganzen tollen Vorschaubilder…