Wir sind in Holland

Um 09:15 Uhr am 30.07.12 sind wir dann in Delfzijl angekommen. Ich habe versucht den Hafenmeister zu finden, die Suche war aber zwecklos. Da wir sowieso bald in die „Staande Mastroute“ schleusen wollten, war uns das dann auch egal, wir hatten ja weder Strom noch Wasser und wollten nicht über Nacht bleiben. Ich habe mich dann mit dem Fahrrad auf in die Stadt gemacht um Kartenmaterial zu besorgen, das habe ich mir nicht so schwer vorgestellt. Nachdem ich mich ewig rumgefragt habe, wurde mir gesagt, dass ich da etwas weiter raus fahren muss, da würde ich ein Geschäft finden. Das Geschäft habe ich dann wiederrum nach mehreren Fragerunden gefunden. Leider erzählte mir die Dame dort, dass diese Karte ausverkauft sei, aber es gäbe in der Innenstadt noch eine Möglichkeit. Zum Glück hatte dieses Geschäft geöffnet, denn in Holland ist es wohl üblich, dass die Geschäfte montags geschlossen sind. Also zurück in die Stadt. Das beschriebene Geschäft war ein Tabakladen, aber was solls: fragen kann man ja mal. Und tatsächlich, das Geschäft betreibt eine weitere Filiale, ein paar Meter weiter, in dem sie Karten etc. verkaufen. Leider nur auf holländisch… Ich habe dann drei Broschüren/Karten für ca. 50 € gekauft und habe gehofft, dass schon irgendetwas dabei sein wird.

Bei jedem kurzen Warten an einer Theke fiel mir wieder die vorherige Nacht ein. Mir kam es vor, als ob ich immer noch auf einem Schiff bin und starke Bewegungen ausgleichen muss, außerdem war ich eigentlich sehr müde und gegessen hatten wir auch nicht viel. Ich war sehr froh, wieder mit den Karten zurück zum Schiff kommen zu können. Sven war zwischenzeitlich eingeschlafen, auch an ihm ging die Nacht nicht spurlos vorbei. Wir haben dann ca. 2 h Stunden geschlafen und dann haben wir uns um die weitere Navigation gekümmert. Am Anfang ist es etwas anstrengend sich im holländischen zurecht zu finden, doch mit der Zeit kann man es eigenltich ganz flüssig lesen und verstehen. Aus irgendeiner Sprache die wir (halbwegs) können (deutsch, englisch, französisch, latein) ist meistens auch die holländische Sprache aufgebaut. Unser Plan war, gegen 17:00 Uhr in Delfzijl aufzubrechen und noch so weit zu kommen wie es geht. Um 16:45 Uhr sind wir dann Richtung Schleuse gefahren. Die Schleuse war eng, aber es war alles viel angenehmer als im NOK, auch de Funkverkehr war bedeutend einfacher und vor allem auch freundlicher. Die Fahrt auf den Kanälen ist eigentlich unbeschreiblich. Man fährt mit seinem Segelschiff mitten durch die Landschaft und andauernd wird eine Brücke nur für einen geöffnet. Das ist schon irgendwie faszinierend. Vor jeder Brücke befindet sich immer ein Schild unter welchem Kanal die Brücke zu erreichen ist. Meistens sind auch Dalben vorhanden um sich festzumachen. An jeder Brücke ist ein Ampelsystem vorhanden, dass nicht wie im NOK wahllos blinkt und leuchted und man nicht weiß was es heißt, sondern die Lichterführung ist klar und eindeutig. Wenn man ankommt, ist die Ampel auf ROT, hat man seine Durchfahrt angekündigt oder wurde man vom Brückenwart gesehen, wurde die Ampel ROT-GRÜN. So konnte man sich also wieder in Position bringen, falls man zu sehr abgetrieben worden ist. Dann öffnet sich die Brücke und die Ampel springt auf GRÜN, sodass man passieren kann. Das alles funktioniert in ganz Holland absolut reibungslos und freundlich. Um 20:30 Uhr sind wir dann in Groningen angekommen. Wir haben noch vor dem Stadtzentum an einer Mauer festgemacht. An diesem Montag den 30.07.12 haben wir eine Schleuse und 5 Brücken passiert. Den Abend habe ich wieder damit verbracht unsere Route zu planen. Da ich gesehen habe, dass nicht jede Brücke immer geöffnet wird, war es recht schwierig genau vorherzusagen, wie weit wir es schaffen konnten.

Außerdem sollten wir uns solangsam auch entscheiden, wo im Ijsselmeer wir Felix lassen wollten um dort anzurufen und zu fragen, ob es denn nun wirklich möglich wäre. Ich hatte ja bereits im Vorfeld Angebote eingeholt, aber wir haben uns noch für keines entschieden. Nach langem Hin- und Herrechnen kam ich zu dem Ergebnis, dass wir Mittwoch Abend in Lemmer sein können. Dort haben wir uns für das Angebot von Ton Collin von BOATINN entschieden und wollten ihn dann am Dienstag anrufen.

Nachts auf der Nordsee

Die Nacht ging wie immer schnell vorbei. Das Wetter am 29.07.12 war in Ordnung, sodass wir um 10:15 Uhr Richtung Norderney ausgelaufen sind. Wir konnten dann noch richtig schön segeln und sind wirklich sehr gut voran gekommen. Ich habe weiter immer die Karten studiert und berechnet, wann wir ankommen, und mit welchen Strömungen und Wasserständen wir zu rechnen haben. Nachdem wir alles mehrfach gegengerechnet haben, war klar, dass wir durch einen Stop in Norderney nichts gewinnen. Wir wären nachts um 01:00 Uhr angekommen und hätten am nächsten Morgen mit einlaufendem Wasser nach Delfzjil gegen 06:00 Uhr aufbrechen müssen. Ich habe also gerechnet und gerechnet und schlussendlich haben wir uns dafür entschieden, die Nacht durchzufahren und am nächsten Morgen in Delfzjil einzulaufen. Doch bevor wir Holland anlaufen konnten, brauchen wir eine Holland-Gastlandflagge.Wir haben sie bisher nirgendwo bekommen, daher musste Sven noch eine Hollandflagge nähen. Zum Glück hatten wir eine Polen-Flagge und ein blaues Handtuch! Perfekt!

Wir sind auch wirklich sehr gut voran gekommen, der Sonnenuntergang war wunderschön, da wir fast Vollmond hatten, war die Sicht auch noch recht gut. Doch um so dunkler es wurde umso mehr komische „Dinge“ sind vor uns aufgetaucht. Zum Glück haben diese „Dinge“ auch irgendwann ihre Weihnachtsbaumbeleuchtung eingeschaltet und so konnte man auch dank Fernglas erkennen, dass in der Nordsee überall irgendwelche Arbeitsinseln rumliegen. Tagsüber haben wir solche nie gesehen.

Sven gestattete mir dann eine kleine Schlafpause, so habe ich zwischen 01:00 und 03:00 Uhr nicht mitbekommen, dass das Wetter immer schlechter wurde und Sven mit über 30 kn Wind zu kämpfen hatte. Zum Glück hatten wir das Großsegel rechtzeitig gerefft (wir haben das Groß noch als Stützsegel geführt), das wäre jetzt ein Spaß gewesen. Die ganze Nacht hatten wir auch immer unsere Schwimmwesten an und haben uns immer abgesichert. Es hat dann auch noch gewittert und die Blitze, die wir gesehen haben, waren wirklich beeindruckend, sie erleuchteten die finstre Nacht. Als ich aufgewacht bin, hatten wir „nur“ noch 18-24 kt. Aber die Wellen waren schon bis zu 2 m hoch, sodass wir doch ziemlich durchgeschüttelt worden sind, aber eigentlich ist im Schiff so gut wie alles an seinem Platz geblieben. Die Nacht war wirklich sehr dunkel, sodass Sven weiterhin am Steuer war und ich immer wieder Ausschau hielt nach Fischern, die immer zahlreicher um uns herum auftauchten und ständig ihre Richtung änderten, sowie nach befeuerten Tonnen, die ich in meiner Karte sah. Ich war doch erfreut, dass eigentlich alle wichtigen Tonnen so gut erkennbar waren. Wir haben uns dann noch für den weiteren Weg nach Delfzjil über das befeuerte Borkumer Fahrwasser entschieden. Die Abkürzung wäre vom Tiefgang kein Problem gewesen, doch waren dort einige unbeleuchtete Tonnen. Diese hätten wir in der dunklen Nacht niemals gesehen, und wenn, dann zu spät…

Den Sonnenaufgang sehnten wir beide herbei, vor allem auch, um endlich zu erkennen, was vor uns immer herumgefahren oder auch gestanden ist. Mit dem ersten Morgenlicht konnte man dann erkennen, dass es ein Schleppverband war (mit einer Bohrinsel), dieser hat uns nachts ziemlich auf Trab gehalten, weil er sich manchmal bewegt hat und manchmal absolut still stand…

In der Einfahrt nach Holland wurde es ruhiger, aber wir merkten auch, dass wir wirklich übermüdet waren und dass die Nacht sehr anstrengend war. Hätte ich den Bericht noch ohne zu schlafen geschrieben, wäre er bestimmt spektakulärer ausgefallen, aber im Nachhinein betrachtet erscheint alles Geschaffte immer weniger dramatisch.

Nordsee, wir kommen!

Am Morgen des 28.07.12 sind wir im strömenden Regen aufgewacht. Unsere Nachbarn haben bereits um 08:00 Uhr den Hafen verlassen. Mit unserem holländischen Nachbarn haben wir uns auf 09:00 Uhr Abfahrt Richtung Schleuse Brunsbüttel geeinigt. Um uns dann mit der Strömung nach Cuxhaven treiben zu lassen. Ich habe berechnet, dass ein Auslaufen bis 11:00 Uhr und im Notfall auch noch bis 11:30 Uhr möglich wäre, ohne die  volle Strömung gegenan zu bekommen. Der Regen war wirklich sehr stark und für die Nordsee waren Sturmboen vorhergesagt, sodass wir hin und her überlegten ob es Sinn macht auszulaufen. Wir entschieden uns erstmal dafür abzuwarten und weiter den Wetterbericht über UKW zu hören, der jede volle Stunde durchgesagt wird. Die Sturmwarnung für die Nordsee wurde abgeschwächt, der Himmel wurde wieder etwas freundlicher und so beschlossen wir gen Schleuse zu fahren.

Um 10:45 Uhr sind wir los gefahren. Wie immer hat Sven gesteuert und ich war für die Fender und Festmacher zuständig, doch da es gar nicht mehr so stark regnete wurde ich nur kaum nass. Nun war wieder mal eine deutsche Schleuse im NOK angesagt. Wir haben gesehen, dass eigentlich alle kleinen Schiffe zur alten Schleuse gefahren sind, das haben wir dann auch gemacht. Nun war die Schleusenkammer relativ groß und links und rechts an den glitschigen, total nedrigen Stegen war schon Boote festgemacht. Die Ampel war zwar auf grün, aber dank meiner „ German Gründlichkeit“ dachte ich, dass man natürlich fragen muss , wo man festmachen darf. Das habe ich dann auch brav gemacht. Leider war das wohl fehl am Platz. Denn auf die Frage wo wir festmachen sollen, erhielt ich nur ein: „Sind Sie blind???“ Dem Kerl an der Funkstation war es also scheiß egal wo wir festmachen, hauptsache wir fahren in die Kammer mit dem grünen Licht. Das darf man sich dann nicht zu Herzen nehmen, auch wenn es wirklich etwas schwer fällt. Denn schließlich wollte man ja alles richtig machen. Aber für alle, die auch vor haben auf dem NOK zu fahren hier unser Tip: Macht einfach was ihr wollt, fahrt dahin wo Platz ist und funkt niemanden an und kümmert euch um nichts. Und das mit der Bezahlung kann man sich wohl auch sparen, wie soll man denn irgendwo kontrolliert werden? Und dann kann man ja immer noch sagen, dass man als letzter in die Schleuse gekommen ist und einfach keine Zeit mehr war, zum Kiosk zu rennen um zu bezahlen.

Die Schleusung selbst war dann recht schnell erledigt. Als letzter kam dann noch unser holländischer Nachbar, diesmal längsseits zu uns. Sie haben sich doch noch entschieden, auch heute Richtung Cuxhaven zu fahren. Als wir aus der Schleuse ausfuhren, war das Wetter zwar nicht toll, aber auch nicht so schlecht, dass wir zu sehr durchgeschüttelt worden sind.

Die Fahrt nach Cuxhaven verlief im Prinzip reibungslos, aber erforderte doch unsere ganze Aufmerkmsamkeit, da wir uns ja im oder am Rande des Fahrwasser der „Großen“ befanden. Zum Glück war die Sicht gut, und geregnet hat es auch nicht mehr. Schon in Brunsbüttel haben wir beim Hafenmeister des Amerikahafens angerufen, um zu fragen, ob sie einen Platz für uns haben und ob sie eine Tankstelle haben. Und um natürlich einen sicheren Platz zu haben, damit wir Nils Eltern schon sagen konnten, wo sie uns finden werden. Eine Tankstelle gibt es im Amerikahafen leider nicht, so beschlossen wir im Yachthaven einen Tankstop an der 24h Tankstelle einzulegen. Die Strömung brachte uns ganz gut nach Cuxhaven, aber auch absolut quer unter voller Kraft beider Maschinen in die Hafeneinfahrt. Schon im Hafenhandbuch stand, dass in der schmalen Einfahrt gerne mal Strömungen bis zu 5 kt auftreten können. Ich denke die haben wir auch gespürt. Im Hafen selbst hieß es dann sofort vom Gas, da das Hafenbecken dagegen sehr ruhig war. Die Tankstelle war noch durch einen Briten belegt, der mir zu verstehen gab, dass die Tankstelle zwar funktioniert aber wir viel Zeit mitbringen sollten, da es nicht so einfach so, hier zu tanken. Nachdem die Briten die Tankstelle freigegeben haben, haben wir uns auf den Weg an den Tanksteg gemacht. Diesmal hat es nicht ganz so gut geklappt, sodass wir mehrere Anläufe gebraucht haben um endlich festmachen zu können. Aber wieder gab es nie eine kritische Situation. Es ist nur sehr schwierig Wind und ein bisschen Strömung richtig einzuschätzen, so landeten wir bei den ersten Versuchen einfach immer einen Meter vom Steg entfernt. Das Tanken selbst hat dann mit EC-Karte glücklicherweise sehr unkompliziert funktioniert. Auch die Sonne zeigte solangsam ihr Gesicht. Die Ausfahrt aus dem Yachthafen verlief wieder unter voller Kraft beider Maschinen, diesmal nicht ganz so quer. Ein Paar Meter weiter befindet sich dann die Einfahrt des Amerikahafens. Dort haben wir gegen 15:30 Uhr festgemacht. Am gleichen Steg waren auch wieder unsere holländischen Nachbarn aus Brunsbüttel mit ihrer „Anne Laura“. Nun kam die Sonne wirklich heraus, sodass wir erstmal den Wasseranschluss genutzt haben um Felix wieder etwas auf Vordermann zu bringen. Nach ein paar Stunden auf unruhiger See, sind alle Fenster voller Salz. Da wir durch diese Fenster schauen, wenn wir fahren und anlegen, sollten diese uns eine gute Sicht erlauben. Also wieder mal eine Runde rundrum Fenster putzen. Das ist das Manko, wenn man so viel Licht im Inneren haben möchte… Auch innen haben wir das Schiff nach dem Regen wieder aufgeklart, sodass es bald wieder gemütlich aussah. Während Sven dann das Abendessen vorbereitete, habe ich mich um die Navigation für die nächsten Tage gekümmert. Die Zeit drängte, wir wollten schließlich noch bis ins Ijsselmeer und hatten dafür nur noch eine Woche Zeit. Außerdem war das Wetter nicht gerade auf unserer Seite. Vor allem der Wind kam eigentlich immer aus der falschen Richtung: Genau von vorne! Ich habe alle Informationen hin und her gewälzt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es am meisten Sinn macht bis nach Norderney zu fahren. Sicher war ich mir damit nicht, da dies bedeutete, dass wir erst Nachts dort ankommen würden. Zu beachten war hierbei auch immer die Tide. Mit Strömungen gegenan sollte man nicht zu kämpfen haben! Unter leichter Verzweiflung und Unsicherheit was wir tun sollten, haben wir die „Anne Laura“ um Rat gefragt. Schon war der Holländer mit Karten bei uns. Und da er bereits wusste, dass wir ins Ijsselmeer wollten und etwas unter Zeitdruck standen, hat er uns empfohlen, die „Staande Mastroute“ zu nehmen. Das ist eine Route durch die holländischen Kanäle, die man mit stehendem Mast befahren kann, da alle auf dem Weg liegenden Brücken irgendwie geöffnet werden können. Das hörte sich schon mal sehr entspannt an, außerdem sparte es uns natürlich den Weg außenrum über die Nordsee. Bleibt die Frage, ob es sinnvoll ist, nach Norderney zu fahren. Zum Glück konnten wir hier von einem großen Erfahrungsschatz lernen, denn auch er hat diese Route bereits gemacht und meinte, dass es kein Problem sei noch vor Mitternacht in Norderney anzulegen, um dann am nächsten Tag bis nach Delfzijl zu kommen. Dort ist die Eingangsschleuse zu den Kanälen und dort können wir auch Karten für die Kanäle bekommen. Diese navigatorische Nachhilfe war sehr sehr hilfreich und wir sind sehr dankbar dafür. Doch danach rauchte mir wirklich der Kopf. Sven war die ganze Zeit damit beschäftigt zu kochen, und dann waren Nils Eltern und seine Schwester auch schon da. Nach einer kleinen Schiffsführung konnten wir dann alle noch schön gemütlich in der Abendsonne auf unserer schönen Terasse sitzen und das Essen genießen! Wir denken, dass unser süddeutscher Kartoffelsalat unseren norddeutschen Gästen gut geschmeckt hat!

Als unser Besuch wieder gegangen ist, haben wir uns nochmal die Route und das Wetter angeschaut. Und dann war klar: Abfahrt gegen 10:00 Uhr, spätestens 10:30 Uhr, damit wir mit dem auslaufenden Wasser auslaufen konnten.

Unruhige Nacht und Fahrt nach Fehmarn

Am Morgen des 24.07.12 gingen wir Anker auf und verließen unseren wunderschönen Ankerplatz. Da so gut wie kein Wind vorhergesagt war, stellten wir uns schon darauf ein, viel motoren zu müssen. Wir haben die Route deshalb und der vielleicht zu erwartenden wieder einkehrenden Seekrankheit nicht zu lang gewählt. Unser Ziel war wieder mal Gedser, wir wollten an der Ostküste ankern. Die Fahrt dorthin verlief reibungslos, meine Seekrankheit war wie weggeblasen. Kurz vor der Ankuft haben wir auch noch einen Schwarzwal (etwa in der Größe eines Delfins, nur etwas pummeliger und dunkler) gesehen, er ist ganz nah an uns heran geschwommen.

Die ruhige Anfahrt und der wenige Wind ließ uns erwartungsvoll den Anker in recht ruhigem Wasser fallen lassen. Am Abend gab es dann Bratkartoffeln und wir freuten uns auf eine ruhige Nacht. Dem war nur leider nicht so. Schon beim abendlichen Backgammon wurden wir ganz schön durchgeschüttelt. Da uns aber nicht schlecht wurde und der Anker hielt haben wir uns nichts dabei gedacht und sind geblieben. Umso dunkler es wurde, desto ungemütlicher wurde es allerdings auch für uns. Ein bisschen hat es uns dann auch noch abgetrieben, sodass an eine ruhige Nacht nicht zu denken war. Dauerhaftes Schlagen an die Bordwand hielt uns beide vom entspannten Schlafen ab. Sven hat die Ankerwache übernommen, und so konnte er gleich seine Ankerwachen-App testen. Diese funktionierte zum Glück auch prima, doch dennoch traut man so was ja dann doch nicht hundertprozentig. Am nächsten Morgen war vor allem Sven dementsprechend erschöpft und wir sind relativ schnell Anker auf gegangen. Was leider etwas länger gedauert hat, der Lehm in ca. 5 m Tiefe saß sehr fest am Anker. Leider war wieder nur sehr schwacher Wind vorausgesagt, sodass wir wieder damit rechneten nicht segeln zu können.

Am 25.07.12 haben wir uns also auf den Weg nach Fehmarn gemacht, genauer gesagt nach Ortmühle, was der „Vorhafen“ zum großen Hafen Heiligenhafen ist. Hier liegen wir nur an einem wunderschönen Sommerabend mit Blick auf den Sonnenuntergang an der Hafenmauer. Das Wasser ist eben, es ist windstill und man sieht nur noch ab und zu ein Schiff nach Heiligenhafen fahren.

Zum Abendessen gab es ein Schrimps-Risotto mit Salat, uns fehlt es an nichts. Ansonsten erwartet uns hier wirklich eine sehr ruhige Nacht. Das alles bekommen wir für 15 €, inklusive Strom, Wasser (haben wir aber noch genug von Barth), Duschen und Toiletten. Diese sind sauber und ordentlich. Zu erwähnen ist, dass wir in Zukunft gar nicht so sehr auf Landduschen angewiesen sind, vor allem vor Anker. Gestern haben wir das warme Wasser des ständigen Motorens für eine ausgiebige Decksdusche ausgenutzt. Wir haben warmes und kaltes Wasser, sodass man auf keinen Komfort verzichten muss. So geht es uns fast jeden Tag: Wir entdecken immer wieder etwas Neues an Blue Felix, was uns Freude bereitet.

Morgen wollen wir zum NOK aufbrechen. Eventuell lässt der Wind endlich mal wieder ein ruhiges Segeln zu. Unter Motor ist es zwar gar nicht so laut, aber schöner ist es natürlich trotzdem zu segeln. Je nachdem zu welcher Uhrzeit wir in Kiel Holtenau angekommen, müssen wir schauen ob wir morgen noch schleusen und gleich etwas durch den Kanal fahren können, oder ob wir die Nacht vor der Schleuse festmachen. Verproviantiert sind wir auf jeden Fall für die nächsten Tage. In 10 kfm (Sven hat die Einheit Klapp-Fahrrad-Minuten eingeführt) ist ein Lidl, sodass wir in nächster Zeit nicht hungern müssen.

MÜDE!

Die Nacht am Ankerplatz vor Darßer Ort war sehr entspannt und ruhig. Wir lagen alle sehr ruhig vor Anker, und das über die gesamte Nacht. Am nächsten Morgen haben wir dann beschlossen hier zu bleiben und uns ein bisschen auszuruhen. Das hatten wir wohl auch nötig, denn nach dem Frühstück und den ersten Putz- und Reparaturarbeiten haben wir wieder 2 Stunden geschlafen. Der Tag ging schnell vorbei. Am Abend gab es Eintopf mit Nudeln und wir haben die Route für den nächsten Tag geplant und sind wieder früh ins Bett. Der lange Tag unter Motor hat uns beide dann doch etwas Kraft gekostet.

Mir ist schlecht…

Am Sonntag waren die Wetteraussichten eigentlich gut. Das Barometer stieg immer weiter, d.h. der Regen der letzten Tage war wohl erst mal vorbei. Der Wind allerdings war aus Westen angesagt, was natürlich nicht ideal ist, aber da wir noch nicht abschätzen konnten wie hoch wir am Wind segeln konnten, kam es auf einen Versuch an. Schnell merkten wir zwar, dass wir höher am Wind segeln konnten als gedacht, doch dass das nicht ausreicht um sinnvoll nach Gedser in Dänemark zu kommen. So beschlossen wir den Nothafen Darßer Ort anzulaufen und das gegenan unter Motor. Leider habe ich davon nicht so viel mitbekommen. Als wir morgens gegen 09:00 Uhr aus Barhöft ausgelaufen sind, ging es mir blendend. Ich habe alle Fender und Festmacher verräumt und die Segel gesetzt. Doch umso näher wir der Ostsee entgegen kamen, umso mehr kamen Wellen auf, diese waren zwar überhaupt nicht hoch, allerding haben sie uns ganz schön durchgeschüttelt. Mich kann die Seekrankheit voll erwischt. Ich habe teilweise nicht mitbekommen, dass Sven allein eine Wende gefahren ist oder die Motoren gestartet hat. Ich lag auf unserer wunderschönen Terasse und habe einfach nur geschlafen. Dabei war mir auch überhaupt nicht schlecht. Doch als ich genau diesen Zustand ausnutzen wollte um in die Seekarte zu schauen, ging das ca. 30 Sekunden gut. Danach musste ich wieder hinliegen, nach ein paar Minuten hat sich mein Magen dann wieder beruhigt. Aber mitbekommen habe ich von meiner Umwelt gar nichts. Es ist kein gutes Gefühl zu wissen, dass man nichts machen kann um seine Körper zu kontrollieren. Aber ich hoffe, dass das mit der Zeit besser wird und ich mich an die Bewegungen gewöhne. Umso näher wir an den Nothafen Darßer Ort gekommen sind, umso besser ging es mir glücklicherweise. So konnte ich die Segel bergen und Fender und Festmacher vorbereiten. Der Hafen sollte nur im Notfall angelaufen werden, aber wir hatten ja einen: Mir war es speiübel… Doch umso näher wir gekommen sind umso komischer kam uns das hier alles vor. Durchs Fernglas konnten wir dann sehen, dass der Hafen eher eine Sandbank ist und auch mit einem kleinen Fähnchen gesperrt war. Da bereits ein anderes Segelschiff hier im Naturschutzgebiet Mecklenburg-Vorpommern geankert hat, haben wir uns auch fürs Ankern entschieden. Die Wassertiefe beträgt hier 3-6 m, was für uns kein Problem darstellt. Der Anker fiel, der Wind und die Wellen ließen nach und wir hatten einen wunderschönen und ruhigen Ankerplatz gefunden. Das Wetter ist toll, wir haben blauen Himmel bei abendlichen Temperaturen von 22°C.  Mittlerweile sind wir hier am Ankerplatz 4 Segelboote und es scheint eine ruhige Nacht zu werden.

Zum Abendessen gab es Kartoffeln mit Käse, was uns wieder Kraft gegeben hat. Durch meine Einsatzunfähigkeit musste Sven fast die ganzen 8 Stunden alleine das Schiff steuern. Allerdings hat ihm hierbei wenigstens noch der Autopilot geholfen, der tadellos funktioniert hat. Doch wir beide waren dann doch sehr erschöpft und sind todmüde ins Bett gefallen. Doch davor haben wir uns erst noch überlegt, wie wir morgen weiter kommen.

Aktuelle Wetterprognosen lassen für morgen ein ähnliches Motoren vermuten. Da der Wind aber schon übermorgen weiter drehen soll, werden wir wohl morgen noch einen Tag an diesem geschützten Ankerplatz verbringen. Dadurch ersparen wir uns mein Fische füttern und natürlich eine Menge Diesel. Aber das werden wir später entscheiden, wenn wir eine erneute Wetterprognose für morgen per E-Mail erhalten haben.

 

Es kann los gehen!!

Heute hat das Wetter endlich von ständigen Regen und starken Winden auf kein Regen, weniger starken Winden und auch schon ein bisschen Sonne umgeschlagen. Es konnte also los gehen. Da wir ja noch Wasser tanken wollten, war Svens erstes eigenes Hafenmanöver mit Blue Felix angesagt. Trotz Böen, die in Richtung des Stegs wehten, hat alles wunderbar geklappt. Wie wird das dann erst, wenn wir das Schiff in- und auswendig kennen! Nachdem wir Wasser in der Masse eines Kleinwagens getankt hatten konnte es losgehen.

Der Plan für Samstag (21.07.12) war aus dem Barther Bodden bis nach Barhöft zu kommen. Vor uns lagen ca. 14 sm, die wir wunderbar unter Segeln gefahren sind. Mit 6-7 kn sind wir zügig voran gekommen, es war ein tolles Gefühl. Blue Felix lag sehr ruhig, sodass wir in aller Ruhe die Segel bedienen konnten und immer wieder die Navigation beobachten konnten.

Bei der Einfahrt in den Hafen Barhöft habe ich die Fender und die Festmacher vorbereitet, als uns ein Motorboot entgegenkam, auf dem die Insassen mir irgendetwas zu fuchtelten. Ich habe ein bisschen gebraucht um zu verstehen, was sie mir sagen wollten. Als ich es aber dann verstanden habe, bin ich sofort zurück zu Sven an den Steuerstand und habe auf die Seekarte geschaut. Laut Seekarte waren wir auf einer Tiefe von 0,8 m!! Unser Tiefenmesser hat davon allerdings nicht mitbekommen. Nach einem harten Richtungswechsel war aber auch dieses kleine Problem gelöst. Doch schon auf dem Weg in die Hafeneinfahrt war klar: Hier ist es voll! Es war kein Platz auszumachen, und schon gar nicht für ein Schiff unserer Klasse. Doch plötzlich winkt uns jemand von einem großen Ausflugs-Angelschiff (auch ein Katamaran) zu, ob wir nicht an der Tankstelle festmachen wollen. Der Platz war zwar eng, aber ein anderen gab es auch nicht. Ich war also mit einem dicken Fender bewaffnet und Sven hatte die Gewalt über die beiden Motoren. Auch diesmal hat alles sehr gut geklappt. Obwohl man natürlich fairerweise sagen muss, dass das gleiche Manöver in zwei Wochen wahrscheinlich halb so lange dauert. Aber: Es gab nie eine kritische Situation und das ist ja das wichtigste. Ob es dann eine Minute länger dauert ist dann auch egal. Der Mann, der uns davor diesen Platz gezeigt hat, quittierte unser Anlegermanöver mit folgendem Satz und einem leichten Zwinkern: Na da muss aber einer nen Katamaran-Lehrgang machen! Keine 2 Stunden später waren auch wir im Päckchen, denn es kamen noch 2 weitere Yachten längsseits.

Der Hafenmeister Sven Marquardt wollte 20 € für die Nacht haben, dafür war Strom und auch Duschen und Toiletten im Preis inbegriffen. Bei den Toiletten wird es bei uns wohl auch in Zukunft weiterhin zwei Meinungen geben. Während ich kommen kann, wann ich möchte und immer eine freie Dusche, Toilette oder Waschbecken vorfinde, ist bei Sven immer warten angesagt und alles ist meist doch etwas überschwemmt. Aber beschweren können wir uns über die sanitären Anlagen in Barhöft nicht.

Auch an diesem Abend haben wir wieder gekocht, es gab ein Reis-Gemüse-Curry mit Hähnchen. Anschließend war wieder die Planung für den nächsten Tag angesagt. Angedacht war ca. 50 sm nach Gedser in Holland zu fahren. Doch zunächst musste dazu der Barther Bodden endgültig verlassen werden…

Geschlafen haben wir wieder tief und fest. Das leichte Geschaukle und den ganzen Tag an der frischen Luft macht uns immer reichlich müde. Dazu kommt auch die mentale Anspannung, da ja für uns alles neu ist.

Brandblasen, Tanzen und letzte Planungen

Am Freitag ging es wieder ähnlich zu. Diesmal waren das Gästezimmer und die Abstellkammer dran, während nebenher immer wieder kleine Reparaturabeiten erledigt wurden. Einkaufen stand wieder auf der Tagesordnung, weil wir vor hatten am Samstag aus Barth auszulaufen. Einerseits war es absolut notwendig, das Schiff in so weit auf Vordermann zu bringen, dass wir wissen wo alles ist und aber auch schlafen und essen können (und natürlich auch das Bad benutzen können, allerdings steht das reinigungstechnisch immer etwas auf der Warteliste, weil wir es schlicht und einfach nicht so dringend benötigen, die Toilette funktioniert allerdings nach Svens Zerlegung wieder…), andererseits war das Wetter einfach zu schlecht um auszulaufen.

Leider habe ich es am Freitag geschafft gleich unsere Erste-Hilfe-Vorräte benutzen zu müssen. Habe nicht daran gedacht, dass auf einem Gasherd Metallgriffe an einem Metalltopf auch heiß werden, jetzt weiß ich das aber auch…

Am Freitag Abend stellte sich dann noch heraus, dass die Werft Rammin, in der das Schiff bisher untergebracht war, 10 jähriges Jubiläum feierte. Dort gab es doch tatsächlich live-Musik, Bier, Kuchen und Gegrilltes. Und das alles umsonst!

Nach einer kurzen Tanzeinlage sind wir aber dann auch wieder zurück zum Schiff um die Planung für den nächsten Tag  durchzusprechen. Bevor wir den Hafen verlassen, wollten wir aber noch Wasser tanken, da unsere Tanks beide leer waren. Das heißt also für uns wieder relativ früh ins Bett, damit für unseren ersten Törn mit Felix gut ausgeschlafen sind.

Die Küche ist benutzbar!

Heute haben wir erst mal ausgeschlafen und ausgiebig in unserem gemütlichen Wohnzimmer gefrühstückt. Anschließend war die Werkstatt im Backbordrumpf an der Reihe. Gleichzeitig habe ich die Küche auf Vordermann gebracht. Dabei kam so einiges interessantes ans Tageslicht. Außerdem merken wir bei jedem weiteren Aufräumen, dass wir ganz schön viel Stauraum haben.

Nachdem abends die Küche benutzbar war, haben wir uns dann zum ersten Mal etwas gekocht, es gab Spaghetti Bolognese, sie waren einfach nur lecker. Ach ja, um natürlich kochen zu können, muß vorher eingekauft werden. Dank Klappfahrrad und großem Rucksack ist das erst mal nicht so tragisch, aber wenn man mehrmals literweise Getränke an Bord bringt, dann freut man sich auch, wenn man endlich wieder da ist. Aber ich möchte gar nicht daran denken, wie das ohne Fahrrad wäre…

Unser neues Schlafzimmer!

Am Dienstag Abend (17.07.12) habe ich mich dann mit der gleichen Zugverbindung wie Sven auf den Weg nach Barth gemacht, ebenfalls mit viel Gepäck, unter anderem Bettwäsche und Handtücher und was man noch so im Urlaub braucht. Am Mittwoch Vormittag bin auch ich endlich in Barth angekommen. Nachdem wir dann nochmal gemeinsam aufs Schiff gefahren sind um die letzten Formalitäten zu klären, war es endlich soweit: Blue Felix gehört nun ganz offiziell uns.

Ab Mittwoch haben wir dann nur noch im Schiff innen gearbeitet. Dazu ist Sven bisher natürlich nicht auch noch gekommen. Und 7 Zimmer wollen erst mal aufgeräumt, geordnet und geputzt werden. Als erstes mußte das Schlafzimmer dran glauben, denn schließlich verbringen wir dort in den nächsten zwei Wochen viel Zeit, da wollen wir es auch gemütlich haben.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: eine sehr bequeme Matratze mit den Maßen 1,30 m * 1,95 m. Und die von zu Hause mitgebrachten Daunenkissen machen das ganz sehr gemütlich und wir haben uns sofort wohl gefühlt. Wenn wir nicht gerade im Hafen am Steg liegen und uns jeder zu den Fenstern hineinschauen kann, können wir die Vorhänge offen lassen und sehen live den Sonnenuntergang und den Sternenhimmel. In der ersten Nacht haben wir sehr sehr tief und gut geschlafen. Ich hatte ja noch Schlafmangel von der langen Zugfahrt und Sven steckte die Arbeit der letzten Tage in den Knochen.