Nun sind wir auf Canouan angekommen und ankern in der recht großen Bucht vor Charlestown. Wir liegen hier sehr ruhig, es gibt keinen Schwell und abgesehen von ein paar Fallböen hat es hier kaum Wind. Was für ein Gegensatz zu unseren Ankerplätzen in den letzten zwei Wochen, da waren wir nur durch ein Riff geschützt und permanent spürten wir den Passatwind, was ja auch schön ist, aber es macht die Sache lauter und gefühlt unruhiger, vor allem wenn auch noch die Windgeneratoren von uns und anderen Yachten am Arbeiten sind, dann hat es gefühlt noch mal eine Windstärke mehr. Außerdem konnte das Riff ? vor allem in den Tobago Cays ? nicht die gesamt Welle abhalten. Da das Riff hufeisenförmig um die Ankerplätze der Cays liegt, schwappt so von allen Seiten ein bisschen Welle hinein und es bildet sich eine Kreuzsee. Die Wellen sind nicht hoch aber sie halten jede Yacht permanent in Bewegung und laut ist es obendrein, da von jeder Seite immer wieder viel Wasser an den Rumpf klatscht. So schön es in den Cays war, geschlafen haben wir dort nicht sehr gut. Hier auf Canouan ist es nun unendlich ruhig, was wir sehr genießen.
Doch egal wie unruhig die Cays sind, wer hier kein Stopp einlegt ist selbst schuld. Wir haben natürlich bisher noch nicht viel von der Karibik gesehen, aber genug gelesen, um zu wissen, dass es so einen Ankerplatz nicht an jeder Ecke gibt. Zwischen Trinidad und den Virgin Islands findet man ein solches Tauch- und Schnorchelrevier kein zweites Mal. Das Wasser ist so klar, wie wir es bisher noch nicht erlebt hatten. Und egal wann und wo man schnorcheln geht, es gibt immer was zu sehen. Eine Schildkröte findet man immer schnell und den gemütlichen und sanften Tieren beim Leben zuschauen zu können ist einmalig. Nur noch 2 m von ihr entfernt zu sein, wenn sie auftaucht, um Luft zu holen, ist ein tolles Erlebnis. Wir haben mindestens 5 verschiedene Schildkröten gesehen, da man sie an Größe und Aussehen unterscheiden kann. Die meisten von ihnen waren an ihren Vorderflossen markiert. Eine hatte leider nur noch eine Hinterflosse, vermutlich schaffte sie das Abtauchen nicht rechtzeitig und eine Motorschraube hat sie erwischt, das scheint sie aber nicht weiter zu stören.
Auch Rochen kann man täglich bewundert, engelsgleich schweben sie durchs Wasser durch die Wellenbewegung ihrer flügelartigen Flossen. Möchte man möglichst viele Rochen auf einmal sehen und das auch noch ohne richtig nass zu werden, dann muss man nur am Abend zu Petit Bateau fahren, eine von vier unbewohnten Inseln innerhalb des Hufeisenriffes und warten bis die Fischer die Lobster an Land ausnehmen und die Eingeweide ins Meer am flachen Ufer werden. Man muss sich nur knöcheltief ins Wasser wagen und in einem Meter Abstand schwimmen mehrere Rochen und Fische im seichten Wasser und warten auf Nachschub. Was für ein Schauspiel!
Mit dem Dingi kann man täglich an einer anderen Boje festmachen, um schnorcheln zu gehen. Nahe an den Inseln sieht man auch sehr viele Seesterne, sowie die Große Fechterschnecke, im englischen Conch, die Einheimischen hier nennen sie Lambi. Mit dem Dingi kann man auch an allen Inseln anlanden und die Insel zu Fuß erkunden, dafür gibt es überall kleine Trampelpfade. Auf Jamesby haben wir riesige Leguane gesehen. Wenn man sie so anschaut, dann könnte man meinen, Dinosaurier gibt es noch.
Nach einer Woche in den Cays, die wir gefühlt die halbe Zeit im Wasser verbracht haben, hat es uns weiter gezogen. Die Zeit im Wasser haben wir nicht nur genutzt, um Schildkröten beim Grasen durchs Ankerfeld zu verfolgen, sondern wir haben auch die beiden Rümpfe von ihren ?Vulkankratern? befreit, Seepocken, die aussehen wie Vulkane und sich bei uns schon ganz heimisch gefühlt haben. Eine ganz schöne Arbeit, denn die Seepocken haften am Schiff, als hätten sie Sekundenkleber zur Hilfe genommen. Der Lohn fürs Schiff putzen folgt dann auch gleich, denn durch das Abschrubben von Grünzeug und Muscheln locken wir so allerhand Fische an, die sich am Selbstbedienungsbuffet gut versorgen. Nachdem wir alles abgekratzt hatten, konnte es weiter Richtung Norden gehen, schließlich erwarten wir in 2 Wochen auf St. Lucia Besuch, yuhu! Und so sind wir gestern Anker auf gegangen und sind die ca. 6 sm mit halbem Wind nach Canouan gesegelt. In den letzten Tagen kam der Wind mehr aus südöstlicher Richtung und so konnten wir zur Abwechslung mal eine Strecke, die uns in den Norden führte, segeln. Wir hoffen, dass wir in 2 Wochen nochmal ein südöstliches Wetterfenster bekommen, um auch die etwas längere Strecke nach St. Lucia segeln zu können.
Canouan ist wie die meisten Inseln der Grenadinen eine recht kleine Insel, nur ca. 2000 Menschen leben hier. Natürlich wurden wir auch hier sofort von Boatboys begrüßt, doch keineswegs aggressiv, was sehr angenehm war. John scheint hier der ?Wächter über das Mooringfeld? zu sein, doch wir bevorzugten es lieber kostenlos zu ankern. Auch Wasser kann uns John besorgen, dazu hat er große Tonnen, die auf einem Floß schwimmen, welches er dann zum jeweiligen Schiff ziehen kann. Wir haben noch genug Wasser, unser Plan in den teuren Grenadinen nicht tanken zu müssen geht bisher noch auf. Apropos Preise, wir haben ja schon geschrieben, dass es auf den Inseln, die zu St. Vincent und den Grenadinen gehören teurer ist, daher lautet die Antwort auf die Frage nach dem Abendessen nun zumeist ?treasures of the bilge?. Das ist eine mehrfache Win-Win-Situation, unser Geldbeutel wird geschont, das Schiff wird leichter und uns schmeckt es. Einen kleinen ?Luxus? gönnen wir uns allerdings und das ist Milch. Wir haben zwar noch Milchpulver, doch damit kann ich mich nicht anfreunden und so kaufen wir einen Liter Milch für mehr als 2 ? und diese kommt mal wieder aus Deutschland, diesmal aus Hamburg. Seit wir auf dieser Seite des Atlantiks sind, haben wir noch nie Milch gekauft oder besser gesagt kaufen können, die aus Nord- oder Südamerika kommt. Milch kommt meistens aus Holland, Belgien oder eben Deutschland. Oftmals kaufen wir dabei sogar Milch aus Baden-Württemberg. Auch Roquefort könnte man hier kaufen, aber 8 ? für 50 Gramm Käse, der eine ungewisse Zeit in einem ungewissen Kühlschrank verbracht hat, sind uns dann doch zu viel, wir warten lieber bis Martinique.
Auf Canouan werden wir nun ein bisschen bleiben und uns die Insel noch genauer anschauen, dann geht es weiter nach Bequia. Dort warten wir auf ein Wetterfenster, d.h. Wind aus hoffentlich südöstlicher Richtung, und werden dann mit einem Nachtaufenthalt in St. Vincent nach St. Lucia fahren. St. Vincent wollen wir ganz bewusst nicht länger besuchen. Beim Lesen der unterschiedlichsten Karibikführer wird vor St. Vincent auf Grund der hohen Kriminalität vor allem Seglern gegenüber und der vielen aggressiven Boatboys gewarnt. Doch dachten wir, dass man sich auch nicht verrückt machen lassen darf und hatten St. Vincent noch nicht von unserer Route abgeschrieben. Doch nachdem wir nun schon einige Monate in karibischen Gewässern unterwegs sind, kamen uns einige atemraubende Geschichten zu Ohren. Und zwar keine, die jemand von jemandem gehört hat, der es jemandem erzählt hat, weil er es irgendwo gehört hat, sondern Geschichten, die wirklich so erlebt wurden und das war uns dann doch zu viel. Wie z.B. die eine Geschichte, dass ein Mann, der alleine an Bord seiner Yacht lebt sich nach dem Abendessen im Cockpit zum Spülen des Geschirrs ins Schiff begeben hat und 3 Männer dann auf seiner Yacht ankamen, ihn körperlich bedrohten und nach Geld fragten und die amerikanische voll besetzte Yacht nebenan betrachtet das Spektakel aus sicherer Entfernung und sieht keinerlei Grund auch nur irgendetwas zu tun. Das ist uns dann die bestimmt sehr schöne Inseln St. Vincent nicht wert und wir werden keinen Fuß an Land setzen und bereits in Bequia ausklarieren. Sehr schade, denn St. Vincent hätte viel zu bieten. Allerdings wissen wir auch von vielen anderen Yachten, dass sie dort eine schöne und vor allem auch sichere Zeit verbracht haben, obwohl sie aber von den Boatboys doch auch stark bedrängt wurden, doch das muss jede Crew für sich entscheiden. Wir haben auf jeden Fall schon vorgesorgt und eine Art Alarmanlage installiert, die sowohl uns warnt als auch mögliche Angreifer abschreckt. Vielleicht entscheiden wir uns ja auf dem Rückweg doch noch für St. Vincent, wir werden sehen.
Bilder kommen später, Internet gibt es hier zwar, allerdings für sind für eine halbe Stunde 5 US$ fällig und so laden wir den Blog lieber ohne Bilder über Kurzwelle hoch.