Anm. d. Red.: Folgendes ist ein Gastbeitrag des neuen Eigners von Blue Felix. Florian hat zweifels ohne schriftstellerisches Potential, übertreibt jedoch schamlos 🙂 Lieber Florian, Du bekommst den Dicken bestimmt schnell in den Griff. Am Anfang wird Deine Lernkurve jedoch steil sein, so wie es bei uns ja auch der Fall war…
Ich sitze im Flieger zurück von Martinique in die Heimat. Mein Schädel brummt immer noch. Wie war das nochmal mit dem Inverter und dem Landstrom? Ich versuche mich zu erinnern. Landstrom nur am Bug anschließen, nie in der Backskiste, sonst… Ja, was passiert da nochmal? Und da war noch so ein Schalter… Ich kann mich schwerlich erinnern! Und auf einmal poppen vielen Informationen hoch, die mir Sven und Sabine bereitwillig und gebetsmühlenartig versucht haben beizubringen. „Wenn du den Motor startest musst du…, das musst du regelmäßig warten…, hier musst du darauf achten…, hier findest du…, das ist wichtig…, das musst du unbedingt machen…, ich würde dir empfehlen…, wir machen das so…, nimm auf gar keinen Fall dieses…!!!“ Irgendwie fühle ich mich benebelt, wie auf Drogen und zugleich doch hochzufrieden, denn neben Millionen Informationen, die in der vergangenen Woche auf mich eingeprasselt sind, habe ich auch den Kaufvertrag für „den Dicken“, so nennen Sven und Sabine Blue Felix liebevoll, im Handgepäck. Es ist ein befreiendes und tief beruhigendes Gefühl in wenigen Monaten nach Martinique zurückkehren zu können und einen neuen Lebensabschnitt als Eigner von Blue Felix beginnen zu können. Plötzlich erscheinen einem alle Probleme, mit denen man sich üblicherweise in Deutschland rumärgert und die einem so eine Heimreise so unendlich erschweren nur noch klein, fast unscheinbar, nichtig. Nahezu so weit weg, wie diese ganzen Informationen die mir Sven und Sabine zu Felix und seiner Handhabung gegeben haben.
Mit dem guten Gefühl endlich das richtig Schiff für unser Abenteuer gefunden zu haben, lehne ich mich zurück und schlafe im Flugzeugsitz ein. Ich träume davon, wie ich mit meiner Frau und meiner Tochter von Insel zu Insel ziehe, wie wir in den Sonnenuntergang hineinsegeln, wie wir an einsamen Stränden Sandburgen bauen und an bunten Riffen schnorcheln. Doch plötzlich rauscht aus dem Unterbewusstsein wieder ein Squall an düsteren Gedanken heran. Er wird immer mächtiger und verdrängt alle schönen Träumereien in Windeseile. Da sind sie wieder, diese Fragen: Was hat Sven nochmal gesagt, was ich machen muss, wenn ich den Außenborder betanke? Wieviel Dieseladditiv muss ich nach dem Tanken zugeben? Welche Leine war nochmal für das zweite Reff? Wie konnte ich eine Route im Navigationsprogramm planen? Mein Gott, das haben mir doch Sven und Sabine in aller Ruhe und Ausführlichkeit erklärt. Es war nur so unheimlich viel. Es kann doch nicht sein, dass ich so viel vergessen habe.
Es ist das Eine ein gut gewartetes Schiff zu kaufen, aber es ist etwas ganz Anderes, wenn man es, wie in meinem Fall, von den bisherigen Eignern mit so viel Hingabe und Geduld übergeben bekommt. Sven, Sabine und Lea (SSL) waren großartige Gastgeber. Es ist ja schon eine Ausnahmesituation mit Freunden oder der eignen Familie eine Woche gemeinsam auf einem Segelschiff zu verbringen, aber mit einem Wildfremden, wie mir, ist es doch eine gehörige Herausforderung. Ich für meinen Teil kann jedenfalls nur sagen, dass es eine angenehme Woche bei SSL war, die von einem freundlichen und herzlichen Umgang geprägt war. Natürlich standen bei uns die technischen Belange von dem Dicken und Organisatorisches im Vordergrund, dennoch hatten wir eine lustige und spannende Zeit. Auch der tagelange Dauerregen vermochte es nicht die Laune zu trüben. Vielmehr brachte er ungeahnte Gesangstalente zum Vorschein („why does it always rain on me?“, „I´m singing in the rain“, etc.). Für Sightseeing ist ja auch Zeit, wenn wir wiederkommen. Letztlich kann ich sagen, dass ich ein tolles Schiff von großartigen Menschen gekauft habe und während ich diese Zeilen schreibe, setzt sich vor meinem inneren Auge auf einmal alles zusammen, wie von Zauberhand. Plötzlich ergibt alles einen Sinn. Mein Geist hat zwar viele Detailinformationen vergessen, aber er hat das wichtigste gelernt. Er hat die SSL-Verschlüsselung für ein glückliches Yachti-Leben geknackt. Letztendlich ist es ganz einfach: Plane was du machen willst. Überstürze nichts. Wenn du ein Problem an Bord hast, überdenke es gründlich. Finde die Ursache. Nimm dir Zeit für die Suche nach einer adäquaten Lösung mit Bordmitteln. Probiere es zu reparieren und wenn es nicht klappt, suche einen neuen Ansatz. Du brauchst nicht hetzen. Du wirst eine Lösung finden, denn: Des isch koi Hexewärg.
liquid sunshine
Wir inspizieren die Maschinenräume.
Mast-Kontrolle
Blue Felix segelt sein einem Jahr das erste Mal wieder.
Florian am Steuer
Wir räumen die Segel auf.
Vertrags-Business