Am Dienstagvormittag haben wir in Bequia ausklariert, unsere letzten EC Dollars in Diesel an der Autotanke investiert und dann gemütlich den dicken Felix für die bevorstehende Überfahrt nach Martinique vorbereitet. St. Vincent und dieses Mal auch St. Lucia wollten wir auslassen, da Weihnachten ja schon vor der Türe steht und da wollen wir fürs Festessen natürlich in den Genuss der französischen Leckereien kommen. Nachmittags um 4 haben wir dann die ca. 90 sm in Angriff genommen und sind bei 4-5 Windstärken gen Norden motorgesegelt. Der kurze Kanal zwischen Bequia und St. Vincent war schnell durchquert und in Lee der Insel ging es dann auf glatter See nur unter Maschine weiter. Kaum war das nördliche Ende von St. Vincent erreicht, ging es wie erwartet ordentlich zur Sache. Eine fiese Kreuzsee, d.h. Welle aus allen Richtungen und ordentlich Wind haben uns ganz gut durchgeschaukelt. Dieser Kanal hat es einfach in sich, aber das wussten wir ja schon vom letzten Mal und haben nichts anderes erwartet. Daher haben wir auch dieses Mal eine Maschine mitlaufen lassen, da uns nur unter Segeln höhere Wellen immer wieder aufgestoppt hätten und dann wird es einfach ungemütlich, weil das Schiff so zum Spielball der Wellen wird. In Lee von St. Lucia war die See dann wieder ruhig und wir konnten gemütlich weiter durch die Nacht motoren. Bis morgens um vier auf Höhe Rodney Bay auf einmal ein ungewohntes Geräusch vom BB Rumpf kam. Also Gang raus und erst mal schauen, was wir da jetzt überfahren haben! Ein Blick mit der Taschenlampe achteraus hat dann auch sofort die Ursache erhellt. Der Dicke hat sich ein kapitales Fischernetz eingefangen. Für alle, die jetzt denken, da hätte man ja nicht reinfahren müssen: das Netz war mit leeren transparenten Halbliter Cola-Flaschen „gekennzeichnet“. Die kann man nicht sehen, tagsüber vielleicht noch mit Glück, nachts keine Chance! Jedenfalls bin ich so noch zu einem nächtlichen Bad im Meer gekommen. Mit der Unterwasserlampe bewaffnet habe ich das Netz schnell wieder freibekommen, das sich zum Glück nicht um den Propeller gewickelt, sondern sich nur um den Skeg des BB Ruders gelegt hat. So erfrischt ging‘s weiter, vorbei an der Rodney Bay. Die ist ganz schön voll, wie man an den Masten der Schiffe, die dort vor Anker lagen unschwer erkennen konnte. Die Marina war auch proppenvoll, der Navigationsbildschirm quillte vor AIS Signale quasi über. Das sind natürlich die Yachten der diesjährigen ARC (unter Cruisern als Angsthasenrally bewitzelt), die fast alle schon den Teich überquert haben und sich nun in der Rodney Bay Marina von den Strapazen der langen Reise bei Schirmchendrinks erholen. Der letzte Kanal nach Martinique (St. Lucia Channel) war dann genauso wild wie der letzte und wir waren ziemlich froh, als um halb 6 morgens die Morgendämmerung die See erhellte und die Einfahrt Le Marin auf Martinique zu sehen war. Gegen 8 Uhr sind wir dann in die Bucht von Le Marin eingelaufen und haben uns einen Ankerplatz inmitten des Mastenwaldes gesucht. Es ist proppenvoll hier, schätzungsweise an die 1000 Yachten liegen hier vor Anker oder in der riesigen Marina. Das Wasser ist daher leider nicht klar und lädt auch wenig zum Baden ein. Dafür gibt es hier eine auf Yachties ausgerichtete Infrastruktur, die sich sehen lassen kann. Der Supermarkt hier hat einen eigenen Dingi-Anleger und man kann mit dem Einkaufswagen direkt ans Dingi fahren. Haben wir so auch noch nie gesehen. Schiffsausrüster, die keine Wünsche offen lassen gibt es zu Hauf. Allerdings sind deren Preise recht hoch. Zum Glück brauchen wir erst mal nichts. Einige Yachten, die wir schon kennen, liegen auch vor Anker und wir freuen uns schon auf gesellige Abende. Hier bleiben wir erst mal eine ganze Weile, allerdings verholen wir uns an den Ankerplatz vor St. Anne, der ein paar Seemeilen weiter draußen liegt und das Wasser daher dort viel klarer ist.
Nachtfahrt nach Martinique
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