Feels like Europe!

Am 11. 03. machten wir uns auf nach Fort de France. Der Wind kam dabei immer aus unterschiedlichen Richtungen, doch meistens von vorne und das gesetzte Großsegel holten wir schnell ein, da es bei umlaufenden Winden von 30 Knoten nicht ganz so brauchbar ist. Der Ankerplatz befindet sich direkt vor dem Fort de France und die Mauer schützt den Ankerplatz vor allzu viel Schwell und Wind. Schon das Ankommen in Grand Anse d’Arlet war für uns ein Unterschied wie Tag und Nacht im Vergleicht zu den bisher gesehen Inseln. Keine Boatboys, die einen schon Meilen vorher abfangen und versuchen Moorings, Ausflüge, Obst, Gemüse oder Fisch an den Segler zu bringen. Außerdem gibt es plötzlich kaum noch Charterschiffe um uns herum und die französische Flagge am Heck sieht man nun wieder öfter. Fort de France war dazu nochmal eine Steigerung. Der Dingisteg fühlt sich europäisch an, viele Ringe zum Festmachen und Anschließen und Leitern, um an Land zu kommen. Schon bei den ersten Schritten an Land war klar, dies ist nicht die Karibik, wie wir sie bisher kennen. Frankreich lässt sich dieses Überseedepartement ganz schön was kosten, was man an den angelegten Parks, den vielen Sitzgelegenheiten, den Straßen und deren Beleuchtung und vielen anderen kleinen Dingen sehen kann, die einem bei einem direkten Besuch aus Europa nach Martinique gar nicht auffallen würden. Die Stadt selbst ist sehr geschäftig, zumindest tagsüber, nach 16:00 Uhr wird es dann immer ruhiger und am Abend trifft man kaum noch offene Geschäfte oder Bars und Menschen schon gleich gar nicht. Uns gefällt es hier nach der langen Zeit fern ab von Europa ganz gut. Auch schön ist mal wieder in der Menschenmenge etwas unterzugehen und nicht alle 2 Minuten angequatscht zu werden.

Zum Einklarieren in Fort de France muss man zum Schiffschandler und selbst alle Daten am Computer eingeben. Am Ende gibt es einen Ausdruck, der abgestempelt wird und das wars!

Zum Einklarieren in Fort de France muss man zum Schiffschandler und selbst alle Daten am Computer eingeben. Am Ende gibt es einen Ausdruck, der abgestempelt wird und das wars!

Kathedrale Saint-Louis in Fort de France

Kathedrale Saint-Louis in Fort de France

Der Einfluss auf die Abschaffung der Sklaverei von Victor Schoelcher ist allgegenwertig. Es gibt einen Stadtteil, der nach ihm benannt ist, so wie Straßen, verschiedene Denkmäler und auch die berühmte Bibliothek Schoelcher. Diese wurde bei der Weltausstellung in Paris 1889 gemeinsam mit dem Eiffelturm ausgestellt, dort abgebaut und nach Martinique verschifft, um hier wieder aufgebaut zu werden. Allerdings sind die Fakten hierzu nicht ganz klar, doch gesichert ist, dass das Metallskelett, das der Optik des Eiffelturms sehr ähnelt, nach Martinique verschifft wurde.

Bibliothek Schoelcher in Fort de France

Bibliothek Schoelcher in Fort de France

Vor der Bibliothek Schoelcher

Vor der Bibliothek Schoelcher

Denkmal für Victor Schoelcher

Denkmal für Victor Schoelcher

So gerne die Einheimischen Victor Schoelcher für sein Tun bewundern und verehren, so gibt es auch ein Denkmal für die Kaiserin Joséphine de Beauharnais, die Ehefrau von Napoleon Bonaparte. Sie wurde auf Martinique geboren, ihre Eltern betrieben eine Zuckerrohrplantage, die dort anfallenden Arbeiten wurden von Sklaven verrichtet. Nach der französischen Revolution wurde die Sklaverei aufgehoben, doch Joséphine schaffte es, Napoleon davon zu überzeugen, die Sklaverei 1802 wieder einzuführen, da die Plantage ihrer Eltern ohne Sklavenarbeit nicht betrieben werden konnte. Victor Schoelcher schaffte es dann 1848 die Sklaverei endgültig abzuschaffen. Man kann sich also vorstellen, dass man hier nicht gut auf Josephine zu sprechen ist und so kam es in den 90er Jahren zu einem Anschlag auf das Museum in der ehemaligen Zuckerrohrplantage ihrer Eltern. Außerdem wurde ihre Statue geköpft. Die Wiederanbringung des Kopfes durch die französische Regierung hielt nicht lange an und so kann man heute die Statue nur noch ohne Kopf betrachten, mit Blutflecken auf ihrem Oberkörper.

Josephine de B

Josephine de Beauharnais

Eigentlich wollten wir uns einen Mietwagen nehmen, um ein bisschen in die Berge von Martinique zu fahren. Allerdings stellte sich das als sehr komplizierte Sache heraus. In Fort de France selbst gibt es nicht viele Autovermietungen und alle konnten uns so kurzfristig kein Auto verleihen. Da es aber kleine Mini-Busse gibt (Taxi Collective), haben wir uns mit diesem auf den Weg nach St. Pierre im Nordwesten der Insel gemacht. Bus fahren ist hier allerdings sehr teuer, schließlich kostet das Benzin nicht mehr wie auf anderen Inseln um die 0,70 € sondern nimmt wieder europäische Ausmaße an. Ausgestiegen sind wir in Le Cabret, um uns die Rumdestillerie Neisson anzuschauen. Unserem Reiseführer zu folge stellt diese Destillerie den besten Rum der ganzen Welt her. Die Anlage ist sehr gepflegt und man kann kostenlos das gesamte Gelände erkunden. Der Weg beginnt zwischen den Zuckerrohrfeldern. Die Destillerie Neisson verwendet nur selbst gepressten Zuckerrohrsaft und importiert keine Melasse. Leider sind alle Informationstafeln nur auf Französisch und von der Produktion kann man nicht jeden Schritt sehen. Trotzdem hatten wir den typischen Geruch in der Nase und haben uns gemeinsam die Produktionsschritte mit unserem „hervorragenden“ französisch erklärt. Gemeinsam konnten Alex und ich dann doch einiges verstehen und unseren nur „Latein-sprechenden“ Männern erklären. Von Le Cabret haben wir uns auf den Weg nach St. Pierre gemacht und wollten in einen Bus einsteigen, um nicht die gesamt Strecke von mehreren Kilometern laufen zu müssen. Doch leider kam kein Bus und so sind wir die gesamte Strecke gelaufen. Hätten wir nicht gewusst, dass wir uns in der Karibik befinden, so hätte man glauben können wir sind am Mittelmeer. Martinique fühlt sich irgendwie nicht karibisch an. Der Weg an sich war eigentlich ganz schön, doch leider ging es immer sehr nah an der viel befahrenen Straße entlang. Überraschend viele LKWs sind hier unterwegs, aber die ganzen europäischen Leckereien müssen auf der Insel mit ihren zahlreichen Carrefour und HyperU Supermärkten ja verteilt werden. Außerdem kann man auch am Schilderwald erkennen, dass Frankreich die Finger im Spiel hat, plötzlich gibt es überall „Parken Verboten“ Schilder und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Die schlechten Straßen auf den von uns bisher gesehen Inseln erfordern kein Speedlimit, die Straße selbst bestimmt die Geschwindigkeit.

Destillerie Neisson

Destillerie Neisson

Zuckerrohr

Zuckerrohr

Rum-Destillation in der Destillerie Neisson

Rum-Destillation in der Destillerie Neisson

Kunst auf der Anlage der Rumdestillerie Neisson

Kunst auf der Anlage der Rumdestillerie Neisson

Überall wachsen auf Martinique Mangobäume und tragen unendlich viele Früchte

Überall wachsen auf Martinique Mangobäume und tragen unendlich viele Früchte

Blick auf St. Pierre

Blick auf St. Pierre

Hier hat der Gefängnisinsasse den Vulkanausbruch von St. Pierre überlebt

Hier hat der Gefängnisinsasse den Vulkanausbruch von St. Pierre überlebt

Lustige Busfahrt

Lustige Busfahrt

Wir stehen im Stau!

Wir stehen im Stau!

St. Pierre ist ein netter kleiner Ort, der auch eher an ein kleines Dorf am Mittelmeer erinnert. Früher galt St. Pierre als das Klein-Paris der Karibik und war Hauptstadt von Martinique. Doch mit dem Vulkanausbruch des Montagne Pelée 1902 war die führende Rolle von St. Pierre jäh beendet. Die gesamte Stadt wurde durch den Ausbruch zerstört und an die 30000 Menschen verloren ihr Leben. Unterschiedlichen Quellen zu Folge gab es 1-3 Überlebende, wovon einer garantiert überlebt hat. Er war zur Zeit des Ausbruchs auf Grund von Trunkenheit in Polizeigewahrsam und hat in seinem dicken Steingefängnis den Ausbruch unbeschadet überstanden (ggf. hatte er einen Kater). Heute ist St. Pierre nicht mehr die Hauptstadt von Martinique, diesen Part hat Fort de France übernommen. Allerdings ist St. Pierre ein sehr beliebtes Touristenziel und bietet unter anderem einen langen schönen Sandstrand.

St. Pierre

St. Pierre

In St. Pierre haben Alex und ich uns auf Französisch nach dem Abfahrtsort unseres Busses informiert. Zu dieser Zeit war es ca. 4 Uhr Nachmittags und die Antwort der Einheimischen ließ uns befürchten, dass heute gar kein Bus mehr fährt. Als dann nach gefühltem unendlich langem Warten doch ein Bus auftauchte, mussten wir für den Busfahrer ziemlich verzweifelt ausgesehen haben, weswegen wir auch etwas belächelt wurden. Egal, Hauptsache zurück nach Hause. Am nächsten Tag haben wir versucht am Busbahnhof von Fort de France zu erfragen ob es auch einen Bus quer über die Insel gibt. Zwar sind die Fahrten an der Küste ganz schön, aber das Straßennetz ist hier so gut ausgebaut, dass man eigentlich immer auf einer Art Highway fährt und wir hatten mehr Lust auf eine Serpentinenfahrt in die Berge. Doch wie es scheint, fahren die Busse nur auf diesen großen Straßen und so nahmen wir den Bus nach Basse-Pointe. Wir könnten jetzt natürlich sagen, dass der Besuch von Basse-Pointe Pflicht ist, wenn man Martinique besucht, aber eigentlich gibt es dort nicht viel zu sehen und zu tun und so standen wir kurze Zeit später wieder an der Straße und hofften auf einen Bus, der uns zurück nach Fort de France bringt, dieser kam dann glücklicherweise auch. Zurück in Fort de France sind wir mit der kleinen Fähre auf die andere Seite der Bucht gefahren. Wir wollten in Trois Islet aussteigen und mehrfache Nachfrage brachte uns auf die wohl richtige Fähre. Doch auch hier bewiesen wir kein glückliches Händchen und so sind wir einfach auf die andere Seite gefahren und wieder zurück. Tja, Freitag der 13. verschonte uns auch auf Martinique nicht. Der letzte gemeinsame Abend verging mit leckerem Essen wieder mal viel zu schnell und der Zeitpunkt des Abschieds nahte schneller als und lieb war. Am Samstag früh morgens haben wir Alex und Felix zur Fähre nach Dominica begleitet und dann hieß es Abschied nehmen.

Ankerplatz in Fort de France

Ankerplatz in Fort de France

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Abschied von Alex und Felix

Abschied von Alex und Felix

Wir haben nun noch etwas auf- und umgeräumt, da wir noch einige Leckereien in Martinique gekauft haben. Am Dienstag werden wir in den Norden von Martinique nach St. Pierre aufbrechen und von dort weiter nach Dominica segeln, wo wir am Freitag Mareike und Sven erwarten.