Das Jahr neigt sich dem Ende und so lassen wir auch im diesen Jahr die vergangenen 12 Monate Revue passieren. Rechtzeitig am Heiligen Abend letzten Jahres sind wir auf Gran Canaria angekommen, wo wir auch Silvester verbracht haben. Von Januar bis April waren wir im Hafen von Las Palmas und fühlten uns nicht mehr „schiffig“, sondern mehr wie in einem Appartement. Wir hatten permanent Landstrom und Wasser so viel wir wollten und von Schiffsbewegungen konnte keine Rede sein. Dort haben wir einige Ausflüge über die Insel unternommen, haben uns die Gorch Fock angeschaut, als sie in Las Palmas einen Zwischenstopp eingelegt hat. Noch im Dezember letzten Jahres hatten wir beschlossen nicht in die Karibik zu fahren, sondern den Weg ins Mittelmeer einzuschlagen, da mich die Seekrankheit oftmals auch von essen und trinken abgehalten hat und ich manchmal recht dehydriert angekommen bin. Doch nach reiflichem Studium von Wetterkarten und möglichen Routen und vor allem der Möglichkeiten die Seekrankheit einzudämmen, haben wir dann im Frühjahr diesen Jahres beschlossen, die Atlantiküberquerung doch zu wagen. Dazu haben wir uns eine der kürzest möglichen Routen ausgesucht, von den Kap Verden nach franz. Guyana. Noch kürzer wäre es nur nach Brasilien geworden, aber davon hielt uns die ITC (Innertropische Konvergenzzone) ab, in der man mit sehr wenig Wind aber dennoch mit Schwell rechnen muss. Wenig Wind aber Schwell ist das ungemütlichste überhaupt und das wollten wir vermeiden. Wir machten uns also im Frühjahr an die Vorbereitungen für die Atlantiküberquerung. Wir haben all unsere Fenster neu abgedichtet, wofür wir 7 Tuben Sikaflex (oder ähnliches) verwendet haben, die Arbeit hat sich aber gelohnt, alles ist nun wieder dicht. Wir haben einen Wechselrichter installiert, um auch am Ankerplatz beispielsweise den Staubsauger verwenden zu können. Wir haben das Rigg und auch sonst alles auf Herz und Nieren überprüft. Wir haben uns Ersatzteile zugelegt, um im Notfall beispielsweise auch eine gebrochene Wante unterwegs reparieren zu können. Als das Schiff ausgerüstet war, ging es an unsere Ausrüstung. Gegen die Seekrankheit haben wir viel Vitamin C, Antihistamin-Tabletten und Scopolamin-Pflaster gekauft. Dank sehr günstiger Preise und guter Qualität (d.h. keine kleinen Tierchen in den Nudelpackungen, wie es in Suriname passieren kann…) haben wir einiges an langlebigen Lebensmitteln, wie Dosen, Reis und Nudeln gekauft und im ganzen Schiff verstaut. Ostermontag war es dann so weit, wir machten die Leinen in Las Palmas los zur 865 sm entfernten kapverdischen Insel Sao Vicente. Nach knapp 7 Tagen perfektem Schmetterlingssegeln fiel unser Anker vor der Hauptstadt Mindelo. Dort haben wir unseren hydraulischen Steuerzylinder warten lassen. Außerdem benötigten wir ein Ersatzteil für den Außenborder. Mitte Mai haben wir uns dann auf den Weg nach franz. Guyana gemacht. Vor uns lagen nun knappe 1800 sm. Die gesamte Strecke sind wir gesegelt und das mit sehr guten und vor allem gleichmäßigen Wetterbedingungen. Das Ankommen in franz. Guyana war dann nicht ganz so entspannt, weil die Strömung kurz vor der südamerikanischen Küste unerwartet stark war und uns am liebsten gleich in die Karibik gezogen hätte. Doch als dann nach 2 Wochen der Anker vor St. Laurent du Maroni fiel war die Welt wieder in Ordnung und wir hatten den Atlantik mit unserem eigenen Schiff überquert. Bis auf den kleinen Ausfall des Autopiloten, den Sven in derselben Nacht wieder reparieren konnte, gab es keinerlei Probleme auf unserer Überquerung. In franz. Guyana blieben wir knappe 4 Monate, das Leben war einfach, schön und günstig und dank des schwellfreien Ankerplatzes im Maroni-River fühlte man sich auch hier eher wie in einem Hausboot als auf einer Segelyacht. Frankreich ließ jeden Tag erneut mit frischem Baguette, bretonischer Butter und Käse in allen Varianten grüßen. In franz. Guyana haben wir uns 2 Raketenstarts vom Weltraumbahnhof in Kourou angeschaut, was natürlich ein Highlight auf der gesamten Reise war. Außerdem haben wir einige Land-Ausflüge unternommen und uns sogar mit unserem Felix in einen Creek (schmaler Seitenarm des Maroni-River) in den Dschungel aufgemacht und haben dort mitten drin ein paar Nächte verbracht. Hier konnten wir den Anblick von unendlich vielen Sternen und der Milchstraße nur unterbrochen von aufleuchtenden Glühwürmchen genießen, begleitet von unvergesslichem Dschungelsound. Von franz. Guyana ging es dann für uns weiter nach Suriname. Suriname hat uns sehr gut gefallen, der kulturelle Mix ist enorm und eine Synagoge, eine Moschee, einen Hindutempel und mehrere verschiedene christliche Kirchen in direkter, friedlicher Nachbarschaft zu sehen ist wohl einmalig. Und was ein Unterschied zum Nachbarland. Paramaribo war laut, schmutzig, stressig, interessant. Nach der ruhigen Zeit in franz. Guayana eine willkommene Abwechslung. Für mich ging es für einen Überraschungsbesuch noch nach Deutschland, während Sven unseren Felix hütete. Leider konnte er aber dennoch nicht verhindern, dass nachts eine Yacht mit samt ihrer Mooring in unseren Felix driftete. Die Ankerwinsch und die Reling waren beschädigt, glücklicherweise nicht so, dass wir unsere Reise unterbrechen oder abbrechen mussten. Auf dem größten Teil des finanziellen Schadens werden wir wohl sitzen bleiben, doch die eigentliche Enttäuschung hat weniger mit Geld zu tun, sondern ist menschlicher Natur. Hier spürten wir wenig von dem oft zitierten Segler-Spirit. So gut uns Suriname gefallen hat, nach meiner Rückkehr aus Deutschland waren wir froh, Suriname verlassen zu haben, da uns der ganze Vorfall doch beschäftigt und auch enttäuscht hat. Außerdem waren wir nun lange genug im Amazonas Wasser, wo baden eigentlich nicht möglich ist und das bei der unglaublichen Hitze und der extremen Luftfeuchtigkeit. Die Fahrt von Suriname nach Tobago verlief völlig problemlos und so sind wir Mitte November in der Karibik angekommen. Das karibische Gefühl wollte sich aber in Charlotteville auf Tobago dank täglichem Starkregen noch nicht gleich einstellen. Allerdings haben wir hier unsere ersten selbst gefangenen Fische gegessen. Hat auch was. Nachdem wir uns über verschiedene Buchten auf Tobago weiter in den Süden vorgearbeitet haben, wurde das Wetter, wie auf der Südseite fast aller Inseln, immer besser und die Stimmung damit immer karibischer. Mittlerweile sind wir auf Grenada, oder spice island, wie die Einheimischen sagen, angekommen und hier gefällt es uns außerordentlich gut. Heilig Abend haben wir dieses Jahr mit österreichischen und deutschen Crews grillend am Strand verbracht. Wie toll! Unser ersten Besuch in der Karibik haben wir nun auch schon an Bord und freuen uns, die Insel gemeinsam zu erkunden, denn hier gibt es viel zu sehen. Das neue Jahr beginnt dann voraussichtlich für uns noch auf Grenada. Von hier geht es dann immer Richtung Norden, bis die nächste Hurrikansaison einsetzt. Dann heißt es auch für uns einen sicheren Platz zu finden, an dem unser Felix einen neuen Unterwasser-Anstrich bekommen wird. Wo wir nächstes Weihnachten sein werden? Keine Ahnung, aber es wird auf jeden Fall in der Karibik sein. Wir wünschen uns für das neue Jahr „fair winds“ und dass uns unser Felix weiterhin so treu und tapfer zur Seite steht. Unseren Bloglesern wünschen wir fürs neue Jahr alles Gute und hoffen, Ihr habt weiterhin viel Freude am Verfolgen unserer Reise!
Jahresrückblick 2014
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