In den letzten Tagen haben wir ganz schön viel erlebt. Mit Linda und Evgeny haben wir ein Auto gemietet, dieses kostet pro Tag 10 €. Benzin kommt dann noch dazu, aber das ist hier auch recht günstig und kostet nur ca. 1,10 €/l. Am ersten Tag mit Auto sind wir gleich in die Innenstadt von Paramaribo gefahren. Der Verkehr war enorm (außerdem Linksverkehr!) und so standen wir ziemlich lange im Stau. Wir haben an diesem Tag bestimmt ca. 20 Geschäfte aufgesucht, da wir alle auf der Suche nach Ersatzteilen waren. Wir brauchen einen neuen Propeller für unseren Suzuki-Außenborder, die Gummi-Kupplung im Propeller rutscht durch und seit ein paar Tagen können wir nur noch mit Halbgas fahren. Wir waren so ziemlich in jedem Geschäft, das auch nur annähernd mit Wassersport, Propellern oder ähnlichem handelte und der einzige, der einen passenden (allerdings nicht den gleichen) Propeller für uns hatte, war ein grosser Suzuki-Dealer. Allerdings wollte dieser einen horrenden Preis, wir werden ihn nun in Deutschland bestellen und unser nächster Besuch darf diesen dann mitbringen. Alles, was wir bisher über Suriname gehört haben war, dass es hier sehr günstig sein soll. Das können wir eigentlich nicht ganz bestätigen, Ersatzteile sind nicht günstig und auch in anderen Geschäften muss man nach Schnäppchen Ausschau halten. Das Essen auf der Straße ist dafür recht günstig, aber ganz ehrlich, zum gleichen Preis kann man auch gut etwas bei einem kleinen Imbiss in Deutschland kaufen. Allerdings bekommt man hier natürlich indisches, javanesisches, chinesisches Essen, das eigentlich immer sehr gut schmeckt, da kann man nicht viel falsch machen. Da Linda und Evgeny ein Ersatzteil für ihren Yamaha-Motor brauchten, haben wir weitere Geschäfte abgeklappert. Immerhin wurden wir schließlich fündig und sie haben ihr Ersatzteil doch noch gefunden.
Auf der Suche nach einem neuen Propeller für unseren Außenbordmotor tragen wir unseren alten Propeller durch die ganze Stadt.
Unser Mietwagen
Das Highlight des Tages war aber dann der Einkauf im Combe-Markt. Nicht weit weg von der Innenstadt befindet sich eine riesige überdachte Halle, bei der schon bei der Anfahrt klar wurde, dass hier viel los sein muss. In dieser Halle befinden sich unzählige Reihen von Regalen, die vollgestopft sind mit allem, was man sich nur vorstellen kann. Mehl, Zucker, Reis, Milchpulver, Gemüse- und Obstkonserven, Fischkonserven, Drogerieartikel, Gewürze, gefrorenes Fleisch, Gemüse und Fisch reiht sich aneinander. Im Prinzip ist es ein großer Supermarkt, der allerdings nicht „klinisch rein“ ist und auch keine Klimaanlage hat. Man bekommt am Eingang einen Einkaufswagen, für den man 2 SRD (ca. 0,50 €) Pfand bezahlen muss und dann kann es losgehen (bei der Rückgabe des Wagens bekommt man dann übrigens 2,50 SRD…). Viele Leute haben die gleiche Idee und so muss man die ein oder andere Umleitung nehmen, wenn in einem Gang mal wieder Stau ist. Die Preise dort sind recht günstig und man kann im Vergleich zu allen anderen Märkten bis zu 30% sparen. Lustig ist, dass in der Halle selbst zwei weitere Untergeschäfte sind, im einen findet man hauptsächlich Drogerieartikel. Im zweiten Innenmarkt gibt es Käse, man kann dort sogar ganze Laibe kaufen und der Preis ist unschlagbar im Vergleich zu anderen Supermärkten. Dort findet man auch allerhand Gewürze, es riecht traumhaft und man möchte am liebsten überall seine Nase reinstecken. Der Bezahlvorgang ist dann auch ein Erlebnis. Man legt alle seine Waren auf den großen Tisch an der Kasse, da viele Produkte kein Etikett haben gibt es auch keinen Barcode-Leser und so wird alles von Hand eingetippt. Das kann dann schon ein bisschen dauern. Ist das erledigt, muss eine zweite Person den nun ausgedruckten Beleg nochmals mit den Produkten auf dem Tisch prüfen. Danach kommt dann eine dritte Person, die alles ordentlich in viele Plastiktüten verpackt, dann darf man seinen Einkauf mitnehmen. Die Plastiktüten sind natürlich nervig, aber man kann das System leider nicht mit seinen eigenen Taschen übergehen. Dieser Einkauf war schon ein Erlebnis an sich, was man als Tourist erlebt haben sollte. Der Tag stand also ganz im Zeichen des Einkaufs und so wurde es Zeit, dass wir uns nun dem Land widmeten.
Im Combe-Markt in Paramaribo.
Combe-Markt in Paramaribo.
Nach dem Einkauf gönnen wir uns ein Eis
Unsere heutigen Errungenschaften. Nun muss nur noch alles verstaut werden.
Am zweiten Mietwagentag sind wir wieder sehr früh aufgebrochen und haben uns auf den Weg zum Brokopondo-Stausee gemacht. Auf der Fahrt dorthin passieren wir den Flughafen in Zanderij, nicht gerade groß, sieht eher aus wie ein Flughafen für Sportflugzeuge. Aber man kann von hier auch über den Atlantik nach Amsterdam fliegen. Bis hier her waren es ca. 40 km, dafür haben wir aber mehr als eine Stunde gebraucht, die Straßen lassen nicht gerade Höchstgeschwindigkeiten zu. Zum Stausee hat es dann nochmal ca. eine Stunde gedauert. Die Straßen führen durch Wälder und Wiesen, manchmal sieht man ein kleines Dorf. Der Großteil der surinamischen Bevölkerung lebt allerdings in der Stadt.
Unterwegs kaufen wir uns Trinknüsse, sehr lecker!
Kurzer Zwischenstopp auf dem Weg zum Brokopondo-Stausee. Das Wasser unter der Brücke ist schwarz wie Cola.
Bevor wir den Blick auf den Stausee genießen können, müssen wir über eine Brücke fahren und können den Damm betrachten. Die Brücke ist für Fußgänger etwas gewöhnungsbedürftig, da sie nicht asphaltiert ist. Die Stahlkonstruktion hat als Bodenbelag lediglich Stahlgitter, der Blick nach unten ist da schon etwas mulmig machend.
Brücke kurz vor der Brokopondo-Stausee.
Blick nach unten auf der Brücke vor dem Brokopndo-Stausee
Angekommen am Stausee erwartet uns Stille und der Blick aufs Wasser. Sehr interessant, sich als Segler, der gerne mal tagelang nur Wasser sieht, aufzumachen, um Wasser zu sehen. Aber die Fahrt hat sich gelohnt. Der Stausee hat eine Fläche von knapp 1600 qkm und wurde in den 60er Jahren gebaut. Damit ist er ca. 3mal so groß wie der Bodensee und ist einer der größten Stauseen der Welt. Das Speichervolumen beträgt 20.000 Mio. qm und hat damit weniger als die Hälfte des Bodensees, da der Stausee insgesamt recht flach ist. Gestaut wird der Suriname Fluss durch einem Damm der 54 m hoch ist und insgesamt 12 km lang. Seit 1965 ist das Wasserkraftwerk in Betrieb. Durch die Überflutung des Gebietes mussten damals rund 6000 Menschen umgesiedelt werden. Außer Elektrizität sorgt der Stausee auch dafür, dass die Bewässerung in der Trockenzeit verbessert wurde, außerdem ist er natürlich eine touristische Attraktion. Allerdings waren während unseres Aufenthaltes keine anderen Touristen vor Ort, auch sonst sieht man hier nicht gerade viele Touristen. Der Stausee liegt ca. 90 km von Domburg entfernt und das Fahren auf den Straßen hier ist nicht immer einfach, manchmal tauchen plötzlich recht tiefe Löcher in der Straße auf und oftmals wird man durch sogenannte „Drempel“ gezwungen abzubremsen, wenn man nicht aufsitzen will. Leider passiert das mit einem ganz normalen Auto wie wir es hatten trotzdem und lässt sich leider nicht vermeiden. Der Ausblick auf den Stausee haben wir sehr genossen. Interessant ist auch, dass man aus dem Wasser überall Holz herausragen sieht. Als das Gebiet damals geflutet wurde, hat man die Wälder nicht abgeholzt, sondern die Bäume einfach stehen lassen und das sieht man immer noch. Ein paar Pirogen fahren auf dem See um zu fischen, aber ansonsten ist nicht viel los.
Blick auf den Brokopondo-Stausee.
am Brokopondo-Stausee. Der Hund wollte auch mit aufs Bild.
Am Ufer des Brokopondo-Stausees.
Am Ufer des Brokopondo-Stausees.
Blick auf den Brokopondo-Stausee.
weiter links (im Bild nicht zu sehen) ist der Damm, der den Suriname-Fluss stoppt.
Einen Imbiss mit Sitzgelegenheit haben wir auch gefunden und haben ein sehr leckeres Bami mit Hühnchen gegessen. Bami ist einfach nur die malaysische Bezeichnung für Nudeln, auch in Deutschland kann man beispielsweise Bami Goreng bekommen. Goreng heißt einfach nur gebraten, im Gegenzug gibt es auch Nasi Goreng, wobei Nasi indonesisch für Reis ist. Für alle, die dieses leckere Gericht nachkochen wollen, weiß Wikipedia folgendes:
„Eine einheitliche Rezeptur gibt es nicht. Der Reis wird zunächst gekocht und muss mindestens 2 Stunden ruhen. In Indonesien werden Chilis, Knoblauch, kleine Zwiebeln und Salz mit einem Mörser zu einem Brei gestampft und mit Palmöl in einem Wok angebraten. Er kann auch mit handelsüblichem Öl, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch angebraten werden. Dazu kann man Fleisch (Huhn oder Rind, in nichtislamischen Gebieten auch Schwein) und Meeresfrüchte (wie Garnelen oder Krabben) sowie weitere Zutaten wie Gemüse, Keimlinge oder auch Pilze hinzufügen. Typische Würzmittel sind Sojasauce, Sambal Oelek und Chutneys. Daneben wird mit Salz, Pfeffer, Kurkuma, Chili und Curry gewürzt. Verbreitet ist die Zugabe von Eiern, die als Rührei während der Zubereitung oder als Spiegelei bzw. Omelettstreifen am Ende der Zubereitung hinzugefügt werden.“
Am Ufer des Brokopondo findet man Brotfruchtbäume mit ihren riesigen Blättern und interessant aussehenden Früchten.
Brotfruchtbaum am Ufer des Stausees
Im Anschluss an den Brokopondo-Stausee ging unsere Fahrt weiter zum Brownsberg-Naturpark. Dieser ist der einzige Naturpark in Suriname und ist mehr als 12.000 ha groß. Die höchste Erhebung ist dabei der Brownsberg auf 514 m, mit kühleren Temperaturen war also leider nicht zu rechnen. Da man Straßenschilder in Suriname vergeblich sucht, waren wir uns nicht sicher, ob wir auf der richtigen Straße waren und haben einen Stop an einer Tankstelle eingelegt. Zur gleichen Zeit stoppte dort ein Bus mit holländischen Touristen. Auf die Frage ob sie auf dem Brownsberg gewesen sind und wie man da hinkommt, war die Anfahrt einer netten Dame, sie wisse nicht wo sie gewesen seien. Ah ja, also weiter. Letztendlich wusste dann der Busfahrer Bescheid und warnte uns aber schon, dass die Straße dorthin nicht gut ist, aber er meinte wir können das mit unserem Auto gut machen. Gesagt, getan. Von der asphaltierten Straße biegt man auf eine rote Schotterpiste ein und dann heißt es Slalomfahren, um wenigstens nicht alle Löcher zu durchfahren. Von hier aus sind es nur 13 km bis zum Brownsberg, aber dafür haben wir dennoch um die 40 min gebraucht. Die Schotterpiste wird immer schmaler, links und rechts sind nur noch Bäume zu finden, auf andere Menschen trifft man nicht.
Auf dem Weg zum Brownsberg
Auf dem Weg zum Brownsberg
Oben angekommen war auch niemand zu sehen und so sind wir einfach mal in irgendeine Richtung gelaufen und schon bald eröffnete sich uns eine kleine Lichtung und wir hatten einen traumhaften Blick auf den Brokopondo-Stausee. Da es schon recht spät war und wir nicht ohne Tageslicht auf den schlechten Straßen unterwegs sein wollten, sind wir noch ein bisschen umher geschlendert, haben Wasserschweine gesehen, Brüllaffen gehört und einfach die Natur genossen. Auf dem Weg zum Auto wurden wir dann von einem Mann angesprochen, dass wir eigentlich bezahlen müssen. Wir haben zwar gesehen, dass man sich an der Rezeption anmelden soll, aber wie gesagt, es war kein Mensch weit und breit sichtbar. Wir haben uns dann ein bisschen raus geredet, dass wir ja wieder gehen, es schon so spät sei und dann durften wir so gehen. Der Eintritt hätte pro Person 20 SRD und das Parken 10 SRD gekostet. Sinn macht das allerdings nur, wenn man früh morgens kommt und die Wanderwege durch die Wälder verwendet, um zu naheliegenden Wasserfällen zu kommen, allerdings sollte man hier gut gegen Moskitos und andere Stechtiere ausgerüstet sein. Lange Hosen und langärmelige Oberteile sind da zwingend, genauso wie Insektenspray und Sonnencreme.
Blick vom Brownsberg auf den Brokopondo-Stausee
Zurück auf der Hauptstraße ging es wieder zügiger voran, allerdings nur bis zu dem Moment bis ein Vorderreifen den Dienst quittierte. Kurzer Reifenwechsel am Straßenrand und es konnte weiter gehen, viele km lagen nicht mehr vor uns. Kurze Besprechung mit dem Verleiher des Autos und wir bekamen einen Ersatzwagen. Alles sehr unkompliziert. Bei Einbruch der Dunkelheit waren wieder zu hause, mehr als 300 km im „Fahrwasser“. Was für ein schöner Tag, den wir bei einem Bier in der Seglerbar ausklingen ließen und wir fallen müde und glücklich mit all den vielen Eindrücken ins Bett.
Dieser Reifen ist nicht mehr zu gebrauchen…
… wir haben aber ein Ersatzrad dabei, kurzer Wechsel und es konnte weiter gehen.
Unsere Route zum Brokopondo-Stausee und zum Brownsberg.
Hier noch ein Nachzügler-Foto vom javanesischen Markt. Anstatt Kartoffeln werden hier einfach Maniokstücke frittiert, diese sind sehr stärkehaltend und sattmachend, allerdings auch etwas geschmacklos, deswegen bekommt man getrocknete kleine Fische, die nach dem Trocknen in einer scharfen, salzigen Soße gewälzt werden dazu.
Innenstadt von Paramaribo. Trotz Wolken kommt leider doch kein Regen
Ah ja, dafür sind wir Deutschen also berühmt!
Tankdeckel eines Busses in Parmaribo