Den tropischen Regenwald haben wir an unserem Ankerplatz hier in St. Laurent du Maroni ja direkt vor der Nase, allerdings so richtig drin waren wir seit unserer Ankunft vor 3 Monaten noch nicht, wenn man von unserem Ausflug mit dem Mietwagen zusammen mit Claudia und Jona von der „Inti“ mal absieht. Da Anders von der „Ida Amoress“ von einem Seitenarm des Maroni River berichtete, wo er vor kurzem mit einem franz. Paar, das hier seit langem auf einem Alu-Katamaran lebt, geankert und ein paar Tage verbracht hat, erzählt hat, beschließen wir alle hier am Ankerplatz, das auch zu tun. Am Samstag sind dann also Sussi und Anders mit der „Ida Amoress“, und Lene und Henrik von der „Dana“ sowie wir am frühen Nachmittag bei auslaufender Tide Anker auf gegangen und los in Richtung Dschungel gefahren. Ca. 3 sm flussabwärts ist unsere Flottille nach steuerbord in einen Seitenarm eingebogen. Weitere 3 sm später sind wir dann an einem kleinen Fluss-Delta angekommen, wo sich der Seitenarm in weitere 2 Arme aufspaltet. Hier sind wir alle vor Anker gegangen. Jede Yacht sozusagen in einer eigenen Flußmündung. Kaum waren unsere Maschinen aus wurden wir uns der Stille bewusst. Man muss das selbst erlebt haben, um es glauben zu können. Jeder von uns selbst verursachte Laut scheint ein gewaltsames Eindringen in diese grüne fremde Welt zu bedeuten. Man senkt automatisch seine Stimme, flüstert nur noch. Allen anderen ergeht es genauso, kein Laut dringt von den anderen Yachten zu uns herüber. Nach einer halben Stunde ohne einen Laut von uns zu geben, erwacht dann der Regenwald zu neuem Leben. Es kreischt und klopft, hämmert und summt, knackst und raschelt, manchmal in einer Lautstärke, dass wir uns nur ungläubig anschauen. Offensichtlich hat sich unserer Umgebung nun an unser Erscheinen gewöhnt. Leider haben wir außer ein paar Papageien, die wohl nicht scheu zu sein scheinen, kein Tier zu Gesicht bekommen. Am Abend haben wir dann alle bei uns einen Sundowner aus frischer Maracuja, Zuckerrohrsirup und weißem Rum zu uns genommen. Sehr sehr lecker. Dazu gab’s auch noch für jeden ein Stück von Sabines klasse Käsekuchen. Muss man sich mal vorstellen, mitten im Dschungel! In der Nacht ist es so dunkel, dass man viele Glühwürmchen in den Bäumen sehen kann und man kann sogar die Spiegelung der Sterne auf der glatten Wasseroberfläche sehen, das haben wir noch nie erlebt. Wir sind dann bis Dienstag dort vor Anker geblieben und haben jeden Tag einen kleinen Ausflug mit unserem Dingi in die jeweiligen Seitenarme unternommen. Was es da alles zu sehen gibt! Unglaublich, wie dicht die Mangroven am Ufer stehen und wie dicht die Vegetation dahinter ist. Wer da durchkommen wollte, müsste sich seinen Weg schon mit der Machete frei kämpfen. Leider sahen uns wohl die Tiere lange bevor wir eine Chance hatten, eines von Ihnen zu sehen und das obwohl wir natürlich nicht unseren Motor benutzt hatten, sondern möglichst geräuschlos gepaddelt sind. Am Abend sind wir dann alle zusammen bei der „Dana“ zusammengesessen und jeder hat von seinen Eindrücken erzählt und auch was er während seiner Ausflüge mit dem Dingi alles so gesehen hat. Leider haben auch die anderen außer Papageien und Insekte nicht viel zu Gesicht bekommen. Tags darauf haben wir dann abends auf der „Ida Amoress“ beim Sundowner die Kieferknochen mit den Zähnen zweier Piranhas bestaunt, die Anders mit seinem extra dafür in Surinam gekauften Fischernetz tagsüber gefangen hatte. Unglaublich scharfe Zähne haben die Viecher! Am Dienstagvormittag sind wir dann wieder mit mitlaufender Strömung an unserem alten Ankerplatz vor St. Laurent du Maroni angekommen und wurden auch sogleich vom Dröhnen der Reggae-Bässe empfangen. Die „Zivilisation“ hat uns wieder!
In the jungle, the mighty jungle!
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