Archiv für den Monat: Juni 2014
//WL2K Bordalltag
Und schon wieder ist Bordalltag eingekehrt. Das geht immer wahnsinnig schnell. Wir kommen an einem neuen Ort an, verbringen die ersten paar Tage damit, uns zurechtzufinden und fühlen uns dann nach einer Woche fast schon so, also ob wir bereits eine halbe Ewigkeit hier verbracht hätten. Die schnelle Eingewöhnungsphase liegt natürlich vor allem daran, dass wir ja unser vertrautes Zuhause immer dabei haben, was wir auch unheimlich genießen. Außerdem machen uns es die Leute hier auch wirklich nicht sehr schwer Alle sind freundlich und hilfsbereit. Auch fühlen wir uns an unserem Ankerplatz immer noch sehr wohl und vor allem auch sicher. Langweilig wird es uns auch nicht, unser beschaulicher Tagesablauf gliedert sich zur Zeit wie folgt: Früh Aufstehen (die Temperatur im Schafzimmer steigt direkt nach Sonnenaufgang exponentiell an), Käffchen, mit dem Dingi an Land, Spaziergang entweder zum Markt (mittwochs und samstags) oder zum SuperU (großer Supermarkt) Einkauf inkl. frisch gebac
kenem Baguette (einmal die Woche zusätzlich danach oder davor noch ins Internetcafe), zurück zum Schiff, mehrfach Duschen (weil bis auf die Knochen nass geschwitzt), Frühstück (mittlerweile ist es bereits nach 12 Uhr), Siesta (Lesen im Schatten, meist im Schiff, weil draußen viel zu heiß; zum Glück haben wir 2 Kindle und eine nahezu unerschöpfliche digitale Bibliothek), nachmittags ggf. Kleinigkeiten am Schiff erledigen (wie z.B. den Deckel von einem unserer Wassertanks in den Fluss (Sichtweite 20 cm, alles was hier reinfällt ist weg) werfen, kurz fluchen und dann aus Bordmitteln einen neuen basteln) bzw. Blog-Pflege, zusammen ein Buch Lesen, meistens eins von anderen Seglern (momentan lesen wir das Buch von James Wharram – Zwei Girls, zwei Katamarane, sehr zu empfehlen!) oder wir lernen gemeinsam etwas französisch. Meistens noch Nachmittags-Snack (unglaublich wieviel Appetit wir hier trotz oder wegen? der Hitze entwickeln), wenn es richtig viel regnet (meist alle 2 Tage) Re
genwasser sammeln (und anschließend filtern und zuerst in unsere separaten Kanister für Trinkwasser abfüllen, dann unsere Tanks auffüllen), Abendstimmung beim Sundowner genießen (die äußerst beeindruckenden Wolkenformationen ändern sich hier alle paar Minuten, zusammen mit der untergehenden Sonne über dem tropischen Regenwald hat das mindestens Postkaten-Niveau), Abendessen, Digestiv auf unserem ?Balkon?, Abarbeiten der Liste mit Dingen, die wir schon immer mal genauer wissen wollten und die sich jeden Tag auf wundersame Weise erneut füllt (wir haben zum Glück Offline Wikipedia), ggf. kommt noch ein Film im Bord-Kino (Laptop) und dann recht früh, meist vor 10 Uhr ins Bett (Temperatur lässt Einschlafen dann noch zu, allerdings um kurz nach Mitternacht erneute Dusche zur Abkühlung). Apropos Einschlafen, wir ankern hier nahe eines kleinen Parks, der von den jungen Männern hier sehr gerne für folgendes Ritual genutzt wird: spät abends mit dem (Klein)Wagen vorfahren, Heckklappe ö
ffnen, 10 Meter vom Auto weglaufen, mit der Fernbedienung die Stereoanlage (Subwoofer!) voll aufdrehen und warten bis die Batterie leer ist. Das dauert in etwa eine Stunde (freilich pro Auto), leider werden die Musiktitel nicht immer durch-, sondern nur angespielt, man will ja nicht Musik (möglichst laut) hören, sondern nur zeigen, wie laut man selbiges kann. Das kann dann durchaus bis Sonnenaufgang andauern. Herrlich! Uns wird es also noch nicht langweilig, im Gegenteil, wir fühlen uns immer noch sehr wohl und hoffen, dass vielleicht doch noch eine Yacht auf ihrem Weg von Brasilien Richtung Karibik hier vorbeikommt! So wie die lustigen 2 Franzosen in ihrer etwas renovierungsbedürftigen Schüssel, die gestern Nacht hier im Ankerfeld ohne Maschine vor Anker gegangen sind (der Fluss hat mindestens 2 Knoten Strömung und Wind gab?s fast keinen, die Wassertiefe hat bei Ebbe keine 2 Meter, an manchen Stellen bedeutend weniger). Heute Morgen sind sie dann (ohne Maschine, weil kaputt
?) Anker auf gegangen und in Zeitlupe diagonal zu ihrer gewünschten Fahrtrichtung (wegen fast keinem Wind und dem Versatz durch die Strömung) losgesegelt und haben sich Richtung Trinidad aufgemacht (haben wir noch durch Zurufen in Erfahrung gebracht). Respekt und bon voyage!
Uns geht’s weiterhin gut!
Letzten Freitag waren wir auf dem örtlichen Kleinkunstfestival. Dort angekommen, war sofort auffällig, dass hauptsächlich Weiße dabei waren und weniger schwarze Gesichter waren zu sehen. Das gesamte Festival ist auch wohl nur von Weißen organisiert worden und die Darbietungen (so wie Jonglieren etc. und auch Sketche) wurden von Weißen aufgeführt. Generell ist auch auffällig, dass man hier entweder weiße oder schwarze Menschen sieht, Mischlinge sieht man kaum, außerdem sind auch viele Asiaten hier. Wir haben auf dem Festival mit einigen gesprochen und dabei hat sich gezeigt, dass sehr viele junge Franzosen hier her zum Arbeiten kommen. Es gibt sehr viele junge Familien mit 1-3 kleinen Kindern. Zumeist sind die Eltern Lehrer, im medizinischen Bereich tätig oder übernehmen hier soziale Berufe, wie die Betreuung von Kindern oder ähnliches. Viele sind hier her gekommen mit dem Plan für 1-2 Jahre hier zu bleiben und dann mal weiter zu sehen, einige von ihnen sind auch noch nach fast 10 Jahren hier, andere zieht es zumeist nicht direkt nach Frankreich zurück, sondern zu den franz. Karibikinseln Martinique oder Guadeloupe und ein paar wenige wagen die Reise nach franz. Polynesien. Die Einreise und das Erlangen der Arbeitsgenehmigung sind wohl für Franzosen, die in Frankreich geboren sind, sehr einfach und unproblematisch. Die Franzosen, die wir hier getroffen haben sind so völlig anders als die, die wir in Frankreich getroffen haben, sie waren sehr kontaktfreudig und gesprächig und konnten auch alle gut englisch. Eine Frau hat sich dann auch bei mir für ihre Landsleute entschuldigt, dafür, dass viele nicht englisch sprechen können, aber vor allem nicht wollen. Sie erklärte mir, dass die Franzosen, die hier her kommen, eine ganz andere Einstellung haben, sie gehen auf die Menschen zu, das erkennt man ja auch an den Berufen, die sie hier ergreifen. Wir hatten auf jeden Fall einen schönen Abend und haben es sehr genossen uns mit (nahezu) Einheimischen zu unterhalten.
Ansonsten ist das Leben hier weiterhin beschaulich (das erinnert mich an das schöne Lied: „Brandenburg…“, Wölfe haben wir hier allerdings noch nicht gesehen und leider gibt es auch kein Autohaus für Achim Mentzel). Auf dem Markt haben wir eine Art Gurke gekauft, zumindest sieht sie so aus, hat aber eine ganz andere Oberfläche und ist ca. 30 cm lang. Wir wissen, dass das Innere ausgehöhlt werden muss (es sieht ähnlich aus wie bei einer Gurke oder einem Kürbis) und dann wird der Rest in krautartige Streifen geschnitten, aber wie man das dann zubereitet oder wie das Gemüse heißt wissen wir leider noch nicht.
Seit ein paar Tagen hat es nun nicht mehr so kräftig geregnet, was wir schade finden, denn der Regen füllt natürlich unsere Tanks aber es ist dann auch einfach nicht so heiß, vor allem auch im Schiff. Das hat man in den letzten Nächten dann schon gemerkt, dass das GFK und auch die Fenster abends immer noch nicht abgekühlt sind. Tagsüber können wir auf unseren Fenstern fast schon Spiegeleier braten!
Unsere weitere Planung sieht vor, dass wir auf jeden Fall bis Ende Juli hier bleiben werden. Hier ist das Leben gut und auch nicht teuer, wenn man weiß, was man wo kaufen muss und fürs Ankern müssen wir ja nichts bezahlen. Dann geht es nach Paramaribo in Suriname. In Suriname darf man allerdings wohl nur 3 Monate bleiben und da wir im August und September auf gar keinen Fall auf dem Atlantik unterwegs sein wollen (zwar erreicht uns hier mit Sicherheit kein Hurrikan, aber die Ausläufer können immer noch viel Wind und vor allem auch viel Welle an die Küste bringen) haben wir es nicht eilig. Danach geht es wohl direkt weiter nach Trinidad, wo wir frühestens Ende Oktober sein wollen. Soweit die derzeitige Planung, aber wie ihr wisst, kann sich das ja auch ändern…
Endlich Bilder
//WL2K Ausflug nach Albina
Gestern sind wir mit unserem Dingi nach Albine am underen Ufer des Flusses in Suriname gefahren. Wir ankern hier ja auf dem Grenzfluss zwischen franz. Guayana und Suriname. Die Fahrt hat unter Vollgas nur eine gute viertel Stunde gedauert und wir haben dann irgendwo am Ufer festgemacht, wo wir unser Schlauchboot an einem Betonpfeiler angeschlossen haben. Albina ist, obwohl in direkter Nachbarschaft zu St. Laurent du Maroni, doch etwas anders. Die Strassen sind kaputt und schmutzig, die Menschen etwas aufdringlicher. Zu sehen gibt es dort auch nicht all zu viel, eben Geschäfte, allesamt wie überall hier in chinesischer Hand und Bars, in denen die Männer, wie immer, zu jeder Tageszeit Bier trinken, während nur die Frauen zu arbeiten scheinen. Benzin und einige Güter wie z.B. Corned Beef und Instant Kaffe sind hier wesentliche billiger als in franz. Guayana. Euro wird angenommen, denn schließlich haben sie ja ihren eigene Währung, den Suriname-Dollar. Nach einer guten Stunde hab
en wir Albina zu Fuss erkundet gehabt und sind mit dem Dingi wieder zurück gefahren. Allerdings nicht auf direktem Weg, sondern über den Ortsteil La Charbonniere von St. Laurent du Maroni, wo am kommenden Wochenende ein Art Festival stattfinden soll (facebook.com/artpasifestival). Das werden wir uns natürlich ansehen, ist ja sonst nicht all zu viel los hier. Allerdings findet hier außerdem am kommenden Samstag direkt vor unserem Ankerplatz, sozusagen als Konkurrenzveranstaltung, auch noch ein Konzert mit Wyclef Jean u.a. statt. Scheint wohl ein bekannter Musiker zu sein… (Kommentar von Sabine: Klar ist der ein bekannter Musiker! War ja schließlich auch bei den Fugees!) Ansonsten geht es uns hier weiterhin sehr gut, wir drehen uns zweimal täglich wegen der Tide um den eigenen Anker und gehen täglich in die Stadt bzw. in den etwas weiter entfernten Supermarkt (Super U). Dort bekommt man alles, vor allem alles, was der Franzose gerne hat, wie z.B. immer frisches Baguette und
traumhaften Käse in allen Variationen. Wenn man etwas auf Sonderangebote achtet, sogar zu vernünftigen Preisen. Frisches Obst und Gemüse kaufen wir, wie schon erwähnt, jeweils am Mittwoch und Samstag, wenn hier Markt ist. Es lässt sich also ganz gut aushalten hier. Das Regenwassersammeln haben wir durch mehrere Schlauchkonstruktionen nun auch soweit optimiert, dass wir kein zusätzliches Wasser mehr zu holen brauchen, trinken tun wir es auch und in die Tanks kommt sowieso immer ein Mittel, das das Wasser keimfrei hält. Unsere doch recht neuen Verbraucherbatterien (letztes Jahr im November auf Teneriffa gekauft) haben mittlerweile leider etwas abgeschwächelt. Das liegt wohl daran, das wir es mit unserem neu installierten Wechselrichter etwas übertrieben haben, als wir auf den Kap Verden damit unseren elektrischen Wasserkocher und unsere elektrische Kochplatte betrieben hatten (beim Benutzen der Kochplatte fliessen dann mal locker 130 Ampere). Offensichtlich mögen die Batterien
solchen hohen Ströme über längere Zeiträume nicht. Weiterhin handelt es sich bei unseren Batterien um die mittlerweile immer verbreiteteren und weitaus billigeren Kalzium/Blei Batterien, die eine höhere Ladeschlussspannung haben als herkömmliche Blei/Säure oder Blei/Gel Batterien. D.h. unsere Solar-Laderegler, die für herkömmliche Batterien ausgelegt sind und eine niedrigere Ladeschlusspannung haben, bekommen wir unsere Batterien gar nicht mehr ganz voll. Das konnten wir etwas kompensieren, in dem wir die Temperaturfühler der Laderegler entfernt haben, die eine Kompensation der Ladeschlussspannung durchführen sollen, wenn die Batterietemperatur steigt. Nun haben wir wieder ausreichend Batteriekapazität für den Bordalltag. Durch die mittlerweile recht sportlichen Temperaturen hier im Schiff (immer über 30 Grad) brauchen unsere Kühlschränke ein Vielfaches mehr an Energie. So benötigen wir pro Nacht, während unsere Solarpanels nicht laden (das ist die Zeit von ca. 17 Uhr bis 8
Uhr Ortszeit) wenigstens 50 Ah, also schon eine ganze Menge.
Bald wollen wir im Internetcafe auch mal wieder Bilder hochladen, allerdings ist das leider nicht so einfach hier.
//WL2K St. Laurent du Maroni
Nun haben wir uns hier etwas eingelebt. Wir haben unsere Ankersituation (Wind gegen Tidenstrom) durch verschiedene Festmacherkombinationen stark verbessern können. Unser Regensammeln funktioniert perfekt, da reicht dann der Regen von einer Nacht um mal wieder unsere kleine Waschmaschine in Betrieb zu nehmen und für noch mehr. Mittlerweile waren wir auch auf dem Markt, dort gibt es frisches Obst und Gemüse in einer guten Qualität. Zwiebeln, Tomaten und Eier sind hier wohl aber nur begrenzt verfügbar, denn die Stände selbst bieten sie meist nicht an, dafür gibt es aber ein paar Frauen (auch hier arbeiten nur die Frauen, stehen Männer hinter den Markständen sind es Asiaten), die ihre Ware tütenweise während ihrem Marsch über den Markt anbieten. Am meisten gibt es Bananen in verschiedenen Formen, Weißkohl, Chinakohl, Auberginen, Gurken, Ananas, Wassermelonen und Pomelo (oder irgendeine andere ähnliche Art). So teuer das Gemüse im Supermarkt ist, so bezahlbar ist es auf dem Markt.
Allerdings wird hier nicht nach Kilo abgerechnet, sondern die Verkäufer machen kleine Häufchen von ihrer Ware, die dann für 1 oder 2 euro angeboten wird (mit Preisschild). So kauft man dann eben 3 kleine Gurken für 1 euro oder 3-4 größere Gurken für 2 euro. Das macht den Einkauf sehr einfach, handeln ist hier nicht üblich. Außerdem gibt es hier noch Früchte, von denen wir nicht wissen wie sie heißen, die kaufen wir dann beim nächsten Mal. Jetzt musste erstmal das Verlangen nach bekanntem Gemüse und Obst gestillt werden! Aber danach werden wir das ganze Angebot ausprobieren.
Heute haben wir unseren Laptop mit ins Internetcafe genommen. Aber die gebuchte halbe Stunde hat gerade mal gereicht, um ein paar E-Mails zu verschicken und den Blog etwas zu aktualisieren. Leider war die Verbindung nicht gut genug, um mehrere Bilder hochzuladen. Aber wir werden in den nächsten Tagen bestimmt nochmal mit dem Laptop in die Stadt gehen, dann werden wir wohl eine Stunde buchen und dann gibt es hoffentlich einen ganzen Artikel mit Bildern.
Gestern haben wir auch 25 l Wasser vom örtlichen Wasserhahn geholt. Der ist in ca. 200 m Laufnähe im ehemaligen Gefängnisgelände. So können wir unsere Wassertanks weiterhin gefüllt halten. Duschen und auch Abwaschen kann man super mit dem Flusswasser, das ist zwar etwas braun aber nicht salzig. Danach waschen wir uns und das Geschirr noch mit unserem Tankwasser ab und so verbrauchen wir nicht viel Wasser. Da man hier permanent schwitzt (hier hat es immer um die 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch, kommt die Sonne dann raus ist es sofort sehr schwül), tut die abendliche Dusche richtig gut, wenn die Sonne mal weg ist, dann ist es auch wieder recht angenehm und so können wir nachts auch gut schlafen. Langsam aber sicher sind wir angekommen und kommen in einen tropischen Rhythmus.
Unsere Atlantiküberquerung in Zahlen
Nun haben wir uns unsere Atlantiküberquerung nochmal angeschaut, wir sind wirklich auf der anderen Seite angekommen und das aus eigener Kraft, so richtig fassen können wir das manchmal noch nicht. Laut GPS sind wir 1912 sm gefahren, unsere Logge hat allerdings nur 1554 sm aufgezeichnet, d.h. wir sind allein durch die vorhandene Strömung 358 sm dem Ziel näher gekommen, das wären je nach Geschwindigkeit 2-3 Tage, die haben wir einfach so geschenkt bekommen! Da wundert es uns dann nicht mehr, dass die meisten auf dem Atlantik aufgegeben Yachten (die noch schwimmen) irgendwann in Südamerika ankommen. Von Ankerplatz zu Ankerplatz haben wir exakt 2 Wochen benötigt, d.h. 336 Stunden, das ergibt dann eine Gesamtdurchschnittsgeschwindigkeit von 5,7 kt. Die abgesegelten Meilen auf der Logge ergeben einen Schnitt von 4,6 kt. Wir haben also ca. 1 kt permanent durch die Strömung geschenkt bekommen. 4,6 kt ist zwar keine Rekordgeschwindigkeit, aber dazu muss man auch sagen, dass wir erstens sehr schwer beladen waren (und immer noch sind) und zweitens auch immer untertakelt gesegelt sind, vor allem nachdem der Autopilot kurz ausgesetzt hat, haben wir die Segel stark gerefft. Wir hätten auf der ganzen Strecke auch unter Vollzeug fahren können, dann hätten wir bestimmt einen Gesamtschnitt von weit über 6 Knoten gehabt. Auf der Strecke von Mindelo nach St. Laurent du Maroni haben wir mit beiden Maschinen 35 l verbraucht, am meisten davon allerdings am letzten Tag, da die Flussfahrt hier her ziemlich lange ist und wir leider nicht die ganze Strecke segeln konnten. Jede Maschine war auf der gesamten Atlantiküberquerung für ca. 10 Stunden in Betrieb. Für den Zeitraum seit unserer Abfahrt im April letzten Jahres lässt sich errechnen, wie viel Diesel wir durchschnittlich jeden Tag verbraucht haben. Dabei kommen wir auf 1,9 l Diesel pro Tag, d.h. im Schnitt war eine Maschine für ca. 1 Stunde pro Tag in Betrieb. Leider haben wir von anderen Yachten noch keine derartige Statistik gesehen, aber wenn wir sehen, wie oft die Ankerlieger um uns herum ihre Maschine zum Batterien laden anhaben, gehen wir davon aus, dass das im Vergleich zu anderen Fahrtenseglern sehr wenig ist. Verbraucht haben wir übrigens seit unserer Abfahrt vor über einem Jahr in Holland insgesamt ca. 700 l Diesel, aber dafür sind wir jetzt auch auf der anderen Seite des Atlantiks 🙂
//WL2K Wir sind in St. Laurent du Maroni
Nun haben wir also tatsächlich den Atlantik überquert und sind in St. Laurent du Maroni in Franz. Guyana angekommen. Eigentlich wollten wir hier ja erst in ein paar Wochen sein, aber manchmal kommt es eben anders als man denkt. Auf jeden Fall sind wir stolz auf unsere Leistung und vor allem sind wir stolz auf unseren dicken Felix und unseren Autopiloten „Gustl“. Der dicke Felix ist unbeeindruckt von allem einfach immer voran gesegelt, nicht in Rekordgeschwindigkeit aber in einer angenehmen Reisegeschwindigkeit, die das Leben an Bord nicht ungemütlich gestaltet hat. Spätestens jetzt sind wir uns absolut sicher, dass dieses Schiff mit jeglichen Wetterbedingungen klar kommt und dass es auch einfach und unkritisch zu handeln ist. Aber nun von Anfang an:
Am 16.05.14 sind wir mit dem Dingi nochmal nach Mindelo in die Marina gefahren um auszuklarieren (was problemlos funktioniert hat) und außerdem haben wir noch frisches Obst und Gemüse und auch Brot gekauft. Danach haben wir das Dingi ordentlich fest gebunden und dann sind wir Anker aufgegangen und an die Wasser- und Dieseltankstelle der Marina gefahren. Zum Glück haben wir dort nur kurz festgemacht, denn das Meer war so aufgewühlt und der Wind so kräftig, dass es uns stark in die Festmacher eingeruckt hat. Wir haben dann ca. 500 l Wasser getankt (für ca. 10 euro) und dann konnte es gegen 17:00 UTC endlich los gehen. In der Bucht von Mindelo haben wir dann gleich das Großsegel gesetzt und dann konnte es raus aufs offene Meer gehen. Zu Beginn sind wir sehr gut von der Insel weggekommen, dann haben wir leider die Abdeckung von Santo Antao gespürt, sodass wir 1,5 h motoren mussten, da die Segel sonst zu stark geschlagen hätten. Danach kamen Wind und Welle wieder aus N-NO und wir
sind gut voran gekommen. Allerdings kam die Welle leider nicht nur aus N-NO, sondern auch aus Richtungen, die wir uns gar nicht erklären konnten, sodass die Wellen manchmal stark gegen den Steuerbordrumpf geschlagen haben, dabei kamen leider auch oftmals fliegende Fische mit, die wir dann manchmal erst Stunden später verendet irgendwo auf dem Vorschiff oder an der Seite gefunden haben. Zu Beginn war ich nicht ganz topfit, aber da es nicht viel zu tun gab, durfte ich erstmal viel schlafen und mich an die Schiffsbewegungen gewöhnen und Sven hat mal wieder das Schiff alleine im Griff gehabt. Dazu muss man aber auch sagen, dass es nicht allzu viel zu tun gab, das Großsegel war mit einem Bullenstander gegen eine Patenthalse gesichert und das Vorsegel war mit dem Spinnakerbaum ausgebaumt und stand wie eine eins. Am 17.05. waren die Bedingungen dann unverändert und wir sind weiterhin gut voran gekommen. Am Abend haben wir immer unsere Position über Kurzwelle übermittelt, dazu senden wir eine email mit unserer Position an das Winlink-System, das uns dann umgehend eine Bestätigungs-email zurück schickt und so unsere Position auf der Karte angezeigt werden kann. Leider haben wir dann aber erfahren, dass das dieses Mal wohl nicht so ganz funktioniert hat, deswegen haben wir dann unsere Position auch noch an die Homepage geschickt. Unser abendliches Funken hat jedes Mal auch 1-2 Stunden in Anspruch genommen, aber dafür hatten wir dann auch wieder einen Wetterbericht für die nächsten 3 Tage. In der Zeit des Funkens müssen wir von Hand steuern, da sich Autopilot und Funkverkehr gleichzeitig stören. Man mag jetzt denken, dass es ja nicht so schlimm ist mal 1-2 Stunden zu steuern, denn schließlich steuert der Freizeitsegler, wenn er denn mal Zeit hat zum Segeln ausschließlich und mit Freude selber. Aber wenn man eine längere Zeit unterwegs ist, dann will man wirklich nicht eine Sekunde am Steuer stehen müssen. Dies kann man erst nachvollziehen, wenn man selbst man eine längere Strecke mit kleiner Crew gesegelt ist. Ein Charterurlaub mit 6 Personen und einer Nachtfahrt in 2 Wochen gilt da natürlich nicht als Vergleich, denn da freut man sich eher noch, wenn man mal in der Nacht für 2 Stunden steuern „darf“. Ein jeder Fahrtensegler wird sich also darum bemühen einen möglichst tüchtigen Autopiloten an Bord zu haben, und so sind Diskussionen über Autopiloten unter Fahrtenseglern ein Lieblingsthema. Auch am 18.05. wehte der Wind weiterhin mit 5-6 Bft, tagsüber meist etwas schwächer als in der Nacht und zu Sonnenaufgang und Sonnenuntergang immer etwas stärker. Am 19.05. wurde der Wind wie erwartet etwas schwächer, aber auch das Meer wurde ruhiger, so sind wir immer noch gut und vor allem ruhig voran gekommen. Mir ging es mittlerweile wieder recht gut, und so konnte auch Sven in der Nacht mehrere Stunden am Stück durchschlafen, während ich Hörspiele hörte und für den Fall, dass ich einschlafen sollte einen Wecker gestellt habe. Spätestens alle halbe Stunde schaute sich einer von uns gründlich um, doch viel zu sehen gab es in den zwei Wochen nicht, nur am Tag nach der Abfahrt haben wir 2 Frachtschiffe gesehen und dann erst wieder am Tag der Ankunft, aber auch nur im AIS und nicht mit dem Auge. Am 20.05. hatten wir ein Viertel der Strecke hinter uns, das Wasser hatte mittlerweile schon 30°C und so feierten wir meinen Geburtstag bei schwachem Wind, wobei unser Felix ganz ruhig gesegelt ist. Ich bekam sogar einen Strauß zum Geburtstag! Allerdings bestand dieser nicht aus Blumen sondern aus Lollies! Außerdem gab es einen neuen Bikini und Svens Arduino hatte ein Geburtstagsständchen für mich gespielt. Am Abend hat Sven dann noch eine schöne Gemüsepfanne für uns gekocht und so war es ein ruhiger aber schöner Geburtstag. Vielen Dank an alle, die mir gratuliert haben, leider kann ich mich momentan nicht persönlich bedanken, da die Internetsituation sehr schlecht ist. Ich hoffe, dass ich das aber bald nachholen kann!
Am 21.05. hatten wir bereits ein Drittel der Strecke hinter uns und der Wind kam wieder voll zurück. Gegen 22:00 UTC (da ist es schon dunkel) stand das Großsegel plötzlich back, d.h. ohne Bullenstander hätten wir jetzt eine Patenthalse gemacht, so ist nicht viel passiert. Wir sind sofort selbst ans Steuer und haben das Schiff wieder vor den Wind gebracht, dabei haben wir gemerkt, dass die Windrichtung nicht mehr so stetig ist und auch die Stärke stark schwankt. Wir sind davon ausgegangen, dass wir nun in einen Squall hinein gefahren sind (sehen tut man ja nichts). Sven steuerte erstmal von Hand während ich den Himmel beobachtete und immer wieder tiefschwarze Wolkenfelder zuerst von vorne nach hinten und dann von hinten nach vorne an uns vorbei ziehen sah. Das Meer wurde auch unruhiger, da die Wellen durch den unsteten Wind nicht mehr nur aus einer Richtung kamen. Gegen 23:30 UTC schien es sich wieder zu stabilisieren und Sven schaltete den Autopiloten wieder ein, doch kurz darauf lief Felix schon wieder aus der Spur und das Segel stand wieder back. Kurzes Nachschauen hat gezeigt: Der Autopilot bewegt das Ruder nur noch in eine Richtung und nicht mehr in die andere, so konnte er natürlich nicht den gewünschten Kurs halten. Leider ging es mir durch die ruppigen Bewegungen wieder schlechter und ich musste mich hinlegen, Sven steuerte das Schiff also erstmal von Hand. In den frühen Morgenstunden wurde es immer ruhiger, sodass das Schiff auch ohne zu steuern kurzzeitig nicht aus dem Ruder lief und so hatte Sven Zeit sich auf die Fehlersuche zu begeben. Ich konnte ihm dabei leider nicht helfen, Sven hatte mir dann auch sofort ein neues Scopolaminpfalster aufgeklebt, was meinen Zustand bestimmt etwas verbessert hat. Sven hatte schnell herausgefunden, dass das Problem beim Autopiloten an einem klemmenden Steuerrelais lag, welches nicht mehr zuverlässig durchschaltete, deswegen nur noch die einseitige Ruderbewegung. Mit Stirnlampe bewaffnet und immer
abwechselnd am Steuer, um den Kurs zu korrigieren und über dem zerlegten Autopiloten kniend war Sven also mitten in der Nacht dabei das Relais wieder gängig zu bekommen und morgens gegen 05:00 UTC war es dann soweit, der Autopliot bewegte die Ruder wieder zuverlässig in beide Richtungen. Gott sei Dank! Aber würde er das auch für die nächsten 10 Tage machen? Während Sven am Steuer stand erschrickt er plötzlich und man hörte einen Knall, da ist doch tatsächlich ein fliegender Fisch (ca. 20 cm lang) an seiner Schulter vorbei geflogen und direkt an die Scheibe über dem Steuerrad mit einem Rumms geknallt und danach auf den Boden der Plicht, wo ich ihn dann mit einem Kescher eingefangen und ihn dann wieder ins Meer verfrachtet habe. Nur ca. 30 cm weiter nach rechts und ich hätte ihn auf dem Sofa einsammeln können. Das doofe an den fliegenden Fischen ist, dass sie überall ihre Schuppen verlieren, auch jetzt finden wir manchmal noch eine Schuppe irgendwo. Mir gings dann auch wieder
besser und so konnte Sven endlich mal ein paar Stunden schlafen. Doch wir waren dann natürlich nicht mehr ganz so entspannt und waren immer darauf gefasst, dass der Autopilot womöglich wieder ausfallen könnte. Wir haben das Großsegel wieder ins 1. Reff gesetzt, sodass wir zwar etwas langsamer wurden (ca. 0,5 kt) aber dafür sind wir die Wellen, die nicht genau von hinten gekommen sind, nicht schräg herunter gesurft, so hatte der Autopilot dann weniger Arbeit, denn lieber wollten wir etwas später ankommen aber dafür mit funktionierendem Autopiloten.
Am Abend des 22.05. wurde der Wind dann wieder etwas stärker, sodass wir ins Groß das 2.Reff gebunden haben, auch die Welle wurde höher und schneller. In der Nacht hatten wir permanent 20-30 kt Wind, was Felix im 2.Reff natürlich locker weggesteckt hat und auch der Autopilot funktionierte immer noch tadellos. Ein Hoch auf meinen Schiffsmechaniker, der mal wieder den Fehler entdeckt hat und auch beheben konnte!! Am 23.05. hatten wir nur noch weniger als 1000 sm vor uns. Die Nacht auf den 24.05. haben wir zügig hinter uns gebracht aber auch etwas unruhig, da wir wieder mal Wellen aus unterschiedlichen Richtungen hatten, woher auch immer diese kamen, denn der Wind wehte seit Tagen konstant aus der gleichen Richtung. Noch vor Sonnenaufgang kam zum kräftigen Wind auch der erste Regen hinzu. Die Sonne schaffte es erst gegen 13:00 UTC die Wolken zu durchbrechen, doch dann wurde es sehr schnell sehr warm. Mittlerweile hatten wir die Hälfte der Strecke hinter uns und waren nun wieder entspannter was die Funktionstüchtigkeit unseres Autopiloten anging. Die Wassertemperatur betrug mittlerweile schon 32,5 Grad. Auch tagsüber gab es nun manchmal kleine Regenschauer. Auch die Nacht auf den 25.05. war etwas unruhiger aber wir kamen weiterhin gut voran und mussten nichts an der Segelstellung ändern. Wie die meiste Zeit sind wir unter Schmetterlingsbeseglung mit ausgebaumter Genua unterwegs gewesen. Vor Sonnenaufgang dann wieder ein Regenschauer, vor, während und nach dem Schauer wurde der Wind immer etwas schwächer, drehte bis zu 20 Grad. Am Nachmittag backte Sven Brötchen mit einer Brotbackmischung, zu der man nur noch Wasser hinzufügen musste. Da Sven ja mit Teig eher nicht so kann, versuchte ich ihm Tipps zu geben, vor allem, dass er nicht zu viel Wasser nehmen darf, sonst klebt im der Teig überall. Keine 5 min später war er schon am Jammern, denn der Teig klebte ihm an jedem Finger (Foto folgt). Also kam noch eine gewaltige Menge Mehl dazu und gemeinsam bekamen wir dann einen guten Hefeteig hin und die fertigen Brötchen schmeckten uns mit gesalzener Butter sehr gut.
Wir lagen weiterhin sehr ruhig vor Welle und Wind und kamen recht gut voran. Bisher waren wir sehr zufrieden mit den Wetterbedingungen, der Wetterbericht stimmte sehr gut mit der Wirklichkeit überein. Am Nachmittag war das Wetter durchwachsen, zunächst ließ der Wind nach, sodass wir sehr langsam wurden, doch innerhalb von 5 min kam der Wind dann plötzlich wieder zurück (15-20 kt) und brachte auch Regen mit. Ständig wechselten sich Wind und Regen ab, was auch teilweise Winddrehungen bis zu 40 Grad zur Folge hatte. Dank unseres innen montierten Zusatzinstruments, das wir bequem vom Sofa aus liegend ablesen können, können wir immer sehen woher der Wind kommt, wie stark er weht und wie schnell wir sind, ohne raus gehen zu müssen. So können wir sehr schnell auf plötzliche Wetterveränderungen reagieren und die Segel ggf. anpassen. Wir möchten nicht mehr auf den Luxus dieses Zusatzinstrumentes verzichten wollten, auch wenn man im ersten Moment seinen Nutzen nicht erkennt. Die Nacht auf den 26.05. war sehr angenehm, da der Wind nun wieder sehr konstant mit 13-20 kt wehte und die Welle moderat genau von hinten kam. In dieser Nacht gab es keinen Regen und so konnten wir erstmals einen traumhaften Sternenhimmel sehen. Wir hatten nun zwei Drittel der Strecke hinter uns und wir begannen schon zu rechnen, wann wir wohl ankommen würden. Der Tag verging schnell. Die Nacht brachte dann wie fast immer etwas mehr Wind (20-30 kt), leider war auch das Meer wieder etwas unruhiger und so wackelte es wieder mehr.
Am 27.05. hatten wir schon drei Viertel der Strecke hinter uns und fuhren eher etwas untertakelt, um unsere Ankunft auf Freitag nach Sonnenaufgang zu verzögern. Am 28.05. hatte das Wasser dann schon beachtliche 34,5 Grad, tagsüber hatten wir im Schiff bis zu 31 Grad, aber wir konnten die oberen Schiebefenster etwas öffnen, so hatten wir immer schön frische Luft im Schiff. Am 29.05. gab’s dann nochmal etwas Nieselregen, am Abend hatten wir weniger nur noch 100 sm vor uns. Wir sahen seit Mindelo das erste Frachtschiff als AIS-Signal. In den frühen Morgenstunden des 30.05. merkten wir, dass uns die Strömung, die in der Nähe der südamerikanischen Küste von Süden nach Norden zieht immer stärker wurde und uns überraschend stark nach Norden versetzte. Dass diese Strömung existiert, wussten wir, aber die Strömungskarten geben hier eine Strömung von 0,5-1,5 Knoten an. Umso weiter wir segelten, umso mehr mussten wir nun unseren Kurs korrigieren, bis wir schließlich hart am Wind gegen die Welle gesegelt sind und 3 Knoten Strömung gegen uns hatten. Der Wind wurde auch nicht weniger und leider auch nicht die Welle. Unser Felix ist zügig am Wind gesegelt, aber bei 3 Knoten Gegenströmung haben wir es kaum noch in die gewünschte Richtung geschafft. Das Wetter wurde dann auch immer ungemütlicher und gegen 06:00 UTC stieg der Wind von 15-20 kt auf permanente 30 kt und gleichzeitig hatte es auch noch wie aus Kübeln geregnet (hier ist zur Zeit Regenzeit). Zum Glück hatten wir die Segel stark gerefft. Wir waren dabei die ganze Zeit draußen, da wir immer wieder die Segel trimmen mussten. Das ging dann 3 Stunden lang so, bis endlich die Sonne aufging. Wir waren vom Regen bereits total durchweicht und Felix ist die ganze Zeit hart am Wind gegen die Welle geknallt.
Trotzdem ist er super gesegelt und hat die hohen Wellen und den starken Wind perfekt weggesteckt. Gegen 10:30 UTC, nachdem wir manchmal mit nicht mal einem einzigen Knoten über Grund in Richtung unseres Ziels Kourou gekommen sind (durchs Wasser sind wir allerdings mit 5-6 Knoten gesegelt!) und keine Wetteränderung in Sicht war, haben wir entschieden Kourou nicht anzulaufen und weiter zum Grenzfluss Maroni (zwischen franz. Guyana und Suriname) zu fahren, das waren dann noch ca. 90 sm. Nach Kourou wären es noch knappe 40 sm gewesen, wir hätten also noch nahezu 40 Stunden unter widrigen Bedingungen gebraucht und das wollten wir nicht auf uns nehmen und auch nicht das Schiff so hart belasten. Nachdem wir unseren Kurs dann auf nordwestliche Richtung geändert haben, war das Segeln ein Unterschied wie Tag und Nacht. Davor zügiges, aber auch lautes Segeln und hartes Einschlagen in die Welle, danach ruhiges und auch zügiges Segeln ohne ein Schlagen oder große Bewegungen an Bord, das
kam mir zu Gute, denn natürlich wurde mir wieder schlecht bei dem harten Kurs Richtung Kourou. Da am 30.05. der Himmel nicht aufklarte, haben wir zum ersten Mal auf dieser Strecke unsere Batterien mit der Maschine laden müssen, da wir befürchteten, dass die Sonne an diesem Tag gar nicht mehr rauskommt. Am Nachmittag wurde es dann doch noch freundlicher, der Wind war zwar recht schwach, die Welle aber auch und wir segelten gemütlich Richtung neuem Ziel. Wir kümmerten uns dann um die Zeiten von Hoch- und Niedrigwasser im Maroni River (dafür haben wir ein Computerprogramm), denn wegen der starken Strömung mit auslaufendem Wasser aus dem Fluss würden wir es nur schwer in den Fluss hinein schaffen. Doch alle Rechnerei nutzte nichts, wir würden wohl mitten in der Nacht vor der Flussmündung ankommen, und außerdem stimmte die Tide nicht für eine Einfahrt. Desweiteren konnten wir uns nicht darauf verlassen, dass die Flusseinfahrt betonnt und vor allem auch beleuchtet ist! Deswegen entschieden wir uns dazu in der Nacht so nah wie möglich an den Anfang des Fahrwassers der Flussmündung zu fahren und dort auf wenigen Metern Wassertiefe zu ankern, das Tageslicht abzuwarten und auch die richtige Tide, um dann mit einlaufendem Wasser nach Saint Laurent du Maroni zu kommen. Ursprünglich wollten wir hier nach Kourou ja sowieso hin. Um 00:45 UTC war es soweit, wir ließen den Anker auf 9 m Wassertiefe fallen. Bis dahin war der Wind recht schwach (ca. 10 kt) und die Welle war zwar vorhanden, aber wir sind davon ausgegangen, dass es für ein paar Stunden schon gehen würde. Doch kaum hatten wir unsere Ankerposition gefunden, legte der Wind zu und wir hatten wieder bis zu 20 kt Wind. Dank der vorhanden Strömung hat es uns leider ungünstig zur Welle gestellt, die mit dem Wind natürlich auch zunahm und so ging es auf und ab und das Vorschiff knallte stark in die ankommende Welle ein. Der Anker hielt dennoch sehr gut (der Untergrund war schlammig) und da wir sehr müde und erschöpft waren, sind wir auch tatsächlich eingeschlafen. Spätestens um 03:30 UTC waren wir beide plötzlich hellwach, denn wieder mal innerhalb kürzester Zeit war der Wind auf über 30 kt angestiegen, die Welle wurde noch höher und wir setzten noch stärker in die Welle ein. Es begann sehr stark zu regnen und da das alles noch nicht genug war fing es auch noch an zu blitzen. Im Schnitt alle 30-60 Sekunden war der Himmel taghell beleuchtet. Es war kein gutes Gefühl mitten auf dem Meer der einzige Blitzableiter und dem Wetter hemmungslos ausgeliefert zu sein. Alle unsere Sinne waren gespannt doch tun konnten wir dennoch nichts. Doch auch diese Nacht ging irgendwann vorbei und es wurde endlich heller. Sobald es hell genug war um wenigstens sehen zu können, was direkt vor uns liegt, sind wir Anker auf gegangen, was bei einem Vorschiff, das ca. 1-2 m hoch und runter hüpfte ein Abenteuer war. Doch alles haben wir im Team wieder super hin bekommen und dann ging es in Richtung Wind und Welle Richtung Flussmündung. Zuerst sind wir motort, aber dann konnten wir noch einige Meilen bequem den Fluss hinauf segeln. Das Fahrwasser in den Maroni River ist zwar betonnt, doch wir hatten die richtige Entscheidung getroffen auf Tageslicht zu warten, denn bei Nacht wäre die Betonnung nicht zu identifizieren gewesen, außerdem sind die Tonnen im Fluss nicht beleuchtet (die Ansteuertonnen vor der Flussmündung sind allerdings beleuchtet). Kaum waren wir im Fluss wurden wir dann für die Strapazen der letzten 2 Tage entschädigt. Um uns rum begann der tropische Regenwald, das Wasser wurde immer bräuner und die Wälder immer grüner und dichter. Dann kam nochmal ein kräftiger Regenschauer, den wir für eine ausgiebige Dusche nutzen konnten. Das tat gut, endlich wieder richtig sauber zu sein! Da es im Fluss sehr ruhig war, konnte ich die Zeit nutzen um wieder etwas Ordnung ins Schiff zu bekommen, und da vor allem ich sehr ausgehungert war, habe ich mich gleich schon an die Herstellung eines Hefeteigs für Pizza gemacht. Die letzten Meilen vor Saint Laurent du Maroni waren dann nochmal etwas spannend, da wir mittlerweile Niedrigwasser war und unser Tiefenmesser manchmal nur noch 1,3 m angezeigt hat. Bald konnte man auch schon die ersten Häuser sehen und auch einige Segelmasten wurden sichtbar. Direkt vor St. Laurent du Maroni liegt eine ?Insel?, zumindest sieht sie von weitem so aus, doch beim Näherkommen wurde klar, das ist keine Insel, sondern ein bewachsenes Schiffswrack, das vor Vegetation in satten Grüntönen nur so strotzt. Hinter diesem Wrack lagen bereits eine franz. Yacht, eine dänische und eine aus Kanada. Dort haben wir unseren Anker auf 2-5 m (je nach Tide) fallen gelassen und waren überglücklich endlich angekommen zu sein! Es war ruhig, die Sonne schien und wir waren wieder mit dem Wetter versöhnt! Ausgehungert haben wir die Pizza genossen, haben unsere Uhren, die bisher auf UTC standen auf UTC-3 (Ortszeit) gestellt, haben die Segel ordentlich verräumt und sind dann sehr früh ins Bett gegangen. Nach 12 Stunden Tiefschlaf zeigte sich der Ankerplatz am nächsten Morgen immer noch freundlich und auch der Regen ließ nicht lange auf sich warten. Da die Temperaturen hier nun wirklich sehr hoch sind und auch vom Wasser keine Kühlung mehr zu erwarten ist (es hat hier 35 Grad) haben wir nun über die Plicht eine Plane gespannt, die uns viel Schatten bringt uns außerdem können wir damit etwas Regenwasser sammeln.
Den Sonntag verbrachten wir mit Erholen auf dem Schiff, außerdem wollten wir sehen, wie sich Felix bei der starken Strömung hier im Fluss ausrichtet. Ein deftiger Linseneintopf gab uns dann weiter Kraft. In der Nacht haben wir wieder tief und fest geschlafen. Am Montag früh machten wir uns dann mit dem Dingi auf zu einem Steg, der hier direkt am Ufer angebracht ist, dort fahren auch die Pirogen ab, mit denen man sich zum anderen Ufer (Suriname) fahren lassen kann. Da wir ja eigentlich in Kourou einklarieren wo
llten, wussten wir nicht wo wir hier hinmussten, also führte uns unser erster Weg zur örtlichen Polizeistation, dort war man sehr freundlich und schickte uns weiter am Fluss entlang, dort würden wir die „bac international“ finden, wo wir einklarieren könnten. Nach ca. 30 min gemütlichem Fußmarsch haben wir das Gebäude dann gefunden, der Mann konnte nur wenig englisch, aber mit meinem wenigem französisch konnten wir ihm erklären woher wir kamen und was wir wollten. Als er das verstanden hatte wollte er nur unsere Ausweise sehen und hat ohne irgendetwas aufzuschreiben einen Stempel mit Datum in unsere Pässe gemacht, wenn wir weiter fahren bekommen wir dann wieder einen Stempel. So einfach geht das hier! Gekostet hat uns dieser Stempel nichts. Der Rückweg führte dann durchs Industriegebiet, wo wir einen recht großen Supermarkt (Super U) gefunden haben, dort bekommt man so gut wie alles, aber die Preise sind hier verhältnismäßig teuer, und leider ist die Obst-und Gemüseauswahl nicht sehr groß und günstig schon gar nicht. Zurück Richtung Innenstadt sahen wir einige Restaurants und Minimärkte, die aber kaum etwas Frisches vorrätig haben, sondern hauptsächlich Konserven, Getränke und Tiefkühlware. Ein Internetcafe haben wir auch schon gefunden, ganz billig ist es nicht, für eine halbe Stunde bezahlt man 1,50 euro. Leider sind die Tastaturen natürlich französisch, sodass man schon für die Anmeldung in seinen E-Mail Accounts etwas länger braucht, da man alle benötigten Zeichen erstmal finden muss. Aber immerhin gibt es ein Internetcafe, man kann wohl auch seinen eigenen Laptop mitbringen und sich dann ins Internet einloggen, das würde natürlich vieles vereinfachen. Der Ort ist übersichtlich, hier leben ca. 40000 Menschen. Auf dem Weg zurück zum Schiff haben wir Halt bei unseren dänischen Nachbarn gemacht, die uns viele nützliche Informationen gegeben haben. Mittwochs und Samstag gibt es hier wohl einen großen Markt, dort bekommt man dann auch frisches Obst und Gemüse. Da freuen wir uns sehr darauf, denn die letzten Tage haben wir uns hauptsächlich aus Konserven ernährt. Außerdem gibt es in nicht allzu großer Entfernung anscheinend einen öffentlichen Wasserhahn, wo man umsonst Kanister auffüllen kann, die Wasserqualität sei dabei sehr gut. Einen Waschsalon haben wir auch noch gefunden, für 8 kg bezahlt man 5 euro, das werden wir in den nächsten Tagen sicher mal ausnutzen. Jetzt brauchen wir ja nicht mehr viel zum Anziehen und dafür reicht dann in Zukunft hoffentlich das Regenwasser aus, das wir sammeln können.
Das einzige Manko hier ist das Ankern. Der Anker hält in dem schlammigen Untergrund sehr gut, aber durch die ständige Strömung, die ja alle 6 Stunden die Richtung ändert, richten wir uns nicht wie gewohnt im Wind aus, sondern eben nach der Strömung, die das Schiff stärker ausrichtet als der vorherrschende Wind. Kommt dann allerdings eine starke Windböe, dann will sich das Schiff natürlich wieder im Wind ausrichten. Wird der Wind wieder schwächer, gewinnt die Strömung wieder Oberhand und wir drehen wieder zurück. Das wäre an sich alles kein Problem, wenn dabei unser Anker immer vor dem Schiff bliebe, doch dieser liegt dann irgendwo unter/hinter/neben unserem Schiff und so kann die Ankerkette bei einer Schiffsdrehung an einem der beiden Rümpfe reiben. Wir haben nun schon einige Konstruktionen mit zusätzlichen Leinen versucht, aber ideal ist das trotzdem noch nicht.
Hier werden wir nun erstmal eine Zeitlang bleiben, einen Monat wohl mindestens. Danach wollen wir weiter nach Suriname, dort wollen wir dann zur Hauptstadt Paramaribo. Von dort werden wir wohl direkt nach Trinidad oder Tobago segeln und dann weiter in die Karibik. Dafür müssen wir aber die Hurrican Saison abwarten, die ja gerade erst beginnt, also haben wir noch mindestens bis November Zeit hier in den Flüssen das Leben zu genießen!