2013-05-31 (In Fecamp angekommen)
Sind heute morgen pünktlich in Dieppe los gefahren und konnten auch wieder gleich das Großsegel setzen. Der Wind kam leider nicht ganz aus der gewünschten Richtung, aber wir konnten noch sehr gut hoch am Wind segeln und sind auch gut voran gekommen. Auf Höhe des Atomkraftwerks Paluel haben wir immer mehr an Höhe verloren, also haben wir eine Wende machen müssen, um wieder mehr Höhe zu gewinnen. Doch danach zurück auf Kurs wird klar, der Wind lässt weiter nach (nur noch 8 Knoten) und kommt auch immer mehr von vorne. Noch einmal sind wir hochgekreuzt, aber letztendlich hieß es dann doch für uns, dass wir den Motor anwerfen mussten. Weniger als 8 Knoten sind einfach zu wenig, um hart am Wind gut voran zu kommen und die Steilküste kam schließlich immer näher, aber da waren wir nur noch 6 Seemeilen von Fecamp entfernt.
Täler liegen immer in Einschnitten in der Küste.
Das Atmokraftwerk Paluel.
Hafeneinfahrt in Dieppe.
Wir machen bei wenig Wind gut Fahrt.
Hafen in Dieppe.
Apropos, Blue Felix kann, wenn er richtig getrimmt ist bis zu 40 Grad am (scheinbaren) Wind hoch segeln. Das ist für einen Katamaran richtig gut und besser als wir erwartet hätten. Das klappt aber nur, wenn die Wellen nicht zu hoch sind und ihn beim Eintauchen in die Welle nicht abbremsen, denn ansonsten neigt er dazu leicht in den Wind zu drehen, da der Luv-Bug ja zuerst in die Welle eintaucht, dadurch leicht abgebremst wird und damit ein leichtes Anluven bewirkt. Bei stärkerem Seegang schaffen wir aber immerhin noch einen Wendewinkel von 100 Grad, was modernere Katamarane (und übrigens auch Mono-Langkieler) auch nicht besser können. Wenn der Seegang moderat ist und die Segel richtig getrimmt sind (Vorsegel ordentlich dicht geholt, Genua-Hohlepunkte ziemlich weit vorne, Traveller leicht in Luv und Großschot ganz dicht) läuft BF nicht aus dem Ruder und bleibt stundenlang auf Kurs. Der Autopilot kann dann sogar ausgeschaltet bleiben, was natürlich Energie spart. So sind wir bei 3 bft und 40 Grad am scheinbaren Wind noch 4 kn gesegelt. Wenn man auf 50 Grad abgefallen ist, ging die Geschwindigkeit gleich auf 5 kn hoch. An alle Interessierten, um weiteren Nachfragen vorzubeugen: mehr von BF Segeleigenschaften folgen immer, sobald wir was Neues dazu gelernt haben. Als nächstes großes Vorhaben wird dann wohl der Spinnaker dran sein.
Da wir leider nicht so schnell voran gekommen sind wie geplant, weil der Wind wieder mal zu schwach war (jetzt „beschweren“ wir uns echt schon über zu wenig Wind! Und am Anfang wollten wir bloß nicht zu viel haben!), haben wir doch noch etwas Strömung gegen uns bekommen, da hätten wir unter Segel keine Chance gehabt. Die Einfahrt von Fecamp war sehr gut auzumachen, allerdings war auch die Strömung ganz schön stark! Also sind wir ziemlich schräg in die Einfahrt hinein gefahren, weil der Versatz durch die Strömung so stark war. Aber sobald man etwas hinter den Wellenbrechern ist, wird es auch ganz schnell ruhig, dann heißt es für mich, ab aufs Vorschiff, Fender und Festmacher vorbereiten. Dabei ist es wirklich ganz praktisch, dass die Einfahrten recht lang sind. Draußen auf See will ich das lieber nicht machen, wenn es nicht sein muss, da ist es doch etwas ungemütlich. Also erstmal beide Seiten gleichmäßig abfendern und an alle Klampen Festmacher, man weiß ja nicht was einen erwartet. Wir haben auch immer einen Festmacher an einer Klampe an der seitlichen Mitte von Felix. Zu zweit ist das ganz praktisch, denn wenn ich mit dem mittleren Festmacher das Schiff erstmal an der Klampe an Land habe, dann kann eigentlich nichts mehr passieren. Bin ich stattdessen am Bug des Schiffes, dann kann uns eine Böe schon unser Heck vom Steg weg treiben noch bevor ich den Festmacher fest habe, da kann ich es dann nicht schnell genug nach hinten schaffen. Durch unseren großen Aufbau sind wir für kurze, schnelle Böen sehr anfällig. Und wenn ihr euch jetzt vorstellt, wir machen uns halt kurz fest und dann liegen wir in die Sonne, dann habt ihr euch leider getäuscht. Erstmal muss das Schiff richtig festgemacht werden, alle Fender angepasst werden. Die Maschinen werden ausgemacht und auch sonst alles abgestellt, was wir zur Navigation etc. benötigt haben. Wir sind auch verpflichtet ein Logbuch zu führen, dort vermerken wir, wann wir wo angekommen sind, wann wir wohin fahren wollen, wie das Wetter ist, was es für Vorkommnisse unterwegs gab, ob wir gesegelt sind oder unter Motor gefahren sind und und und. Wenn das Schiff sicher festgemacht ist, mache ich mich auf zum Hafenmeister, bewaffnet mit Papieren, Ausweisen und natürlich Geld. Dort muss meistens ein Formular ausgefüllt werden, wer wir sind, was wir für ein Schiff haben, woher wir kommen und wohin wir fahren. Aus der Schiffsgröße (meistens nur der Länge, manchmal aber auch zusätzlich noch der Breite) wir dann unsere Gebühr berechnet. Dann wird noch geklärt ob es Strom und Wasser am Steg gibt, ob es einen Code oder eine Magnetkarte für die Duschen gibt (und ob man dafür Geld oder Marken benötigt), ob Internet verfügbar ist. Noch einen Blick über das Wetter, das beim Hafenmeister aushängt. Wenn es einen gibt, dann noch schnell einen Stadtplan mitgenommen und zurück aufs Schiff. Dort muss dann wieder alles versorgt werden, was wir vor der Abfahrt in Sicherheit gebracht haben. Bis dann alles wieder an seinem Platz ist (Schwimmwesten, Handschuhe, Mütze (ja, so was brauchen wir!!!), Ölzeug, … ), dann ist auch schon wieder einige Zeit vergangen. Dann schauen wir meist nach dem Wetter und nach der Route für den nächsten Törn um zu entscheiden ob wir am nächsten Tag gleich weiter fahren wollen und vor allem wann. Dann reicht die Zeit noch um sich den Ort anzuschauen in dem man angekommen ist, noch kurz im Supermarkt vorbei und dann ist der Tag meist auch schon rum und wir schlafen wir die Murmeltiere!
Wir finden immer besser in diesen Rhythmus hinein und fühlen uns hier wirklich wie zu hause und uns fehlt nichts. Wir essen immer gut, wir kommen mit der Navigation immer besser zurecht, und sie nimmt auch immer weniger Zeit in der Planung in Anspruch, wir können das Wetter besser einschätzen, Felix funktioniert und wir lernen ihn so langsam richtig zu segeln, da wir hier endlich die Möglichkeit haben, alle Segel zu setzen und einfach mal zu testen, wie wir die Segel trimmen müssen um die maximale Geschwindigkeit herauszuholen. Es geht uns also sehr gut!
2013-06-01 (Fecamp)
Heute scheint sogar die Sonne! Und da der Wind fürs Wochenende eher einschläfernd ist und wir als nächstes 80 Meilen vor uns haben (nach Cherbourg), bleiben wir erstmal hier. Am Montag soll es besser aussehen. Heute sind dann kleine Ausbesserungsarbeiten angesagt und natürlich einkaufen! Am Nachmittag sind wir durch die Stadt gelaufen, hier gibt es so allerhand Kirchen. Einen Flohmarkt gab es auch und auch sonst haben wir so ziemlich alles gesehen. Morgen wollen wir dann noch die „Chapelle Notre-Dame de Salut“ anschauen, dazu müssen wir aber zuerst mal das Kap Fagnet erklimmen, was immerhin hier in der Gegend das höchste Kap mit 110 m Höhe ist.
Unser Liegeplat in Fecamp am Kap Fagnet.
Blick aus unserem Wohnzimmer über das Kap in Fecamp.
Das erste Outdoor Frühstück (natürlich mit Baguette).
Auf dem Weg zurück zu Felix mit den Einkäufen.
Fecamp
So eine gestapelte Bootslagerung haben wir auch noch nicht gesehen, wir wissen auch nicht wie man die Schiffe da wieder runter bekommt.
Rolls Royce. Es findet gerade ein Oldtimertreffen statt.
Triumph Spitfire 1500
Strand in Fecamp, im Hintergrund Hafeneinfahrt und das Kap.
Hafeneinfahrt Fecamp.
Hier noch ein paar Bilder der letzten Tage:
Der Zoll hat uns gerade kontrolliert.
Erste (erfolglose) Angelversuche.
In Boulogne sur Mer.
In Boulogne sur Mer.