Heute kommt das Schiff aus dem Wasser. Um 8 aufgestanden, Batterien (Verbraucher und Ankerwinsch) abgeklemmt. Wassertanks bis auf Reserve abgelassen, dann Frostschutz (spezielles Mittel für Brauchwasser) eingefüllt und an jedem Wasserhahn im Schiff solange Wasser laufenlassen, bis Wasser mit Frostschutz rauskam (Küche, Bad und Heckdusche). Seetoilette ebenfalls mit Frostschutz geflutet. Letzte Aufbauarbeiten und fertig packen. Um halb 10 ging’s dann los. In die Gurte des Hebekrans gefahren, dann etwas aufwärts, so dass die Gurte gerade gespannt waren. Zum Glück habe ich mich vorher nochmals schlau gemacht, wo genau die Schotts in den Rümpfen sind (da sind die Rümpfe durch Querverstrebungen verstärkt). Genau dort müssen die Gurte angreifen. Schließlich liegen an diesen Stellen jeweils 6 / 4 Tonnen Gewicht auf. Alles ging soweit gut, Blue Felix hing stabil in den Gurten. Vor dem endgültigen Auskranen noch Frostschutzmittel in die Seewasserfilter für die äußere Motorkühlung bei laufenden Maschinen geschüttet, bis die Brühe hinten wieder durch die Auspuffrohre rauskam. Damit verhindert man ein Einfrieren des Kühlwasserkreislaufes im Winter. Dann Maschinen aus und Starterbatterie auch noch abgeklemmt. Das war unser Teil. Jetzt kamen die Herren vom Winterlager dran. Blue Felix wurde ganz hoch gehievt, dann Hafentrailer drunter und das Vermessen begann.
Da wir mit unserer Rumpfform dann doch nicht in den Standard passen, mußte aufbauend auf einem Standard-Trailer ein Katamaran-Trailer konstruiert werden. 3 Stunden lang wurden Stahl-Träger erst mit der Flex, dann mit dem Plasma-Brenner zerlegt um dann wieder passend zusammen geschweißt zu werden. Danach unters Schiff damit. Alles scheint zu passen. Jedoch müssen noch die Auflagepunkte auf den Trailer mit passenden Holzkeilen unterfüttert werden. D.h. Schiff 1 cm ab, Druckpunkte kontrollieren, nachbessern, wieder von vorn. Das hat dann eine weitere Stunde gedauert, aber dann stand Blue Felix sicher auf seinem Winter-Trailer. Unglaublich wieviel Mühe sich die Jungs gegeben haben. Das war ihr erster Katamaran. Trotzdem mehr als professionell. Wir sind sehr beruhigt. Und das obwohl man gar nicht beschreiben kann, was das für ein ungutes Gefühl ist, wenn das Schiff an den Gurten hängt, denen man vom gesunden Menschenverstand her gar nicht zutraut, die enorme Last tragen zu können. Dann noch mit der Leiter hoch aufs Schiff und die Winter-Persenning über die Plicht. Um 14:20 Uhr geht unser Zug ab Heerenveen. Ton fährt uns von Lemmer mit seinem Auto hin, wir erreichen den Zug „just in time“. Vielen Dank ,Ton! Um halb 2 nachts dann mit dem letzten Zug wieder gut in KN angekommen. Am Samstag dann den ganzen Tag gepennt. Und am darauffolgenden Sonntag dann noch den halben…
Toll war‘s! Und zu jeder Zeit völlig unkritisch. Blue Felix hat in jeder Situation Sicherheit vermittelt. Und das obwohl es ordentlich gekachelt hat in der Nordsee. Und das nachts. Und dann die engen Kanäle in Holland, die Schleusen und Brücken. Die Anlegemanöver in engen überfüllten Häfen. Vor allem auch die Navigation, die Sabine mit Bravour gemeistert hat. Ich bezweifle, ob ich das so hinbekommen hätte! Im Nachhinein alles „kein“ Problem. Als ob wir nie etwas anderes gemacht hätten. Dem nächsten Törn (IJsselmeer zu den Kanaren) schauen wir bedeutend entspannter entgegen…