Brandblasen, Tanzen und letzte Planungen

Am Freitag ging es wieder ähnlich zu. Diesmal waren das Gästezimmer und die Abstellkammer dran, während nebenher immer wieder kleine Reparaturabeiten erledigt wurden. Einkaufen stand wieder auf der Tagesordnung, weil wir vor hatten am Samstag aus Barth auszulaufen. Einerseits war es absolut notwendig, das Schiff in so weit auf Vordermann zu bringen, dass wir wissen wo alles ist und aber auch schlafen und essen können (und natürlich auch das Bad benutzen können, allerdings steht das reinigungstechnisch immer etwas auf der Warteliste, weil wir es schlicht und einfach nicht so dringend benötigen, die Toilette funktioniert allerdings nach Svens Zerlegung wieder…), andererseits war das Wetter einfach zu schlecht um auszulaufen.

Leider habe ich es am Freitag geschafft gleich unsere Erste-Hilfe-Vorräte benutzen zu müssen. Habe nicht daran gedacht, dass auf einem Gasherd Metallgriffe an einem Metalltopf auch heiß werden, jetzt weiß ich das aber auch…

Am Freitag Abend stellte sich dann noch heraus, dass die Werft Rammin, in der das Schiff bisher untergebracht war, 10 jähriges Jubiläum feierte. Dort gab es doch tatsächlich live-Musik, Bier, Kuchen und Gegrilltes. Und das alles umsonst!

Nach einer kurzen Tanzeinlage sind wir aber dann auch wieder zurück zum Schiff um die Planung für den nächsten Tag  durchzusprechen. Bevor wir den Hafen verlassen, wollten wir aber noch Wasser tanken, da unsere Tanks beide leer waren. Das heißt also für uns wieder relativ früh ins Bett, damit für unseren ersten Törn mit Felix gut ausgeschlafen sind.

Die Küche ist benutzbar!

Heute haben wir erst mal ausgeschlafen und ausgiebig in unserem gemütlichen Wohnzimmer gefrühstückt. Anschließend war die Werkstatt im Backbordrumpf an der Reihe. Gleichzeitig habe ich die Küche auf Vordermann gebracht. Dabei kam so einiges interessantes ans Tageslicht. Außerdem merken wir bei jedem weiteren Aufräumen, dass wir ganz schön viel Stauraum haben.

Nachdem abends die Küche benutzbar war, haben wir uns dann zum ersten Mal etwas gekocht, es gab Spaghetti Bolognese, sie waren einfach nur lecker. Ach ja, um natürlich kochen zu können, muß vorher eingekauft werden. Dank Klappfahrrad und großem Rucksack ist das erst mal nicht so tragisch, aber wenn man mehrmals literweise Getränke an Bord bringt, dann freut man sich auch, wenn man endlich wieder da ist. Aber ich möchte gar nicht daran denken, wie das ohne Fahrrad wäre…

Unser neues Schlafzimmer!

Am Dienstag Abend (17.07.12) habe ich mich dann mit der gleichen Zugverbindung wie Sven auf den Weg nach Barth gemacht, ebenfalls mit viel Gepäck, unter anderem Bettwäsche und Handtücher und was man noch so im Urlaub braucht. Am Mittwoch Vormittag bin auch ich endlich in Barth angekommen. Nachdem wir dann nochmal gemeinsam aufs Schiff gefahren sind um die letzten Formalitäten zu klären, war es endlich soweit: Blue Felix gehört nun ganz offiziell uns.

Ab Mittwoch haben wir dann nur noch im Schiff innen gearbeitet. Dazu ist Sven bisher natürlich nicht auch noch gekommen. Und 7 Zimmer wollen erst mal aufgeräumt, geordnet und geputzt werden. Als erstes mußte das Schlafzimmer dran glauben, denn schließlich verbringen wir dort in den nächsten zwei Wochen viel Zeit, da wollen wir es auch gemütlich haben.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: eine sehr bequeme Matratze mit den Maßen 1,30 m * 1,95 m. Und die von zu Hause mitgebrachten Daunenkissen machen das ganz sehr gemütlich und wir haben uns sofort wohl gefühlt. Wenn wir nicht gerade im Hafen am Steg liegen und uns jeder zu den Fenstern hineinschauen kann, können wir die Vorhänge offen lassen und sehen live den Sonnenuntergang und den Sternenhimmel. In der ersten Nacht haben wir sehr sehr tief und gut geschlafen. Ich hatte ja noch Schlafmangel von der langen Zugfahrt und Sven steckte die Arbeit der letzten Tage in den Knochen.

afloat!

Heute war es dann nun so weit, Kranen war angesagt. Leider gibt’s kein Bild wie Blue Felix in den Gurten hängt, weil das war so: Vormittags war der Krantermin geplant aber da hat es ziemlich gekachelt und dann hieß es nachmittags flaut es wohl ab. Um 12 Uhr waren alle dann sowieso in der Mittagspause und so sind der (noch) Eigner und ich dann auch was essen gegangen. Als wir wieder bei der Werft waren sahen wir das Schiff dann schon in den Gurten auf dem Kran hängen. Auf die Frage, ob wir wohl was verpasst hätten, hieß es nordisch kühl nur „nee, wieso, ist doch noch nicht im Wasser“. Aus den Gurten fahren war ziemlich tricky, weil der Wind direkt von achtern geblasen hat wie irre und zum manövrieren nur wenige Zentimeter auf jeder Seite Luft waren. Dann an den Takelsteg gefahren und Mast gestellt und aufgetakelt. Die ganze Aktion hat bis halbwegs klar Schiff dann doch auch den ganzen Tag gedauert. Morgen folgt dann der erste Segeltörn!

Makroprocessing!

Maststufen sind ein Segen, vor allem, wenn man vor dem Mast stellen mal was vergessen hat vorzubereiten bzw. wenn sich was vertörnt hat.

Gefühlte eine Million Kabel (Oberwanten, Unterwanten, Vorstag, Babystag, 2x Achterstag) sowie Fallen (Spifall, Genuafall, Topnant, Großfall, Dirk) sind zu sortieren.

Habe fertig! JUHU!!!

Weiter geht’s morgen mit einem Übungsschlag und dann kommt Sabine am Mittwoch an Bord und dann geht’s los gen Nordostseekanal, ganz auf uns alleine gestellt mit dem Riesenpott. Massives Bauchweh macht sich bemerkbar, wenn ich da genau drüber nachdenke… Internet ist dann unterwegs dann auch eher sporadisch verfügbar, darum eher keine täglichen Updates mehr!

Antifouling makes my heart swing!

Wenn das Unterwasserschiff nicht mit einer Bewuchs-hemmenden Farbe gestrichen wird, hat man innerhalb einer Woche einen Unterwasser-Rasen gezüchtet, inklusive Muschelfarm. Dagegen hilft ein Antifouling-Anstrich, der regelmäßig (abhängig vom Gewässer und vor allem der Wassertemperatur), auf jeden Fall jedoch einmal im Jahr, erneuert werden muss. Das ist eine ziemliche Drecksarbeit, da das Zeugs nicht gerade gesundheitsfördernd ist („Giftfarbe“).

So tat ich heute:

Noch von gestern fertig zu machen: Gelcoat reparieren. Hier noch mit Tesa drüber.

Jetzt mit Tesa unten. Als nächstes muss geschliffen werden, erst grob, dann fein.

Und so sieht’s dann fertig aus. Man sieht fast nix mehr! Das liegt allerdings hauptsächlich an der Unfähigkeit meines Handtelefons ordentlich zu fokussieren…

Armor all! Stilleben im Badezimmer mit 90° Phasensprung.

Armor shoes!

BB Rumpf fast fertig, am Bug ist noch der alte Anstrich zu sehen, über den übergestrichen wird.

Der Faltpropeller zugeklappt mit frisch gestrichenem Saildrive und niegelnagelneuer Opferanode am BB Rumpf.

Das Tagewerk ist vollbracht! IST SIE NICHT SCHÖN? (rhetorische Frage!)

Darauf im Barther Hafen ein Bier aus Lübz!

am Montag geht’s ins Wasser…

…so der Plan. Davor aber ist noch „marginal“ was zu tun. Die Marginalität ist natürlich gelogen, ich bin jetzt seit 2 Tagen dran und kein Ende ist in Sicht. Sportbootfahrerschicksal. Hier ein paar Eindrücke:

Anreise Barth (Ostsee), 17 (in Worten siebzehn) Stunden mit dem Zug. Man beachte das Datum auf der Uhr. Aber: jeder Zug kam (halbwegs) pünktlich, alles ging glatt. Und das bei meinem Zug-Fahr-Glück!

Löcher in der Plicht. Wer macht denn so was? Und warum?

Die Opferanode des Ruderblattes hat ihre besten Zeiten (ich glaube schon letzte, bzw. vorletzte Saison oder die davor?) gesehen.

Das beste Erbstück ever: Danke Onkel Walter für Deine Bohrmaschine! Ist ein wenig so, als würdest Du mir selber helfen…

Relingsnetz = üble Stolperfalle, vom Vorbesitzer als Kind-ins-Wasser-Prävention angebracht, ist bei uns (erstmal noch) überflüssig.

Am Steuerstand klafft noch ein Loch in der Wand (hinter dem Schlüsselanhänger), warum auch immer, und Kabel vom Kartenplotter müssen noch verlegt werden.

Nur eines meiner 2 momentanen Fortbewegungsmittel ist einsatzbereit…

Mit Bohrmaschine und eingespannter Drahtbürste bearbeiteter Faltpropeller. Glänzt fast! Muss nur noch ’ne neue Opferanode für’n Saildrive her. Mal sehen, wo ich die herbekomme…

Abendessen am Yachthafen. In der Tüte ist ein Döner (in der Weinflasche ist natürlich Wein). Das kostet hier 3 Euronen. Ich hatte einen Bärenhunger nach der ganzen Schafferei und hab’s nicht ganz geschafft, so mächtig war das. In Konstanz hätte das das doppelte gekostet, dafür wär’s nur die Hälfte gewesen. Ossis…

So schaut ein zerlegter Faltpropeller aus. Musste sein, um an die Opferanode für das Saildrive ran zu kommen.

Beim Chandler um die Ecke, keine 2 Klappfahrradminuten (kfm, meine neue Einheit für Entfernungen „on the dry“) die letzten! beiden! vorrätigen! Opferanoden für einen Yanmar Saildrive erstanden. Und das am Samstag Vormittag, eine halbe Stunde vor Ladenschluss. O-Ton Chandler: Da haben Sie aber unverschämtes Glück, dass ich da noch eine da habe. Wie, sie brauchen noch eine? Im Lager hat er dann nach längerem Suchen noch eine gefunden (Katamaran Business, alles ist doppelt so teuer). Was für ein Glück??? Links alt, rechts neu.

Es pisst. Daher Pause im Trockenen. Mit Aussicht auf den „Balkon“. Der Kollege hinter mir ist unter Zuhilfenahme seiner Leiter schon ein? Bier trinken gegangen…

Abgeplatztes Antifouling am Unterwasserschiff Backbordseite durchs Kranen ins Winterlager, das wartet morgen auf mich…

Gelcoat Repair zur Schrammen ausbessern. Nennt mich den 2-Komponenten-Seren! Eine meiner leichtesten Übungen…

Da ist so eine Schramme im Gelcoat (äusserste weisse Schicht des GFK Schiffskörpers). Man muss das vorher mit der Drahtbürste sauber machen, dann mit Lösungsmittel fettfrei bekommen, dann mit Tesa drum herum abkleben, dann anmischen, dann auftragen, dann bis morgen warten und dann glatt schleifen (natürlich mit der Hand und mehrmals und Sandpapier mit verschiedenen Körnungen). Was ’n Spass. Das ist übrigens Reparaturstelle ca. Nr. 14 und mir tun die Griffel weh…

2-Komponenten-Seren (2kö) kann auch mit Epoxy! Hier der BB-Rumpf mit Epoxy auf Schramme. Morgen wird’s glatt geschliffen und dann 2 x Antifouling drüber. Nein, nicht nur auf die ausgebesserte Stelle sondern aufs ganze UW-Schiff und das in 2 Lagen. Das sind 2 x 2 x 10.4 m streichen. Mir tut jetzt schon der Arm weh, wenn ich nur dran denke. Btw., ich bin kurz davor den Verein „mehr Mitleid für Sportbootfahrer“ (MMFSBF e.V.) zu gründen…

Es geht los!

Nun ist es endlich so weit, bald werden wir unser Schiff wiedersehen. Wenn alles in Ordnung ist, dann werden wir es von der Ostsee in die Nordsee überführen.

Doch davor ist noch etwas Arbeit angesagt, sodass Sven erstmal am Unterwasserschiff arbeiten muss, bevor es endgültig los gehen kann. Leider kann ich ihm dabei nicht helfen, da ich sparsam mit meinem Urlaub haushalten muss. So werde ich später nachkommen und sein Werk staunend bewundern!

Mittlerweile haben wir so gut wie alle Vorbereitungen getroffen, Versicherungen wurden abgeschlossen, eine Rettungsinsel ist auch schon da, die (vorerst) letzten Pakete sind angekommen, darunter war auch unser neuer Vollschutz-Michelin-Männchen-wir-werden-nie-mehr-nass-Anzug. Dem Wetterbericht für die nächsten Monate nach zu urteilen, brauchen wir ihn wohl. Damit ihr auch mal sehen könnt, wie wir in voller Montur aussehen, haben wir ein Foto gemacht. Kaum mehr zu erkennen, wer den Anzug an hat…