Am Morgen des 28.07.12 sind wir im strömenden Regen aufgewacht. Unsere Nachbarn haben bereits um 08:00 Uhr den Hafen verlassen. Mit unserem holländischen Nachbarn haben wir uns auf 09:00 Uhr Abfahrt Richtung Schleuse Brunsbüttel geeinigt. Um uns dann mit der Strömung nach Cuxhaven treiben zu lassen. Ich habe berechnet, dass ein Auslaufen bis 11:00 Uhr und im Notfall auch noch bis 11:30 Uhr möglich wäre, ohne die volle Strömung gegenan zu bekommen. Der Regen war wirklich sehr stark und für die Nordsee waren Sturmboen vorhergesagt, sodass wir hin und her überlegten ob es Sinn macht auszulaufen. Wir entschieden uns erstmal dafür abzuwarten und weiter den Wetterbericht über UKW zu hören, der jede volle Stunde durchgesagt wird. Die Sturmwarnung für die Nordsee wurde abgeschwächt, der Himmel wurde wieder etwas freundlicher und so beschlossen wir gen Schleuse zu fahren.
Um 10:45 Uhr sind wir los gefahren. Wie immer hat Sven gesteuert und ich war für die Fender und Festmacher zuständig, doch da es gar nicht mehr so stark regnete wurde ich nur kaum nass. Nun war wieder mal eine deutsche Schleuse im NOK angesagt. Wir haben gesehen, dass eigentlich alle kleinen Schiffe zur alten Schleuse gefahren sind, das haben wir dann auch gemacht. Nun war die Schleusenkammer relativ groß und links und rechts an den glitschigen, total nedrigen Stegen war schon Boote festgemacht. Die Ampel war zwar auf grün, aber dank meiner „ German Gründlichkeit“ dachte ich, dass man natürlich fragen muss , wo man festmachen darf. Das habe ich dann auch brav gemacht. Leider war das wohl fehl am Platz. Denn auf die Frage wo wir festmachen sollen, erhielt ich nur ein: „Sind Sie blind???“ Dem Kerl an der Funkstation war es also scheiß egal wo wir festmachen, hauptsache wir fahren in die Kammer mit dem grünen Licht. Das darf man sich dann nicht zu Herzen nehmen, auch wenn es wirklich etwas schwer fällt. Denn schließlich wollte man ja alles richtig machen. Aber für alle, die auch vor haben auf dem NOK zu fahren hier unser Tip: Macht einfach was ihr wollt, fahrt dahin wo Platz ist und funkt niemanden an und kümmert euch um nichts. Und das mit der Bezahlung kann man sich wohl auch sparen, wie soll man denn irgendwo kontrolliert werden? Und dann kann man ja immer noch sagen, dass man als letzter in die Schleuse gekommen ist und einfach keine Zeit mehr war, zum Kiosk zu rennen um zu bezahlen.
Die Schleusung selbst war dann recht schnell erledigt. Als letzter kam dann noch unser holländischer Nachbar, diesmal längsseits zu uns. Sie haben sich doch noch entschieden, auch heute Richtung Cuxhaven zu fahren. Als wir aus der Schleuse ausfuhren, war das Wetter zwar nicht toll, aber auch nicht so schlecht, dass wir zu sehr durchgeschüttelt worden sind.
Die Fahrt nach Cuxhaven verlief im Prinzip reibungslos, aber erforderte doch unsere ganze Aufmerkmsamkeit, da wir uns ja im oder am Rande des Fahrwasser der „Großen“ befanden. Zum Glück war die Sicht gut, und geregnet hat es auch nicht mehr. Schon in Brunsbüttel haben wir beim Hafenmeister des Amerikahafens angerufen, um zu fragen, ob sie einen Platz für uns haben und ob sie eine Tankstelle haben. Und um natürlich einen sicheren Platz zu haben, damit wir Nils Eltern schon sagen konnten, wo sie uns finden werden. Eine Tankstelle gibt es im Amerikahafen leider nicht, so beschlossen wir im Yachthaven einen Tankstop an der 24h Tankstelle einzulegen. Die Strömung brachte uns ganz gut nach Cuxhaven, aber auch absolut quer unter voller Kraft beider Maschinen in die Hafeneinfahrt. Schon im Hafenhandbuch stand, dass in der schmalen Einfahrt gerne mal Strömungen bis zu 5 kt auftreten können. Ich denke die haben wir auch gespürt. Im Hafen selbst hieß es dann sofort vom Gas, da das Hafenbecken dagegen sehr ruhig war. Die Tankstelle war noch durch einen Briten belegt, der mir zu verstehen gab, dass die Tankstelle zwar funktioniert aber wir viel Zeit mitbringen sollten, da es nicht so einfach so, hier zu tanken. Nachdem die Briten die Tankstelle freigegeben haben, haben wir uns auf den Weg an den Tanksteg gemacht. Diesmal hat es nicht ganz so gut geklappt, sodass wir mehrere Anläufe gebraucht haben um endlich festmachen zu können. Aber wieder gab es nie eine kritische Situation. Es ist nur sehr schwierig Wind und ein bisschen Strömung richtig einzuschätzen, so landeten wir bei den ersten Versuchen einfach immer einen Meter vom Steg entfernt. Das Tanken selbst hat dann mit EC-Karte glücklicherweise sehr unkompliziert funktioniert. Auch die Sonne zeigte solangsam ihr Gesicht. Die Ausfahrt aus dem Yachthafen verlief wieder unter voller Kraft beider Maschinen, diesmal nicht ganz so quer. Ein Paar Meter weiter befindet sich dann die Einfahrt des Amerikahafens. Dort haben wir gegen 15:30 Uhr festgemacht. Am gleichen Steg waren auch wieder unsere holländischen Nachbarn aus Brunsbüttel mit ihrer „Anne Laura“. Nun kam die Sonne wirklich heraus, sodass wir erstmal den Wasseranschluss genutzt haben um Felix wieder etwas auf Vordermann zu bringen. Nach ein paar Stunden auf unruhiger See, sind alle Fenster voller Salz. Da wir durch diese Fenster schauen, wenn wir fahren und anlegen, sollten diese uns eine gute Sicht erlauben. Also wieder mal eine Runde rundrum Fenster putzen. Das ist das Manko, wenn man so viel Licht im Inneren haben möchte… Auch innen haben wir das Schiff nach dem Regen wieder aufgeklart, sodass es bald wieder gemütlich aussah. Während Sven dann das Abendessen vorbereitete, habe ich mich um die Navigation für die nächsten Tage gekümmert. Die Zeit drängte, wir wollten schließlich noch bis ins Ijsselmeer und hatten dafür nur noch eine Woche Zeit. Außerdem war das Wetter nicht gerade auf unserer Seite. Vor allem der Wind kam eigentlich immer aus der falschen Richtung: Genau von vorne! Ich habe alle Informationen hin und her gewälzt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es am meisten Sinn macht bis nach Norderney zu fahren. Sicher war ich mir damit nicht, da dies bedeutete, dass wir erst Nachts dort ankommen würden. Zu beachten war hierbei auch immer die Tide. Mit Strömungen gegenan sollte man nicht zu kämpfen haben! Unter leichter Verzweiflung und Unsicherheit was wir tun sollten, haben wir die „Anne Laura“ um Rat gefragt. Schon war der Holländer mit Karten bei uns. Und da er bereits wusste, dass wir ins Ijsselmeer wollten und etwas unter Zeitdruck standen, hat er uns empfohlen, die „Staande Mastroute“ zu nehmen. Das ist eine Route durch die holländischen Kanäle, die man mit stehendem Mast befahren kann, da alle auf dem Weg liegenden Brücken irgendwie geöffnet werden können. Das hörte sich schon mal sehr entspannt an, außerdem sparte es uns natürlich den Weg außenrum über die Nordsee. Bleibt die Frage, ob es sinnvoll ist, nach Norderney zu fahren. Zum Glück konnten wir hier von einem großen Erfahrungsschatz lernen, denn auch er hat diese Route bereits gemacht und meinte, dass es kein Problem sei noch vor Mitternacht in Norderney anzulegen, um dann am nächsten Tag bis nach Delfzijl zu kommen. Dort ist die Eingangsschleuse zu den Kanälen und dort können wir auch Karten für die Kanäle bekommen. Diese navigatorische Nachhilfe war sehr sehr hilfreich und wir sind sehr dankbar dafür. Doch danach rauchte mir wirklich der Kopf. Sven war die ganze Zeit damit beschäftigt zu kochen, und dann waren Nils Eltern und seine Schwester auch schon da. Nach einer kleinen Schiffsführung konnten wir dann alle noch schön gemütlich in der Abendsonne auf unserer schönen Terasse sitzen und das Essen genießen! Wir denken, dass unser süddeutscher Kartoffelsalat unseren norddeutschen Gästen gut geschmeckt hat!
Als unser Besuch wieder gegangen ist, haben wir uns nochmal die Route und das Wetter angeschaut. Und dann war klar: Abfahrt gegen 10:00 Uhr, spätestens 10:30 Uhr, damit wir mit dem auslaufenden Wasser auslaufen konnten.